Читать книгу Medizin der Erde - Susanne Fischer-Rizzi - Страница 36
Heilwirkung
ОглавлениеIn einer Hausapotheke sollte ein Fläschchen Blutwurztinktur oder das Wurzelpulver nicht fehlen. Beides kann man sich leicht selbst herstellen. Wegen des hohen Gerbstoffgehaltes reagiert die Blutwurz verschiedenen Substanzen, wie Eisen, Kupfer, Jod, Wismut, aber auch manchen Kräutern wie zum Beispiel Römischer Kamille gegenüber unverträglich. Es ist deshalb wichtig, bei der Verarbeitung der Wurzel darauf zu achten, die Blutwurz nicht mit rostendem Eisen oder den oben genannten Metallen in Kontakt zu bringen. Auch sollte man sie nicht mit Kamille zusammenmischen.
Innerhalb eines Jahres hat der Gerbstoffgehalt der Wurzel, des Pulvers und auch der Tinktur stark abgenommen. So sollte man nicht zu große Mengen verarbeiten und besser jedes Jahr neu den Tee, das Pulver und die Tinktur frisch herstellen. Wenn man das Obengenannte beachtet, kann eigentlich bei der Zubereitung der Blutwurzmedizin nichts mehr schiefgehen. Sie wird sich als zuverlässige und sichere Hilfe erweisen, wird zusammenziehend, blutstillend, stopfend, krampflösend, antibakteriell, antiallergisch und immunstärkend wirken.
Die Blutwurz wird innerlich und äußerlich gebraucht. Das erste Anwendungsgebiet sind akute und chronische Entzündungen des Dünn- und Dickdarmes, jegliche Art von Durchfällen wie Sommerdurchfälle, infektiöse Darmerkrankungen bis hin zu paratyphösen Durchfällen, Darmkatarrh, Darmblutungen und Brechdurchfällen. Auf eine Reise in Länder, in denen die Ansteckung durch infektiöse Darmerkrankungen leicht möglich ist, sollte man sich ein Fläschchen Blutwurztinktur, zu gleichen Teilen mit Storchschnabeltinktur gemischt, mitnehmen. Auch bei Magenund Darmblutungen hat sich die Blutwurz als zusätzliches Mittel bewährt.
Blutwurz stillt die übermäßigen Regelblutungen, abwechslungsweise eingenommen mit Hirtentäscheltee oder -tinktur.
Bei oben genannten Krankheiten greift man zur Tinktur, Dosis 3 x 40 Tropfen, in besonders akuten Fällen auch höher dosiert, oder zum Pulver, 3 x 1 Messerspitze. Das Pulver und die Tinktur haben sich wirksamer als der Tee erwiesen.
Äußerlich angewendet, ist die Blutwurz eines der besten Blutstillungsmittel. Sie eignet sich besonders gut bei stark blutenden Wunden und Schnitten. Dafür verwendet man Blutwurztee oder in Wasser verdünnte Blutwurztinktur für Umschläge und Kompressen. Wird die Blutwurz draußen in der Natur für akute Hilfe gebraucht, kann man die frische, längs aufgeschnittene Wurzel auf die Wunde legen. Sehr bald darauf hört die Wunde auf zu bluten.
Bei entzündetem, leicht blutendem und schwachem Zahnfleisch, Parodontose, Zahnfleischgeschwüren, bei allen Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenhöhle kann ich die Blutwurz nur wärmstens empfehlen. Ich gebrauche sie in Form von Tinktur zu Pinselungen oder als Zahnpulver.
Die rote Salbe aus der Blutwurz hilft bei Wundsein der Kinder, Ausschlägen, Hautunreinheiten, besonders bei nässenden Ekzemen, bei rauer, rissiger Haut, aufgesprungener Haut und Lippen, bei Hämorrhoiden, Erfrierungen und schlecht heilenden Wunden.
Die Wurzeln der Pflanze sind in der Apotheke als Tormentillae rhizoma erhältlich.
Die Blutwurz kann uns in so vielem helfen, wir sollten sie mit Dankbarkeit sammeln.
Kommission E
1988 wurde für die Blutwurz eine Positiv-Monographie erstellt. Ihr wurden Heilwirkungen zugesprochen bei: unspezifischen, akuten Durchfallserkrankungen, leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum.
Teezubereitung
Die Wurzel wird im zeitigen Frühjahr oder später, im Herbst gesammelt, wenn die Pflanze ihre ganzen Kräfte in die Wurzel gezogen hat. Wir graben sie vorsichtig aus, waschen und schneiden sie in kleine Stücke und trocknen sie sorgfältig, am besten ausgebreitet auf einem Tuch oder einem feinen Gitterrahmen. Beim Verarbeiten können wir die obligate Fünfzahl der Rosengewächse an der Blutwurz entdecken. Beim Durchschneiden der Wurzel erscheint an der Schnittstelle ein schwacher Fünfstern, der sich noch mehr zeigt, wenn die einzelnen abgeschnittenen Scheibchen trocknen. Für einen Tee nimmt man 1 Teelöffel der Wurzel, setzt sie mit kaltem Wasser an und kocht es bei zugedecktem Topf ca. 10 Minuten. 3 Tassen täglich.
Pulver
Das Pulver wird aus der getrockneten Wurzel bereitet. Wir können die getrockneten Wurzelstücke in einer Kaffeemühle mahlen, je feiner, je besser. Das Pulver sollte gut verschlossen in einem Schraubglas verwahrt werden. Keine Blechdose verwenden! Dosis: 3 x 1 Messerspitze. Pulver nur ein Jahr wirkungsvoll.
Tinktur
Die Tinktur wird am gehaltvollsten, wenn wir sie aus der frischen Wurzel zubereiten. Ich zerstampfe die gesäuberten Wurzeln in einem Steinmörser, fülle ein dunkles Schraubglas zur Hälfte damit und fülle mit 75-prozentigem Alkohol das Glas ganz voll. 2–3 Wochen ziehen lassen, öfter umschütteln, abseihen und in dunkle Tropfflaschen füllen. Dosis: mehrmals täglich bei Durchfall 30–50 Tropfen in Wasser oder Tee.
Blutwurzschnaps
Ein altes Volksheilmittel bei Magen- und Darm-Erkrankungen.
Man rechnet 1 Handvoll geschnittene, frische Blutwurzeln auf 1 Liter Obstler, Weinbrand, je nach Geschmack. Die Wurzeln übergießen, gut verschließen, ziehen lassen. Nach 2–3 Wochen abseihen. Bei Bedarf ein halbes Schnapsgläschen voll.
Blutwurzwein
2 Handvoll frisch geschnittene Blutwurzeln mit 1 Liter gutem Rotwein übergießen. 3 Wochen ziehen lassen, abseihen. Likörglasweise genießen. Rotwein und Blutwurz passen gut zusammen, da der Rotwein ebenfalls Gerbstoffe enthält.
Tabernaemontanus schreibt 1731 über diesen Wein (Vinum Tormentillae):
»Aus dem Tormentill kan man wie auß dem Fünffingerkraut einen nützlichen Wein machen. Der dienet wider die Haubtflüß / die außzutrucknen und zu verzehren: Deßgleichen vor der Lungensucht zu verhüten / den Weibern die Frucht im Leib zu stärken / der Mißgeburt zu wehren / und die Menschen vor der Vergifftung des pestilentzischen Luffts zu bewahren.
Zahnpulver
Blutwurz
Salbeiblätter
Lindenkohle
Alle Zutaten fein gepulvert zu gleichen Teilen mischen. Mit der Zahnbürste in das Zahnfleisch einmassieren. Einwirken lassen und gut ausspülen. Reinigt und stärkt das Zahnfleisch, wirkt Zahnfleischbluten entgegen. (Zur Herstellung von Lindenkohle siehe mein Buch »Mit der Wildnis verbunden«.)
Blutwurzsalbe
60 g Wollfett, pestizidfrei
15 ml Blutwurztinktur
1 Handvoll klein geschnittene frische Blutwurzeln
Das Wollfett schmelzen, die Wurzeln zugeben. Unter ständigem Rühren ca. 20 Minuten weiter erhitzen, aber nicht kochen. Durch ein Tuch seihen, nochmals erwärmen und die Tinktur gut unterrühren. Während des Erkaltens der Salbe öfter umrühren.
Wenn wir die Wurzel für Zubereitungen verwenden, brauchen wir das Kraut nicht wegzuwerfen. Wir können es trocknen, klein schneiden und in Magentees mischen. Es wirkt stärkend und kräftigend, wenn auch nicht so stark wie die Wurzel.
Die Blutwurz ist in der Apotheke als Tormentillae rhizoma erhältlich, ebenso die Tinktur.