Читать книгу Von Levin und anderen Pferden - Sven Bastmann - Страница 15
„Pöpöchen“ voll
ОглавлениеIrgendwann einmal muss jedes Pferd zum Hufschmied. Nicht jedes lässt dieses dann so einfach über sich ergehen. Teils aus Angst oder aber auch aus Prinzip nicht. So, wie mir das vorkam, kannte Levin gar keinen Hufschmied. Er gab zwar beim Putzen mittlerer Weile die Hufe sehr gut, aber dann kam plötzlich der Onkel mit den Zangen und Feilen… Zunächst neugierig, gab er den ersten Vorderhuf. Das funktionierte wunderbar. Auch der zweite Vorderhuf – alles gut. Wir waren erstaunt. Aber dann… man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Seinem Alter entsprechend probiert er sich gerne mal aus. So auch hier. Dass die Arbeit ein paar Momente später wegen allgemeinen Lachkrämpfen unterbrochen werden musste, ahnte hier noch keiner. Bei den Hinterhufen benötigt der Hufschmied Hilfe. Da Levin die Hufe zwar ohne Probleme nach hinten hebt, aber dauerhaft nicht selbst hochhält, wurde ihm ein breiter Riemen um den Huf gelegt, mit den jemand dann den jeweiligen Huf sozusagen stützend hochhalten muss. Da ich, sagen wir mal, körperlich etwas eingeschränkt bin, bat ich einen der „schweren Jungs“, dieses doch zu übernehmen. Nach einer Weile bemerkte ich, dass der ehrenamtliche „Hufhalter“ immer mehr Schweißperlen auf der Stirn hatte und seine Gesichtsfarbe sich langsam von normal auf rosarot änderte. Auf meine diesbezügliche Frage, ob das denn so anstrengend ist, antwortete er lächelnder weise: „Das eigentlich nicht, aber dein Pferd stützt sich hier langsam immer mehr auf.“ Das rief den „Feilenonkel“ auf den Plan. Er legte sein Werkzeug bei Seite und deutete uns an, das Feld zu räumen nach dem Motto: „Haltet mal kurz Abstand.“ Dann nahm er den breiten Lederriemen und bratzte Levin voll eine auf die linke Hinterhand. Durch die Breite des Riemens tat es ihm nicht weh, aber es kam hier auch nur auf den Knall an. Danach ging er wieder seelenruhig an die Arbeit und sagte zu mir: „Beruhige ihn vorne mal ein bisschen.“ Die ersten Worte, die mir daraufhin einfielen, waren „Siehst du, jetzt hast du Pöpöchen voll bekommen.“ Nun ja, die Reaktion erfolgte nicht sofort, aber dann… Es wurde langsam hinten das Werkzeug abermals weggelegt und das Hinterbein erneut abgestellt. Daraufhin entfernten sich die beiden „Onkels“ in Richtung Stalltür und brachen in ein schallendes Gelächter aus. Kaum, dass diese sich beruhigt hatten, wurden sie von jemanden gefragt, warum sie denn so lachten, was erneut einen Lachkrampf auslöste. Ab diesem Tag war und ist Levin beim Hufschmied sozusagen fast ein „Vorzeigemodel“. Jedes Mal, wenn nun der „Feilenonkel“ kam, erzählten wir über Gott und die Welt, aber „Pöpöchen voll“ löst immer noch Gelächter aus.