Читать книгу Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text - Susanne Kabatnik - Страница 23
3.1.5. Genitivphrasen
ОглавлениеUnter den Erweiterungen der Funktionsnomen finden sich in der Forschungsliteratur Nominalphrasen im Genitiv, die die Funktionsnomen nominal attribuieren (Engel et al. 1999: 922; Żmigrodzki 2000: 119), wie z.B. ein Leben der Sorgen und Arbeit führen (Daniels 1963: 231), eine Analyse der Situation geben (Schmidt 1968: 51) oder im Besitz der bekannten Wahrheit bleiben (Hinderdael 1985: 261), vgl. die folgenden Beispiele aus den Wikipedia-Korpora (Hervorhebung S.K.):
1 In jeder Sendung wird eine Frage der Woche gestellt […].1
2 Entscheidungen des Arbeitskreises werden […] getroffen.2
3 […] woraus der Mensch befähigt ist, in Freiheit eine Antwort der Liebe zu geben […].3
Die Funktionsnomen Frage, Antwort und Entscheidung werden in den Beispielen (17)–(19) mit den Genitivphrasen der Woche, der Liebe und des Arbeitskreises erweitert, wodurch die nominal realisierten Inhalte zum einen zueinander in Beziehung gesetzt werden können: In (17) handelt es sich um eine Frage aus einer Woche im Sinne von ‚jede Woche gibt es eine andere Frage‘, wodurch die Fragen einer bestimmten Woche zugehörig sind. In (18) werden die Entscheidungen mit einem Arbeitskreis verknüpft – ‚der Arbeitskreis verursacht die Entscheidungen‘, wodurch das Funktionsnomen um Informationen zum Urheber spezifiziert wird. In (19) wird Antwort durch der Liebe näher beschrieben, im Sinne von Liebe als Eigenschaft der Antwort (vgl. Ágel 2017: 759f.; Engel et al. 1999: 927f.). Durch die Verknüpfung von Funktionsnomen und Genitivphrase können Informationen im Text durch zusätzliche Bedeutungsaspekte angereichert werden, d.h. Genitivattribute können Inhalte modifizieren und spezifizieren und tragen so zur Evaluierung im Text bei (vgl. Daniels 1963: 230ff.; Schmidt 1968: 49; Hinderdael 1985: 261; Schwarz-Friesel/Consten 2014: 140). Durch die nominale Form können Genitivattribute zum einen durch weitere sprachliche Einheiten, wie Artikelwörter (s. Kap. 3.1.1), Adjektive (s. Kap. 3.1.2), andere Nomen (s. Kap. 3.1.4–3.1.6) und Sätze (s. Kap. 3.1.7), erweitert werden und dadurch Informationen weiter verdichten sowie auf vorerwähnte Textreferenten verweisen, z.B. Entscheidungen des Arbeitskreises (18), und diese im Textverlauf wiederaufnehmen (vgl. Ágel 2017: 432f./759ff.; Adamzik 2016: 264; s. Kap. 3.4). Genitivattribute können Informationen durch Erweiterung nicht nur modifizieren oder verdichten, sie wiederaufnehmen und fortführen, sondern auch perspektivieren, denn je nach Art des Genitivattributs werden selegierte Relationen zum Ausdruck gebracht.
Funktionsnomen können durch Genitivphrasen attribuiert werden, durch die die Informationen im Text modifiziert, spezifiziert, verdichtet, perspektiviert und wiederaufgenommen werden können. In Bezug auf die Analyse von Funktionsverbgefügen im Textzusammenhang sollen sie daher von anderen nominalen Erweiterungen der Funktionsnomen abgegrenzt werden. Im Folgenden gehe ich auf präpositionale Erweiterungen von Funktionsnomen ein.