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3.1.7. Satzförmige Erweiterungen

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In der Forschungsliteratur zu Funktionsverbgefügen werden satzförmige Erweiterungen der Funktionsnomen aufgeführt, die nach ihren Satztypen subklassifiziert werden können (vgl. Daniels 1963: 233; Schmidt 1968: 52; Hinderdael 1985: 265; Popadić 1971: 52; Storrer 2006b: 173; 2013: 203; Żmigrodzki 2000: 135), wie z.B.:

 Relativsätze

1 […] die Erfahrung machen können, die ihm sein konservativer Vorgänger voraushatte (Popadić 1971: 52; Hervorhebung S.K.)

2 Er ertappte sich bei […] Entscheidungen, die er nur traf, um sich eine Last vorläufig vom Hals zu schaffen (Storrer 2013: 203; Hervorhebung S.K.)

 Konjunktionalsätze

1 …, vielleicht konnten Sie ihn auf den Gedanken bringen, daß ich dringend Geld brauche. (Hinderdael 1985: 266; Hervorhebung S.K.)

 Infinitivsätze

1 Als Glaubensgemeinschaft darf sie selber bei allem kirchlichen und gesellschaftlichen Einsatz nicht in die Versuchung geraten, auf die eigenen Leistungen statt auf Gott zu vertrauen. (Hinderdael 1985: 265; Hervorhebung S.K.)

 Direkte Rede

1 Wer … vor Augen hält, kann sehr wohl auf den Gedanken kommen: Ist hier aus der Botschaft vom wirklichen Jesus von Nazaret [sic!] nicht ein Erzählen von „Göttergeschichten“, also „Mythologie“ geworden? (Hinderdael 1985: 266)

 Indirekte Rede

1 …, daß ich niemals auf die Vermutung gekommen bin, diese Vorrichtung, …, könne schon seit langem gar keinen Zweck mehr erfüllen (Hinderdael 1985: 266)

In den Beispielen werden die Funktionsnomen Erfahrung, Entscheidung, Gedanken und Versuchung um Relativ-, Konjunktional- und Infinitivsätze sowie direkte und indirekte Rede erweitert und bilden satzförmige Erweiterungen im weiteren Sinn (vgl. Ágel 2017).1 Unter den aufgeführten Relativsätzen werden in der Forschungsliteratur zwei Typen unterschieden, nämlich Relativsatz Typ 1, bei dem das Funktionsverbgefüge im Matrixsatz steht und das Funktionsnomen durch einen Relativsatz erweitert wird, z.B. (23) Erfahrung machen, die […] (vgl. Popadić 1971: 52; Storrer 2006a: 173). Bei Relativsätzen des zweiten Typs werden die Funktionsnomen und -verben auf zwei Sätze verteilt: das Funktionsnomen wird um einen Relativsatz erweitert (vgl. Storrer 2006a: 173), in dem das Funktionsverb das Prädikat bildet, z.B. (24) Entscheidungen, die er nur traf. Für die aufgeführten Satztypen finden sich ähnliche Belege im Wikipedia-Korpus (Hervorhebung S.K.):

1 […] hat bereits eine schwere Entscheidung getroffen, die das Verhältnis zwischen ihm und seinem Partner zusätzlich belastet […].2

2 Die Antworten, die er gibt, haben für seine Gesprächspartner häufig einen beleidigenden oder entlarvenden Charakter.3

3 Im Frühjahr 2011 wurde endgültig die Entscheidung seitens der Britischen Olympic Association getroffen, dass die Mannschaft an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen wird.4

4 Propst Mösner und Albin Schwaiger trafen schließlich die Entscheidung, die meteorologischen Beobachtungen […] fortzusetzen […].5

5 […], indem er ihm 1903 die Frage stellte: "Kennen Sie Cézanne?"6

6 Auf diese Fragen gab ihm der fähigste unter den Befragten die Antwort, das Mittel, das man dazu benötige, sei nichts anderes als die Gerechtigkeit.7

Die Funktionsnomen Frage, Antwort und Entscheidung werden in den Beispielen (29)–(34) satzförmig erweitert: Ein Relativsatz Typ 1 wird in (29) realisiert – Typ 2 in (30), ein Konjunktionalsatz in (31), ein Infinitivsatz in (32) sowie direkte Rede in (33) und indirekte in (34) (vgl. Hinderdael 1985: 165f.; Ágel 2017: 770). Satzförmige Erweiterungen können in Bezug auf die Funktionsnomen verschiedene Funktionen erfüllen: Konjunktionalsätze können entsprechend ihrem Subjunktor verschiedene Illokutionstypen zum Ausdruck bringen, wie z.B. die Feststellung in (31), dass die Mannschaft an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen wird (vgl. Schwarz-Friesel/Consten 2014: 84; Engel et al. 1999: 477). Relativsätze können Funktionsnomen modifizieren, spezifizieren und situieren, wie z.B. in (29) Entscheidung […], die das Verhältnis […] belastet im Sinne von ‚belastende Entscheidung‘ (vgl. Schmidt 1968: 49; Hinderdael 1985: 217/266; Seifert 2004: 105ff.; Ágel 2017: 680ff.; Engel et al. 1999: 477ff.). Zudem nehmen die Relativpronomen die Funktionsnomen pronominal wieder auf, wodurch Informationen im Text weitergeführt werden können (vgl. Ágel 2017: 462ff./687; Ágel 2017: 884; Engel et al. 1999: 477; von Polenz 2008: 264; Schwarz-Friesel/Consten 2014: 104ff.; Adamzik 2016: 268). Durch die Erweiterung als Satz können die Funktionsnomen zudem um komplexe Informationen erweitert werden, d.h. um weitere Prädikate, Subjekte und Objekte, wie in (34) das Mittel, das man dazu benötige, sei nichts anderes als die Gerechtigkeit, d.h. satzförmige Erweiterungen können weitere Nominalphrasen (s. Kap. 3.1.5), Adjektivphrasen (s. Kap. 3.1.2), Präpositionalphrasen (s. Kap. 3.1.6) sowie weitere Sätze einbetten, wodurch vielschichtige und komplexe Informationen komprimiert werden können (vgl. Daniels 1963: 231).

Funktionsnomen können durch Sätze erweitert werden, wodurch komplexe Informationen im Text vermittelt werden können, wobei die Funktionsnomen nicht nur modifiziert und spezifiziert, sondern auch im Textverlauf weitergeführt werden können. Ich unterscheide die satzförmigen Erweiterungen der Funktionsnomen nach ihrem Satztyp.

Funktionsnomen können durch verschieden komplexe sprachliche Einheiten erweitert werden. Unter den Erweiterungen der Funktionsnomen finden sich Artikelwörter, Adjektive, Nomen und Sätze, die weiter subklassifiziert werden können: Artikelwörter werden nach ihrer Artikelklasse, wie z.B. (un)bestimmer Artikel, Possessiv- oder Demonstrativartikel unterschieden. Adjektive können zum einen semantisch voneinander abgegrenzt werden, z.B. in Bezug auf qualifizierende oder quantifizierende Funktionen; und zum anderen nach ihrem Komplexitätsgrad bezüglich der Ko- und Subordination von Elementen in der Adjektivphrase. Unterschieden werden von diesen adjektivischen Erweiterungen Ableitungen des Funktionsverbs, die als Funktionsverb-Partizipien das Funktionsnomen attribuieren können, wie z.B. die gestellten Fragen. Nominale Erweiterungen können morphosyntaktisch voneinander abgegrenzt werden: Zum einen können Funktionsnomen mit anderen Nomen Komposita bilden, zum anderen kommen nominale Erweiterungen in Form von Genitiv- und Präpositionalphrasen vor. Satzförmige Erweiterungen der Funktionsnomen können nach ihrem Satztyp subklassifiziert werden. Die gelisteten syntaktischen Erweiterungsmöglichkeiten der Nominalphrasen werden in der Forschungsliteratur mit der Modifikation, Spezifikation, Perspektivierung, Verdichtung und der Wiederaufnahme in Verbindung gebracht und sind für die Analyse von Funktionsverbgefügen im Textzusammenhang relevant. Im Folgenden gehe ich auf die Valenz von Funktionsverbgefügen ein.

Leistungen von Funktionsverbgefügen im Text

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