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Erdbeben im Dunkeln
ОглавлениеDie Koppeln für den Winter im Pferdehof sind ziemlich groß. Da kann man schon mal zehn Minuten von der einen zur anderen Seite unterwegs sein.
Wenn sich dann auch noch Pferde auf so einer befinden und es zusätzlich noch dunkel (ich meine Stockfinster) ist, würde ich jedem abraten, sich alleine auf so eine zu begeben. Aber das ist, wie gesagt, nur meine Ansicht.
Eines Abends, ich half wieder dabei mit, die Pferde von der Koppel in den Stall zu holen, fehlte eins. Es war eine sehr bewegungsfaule Haflingerstute. Also nahm ich mir ein Halfter und eine Taschenlampe und machte mich leise fluchend auf den Weg, diese zu suchen. Sie konnte ja nur auf der Koppel geblieben sein. Habt ihr schon mal auf einer großen Koppel im Stockfinstern ein Pferd gesucht? Hatte ich, das muss ich ehrlicherweise gestehen, auch noch nicht. Aber alles war ja eigentlich gar nicht so schlimm, ich hatte ja eine großartige Taschenlampe mit. Nach gefühlten 100 Metern Fußmarsch bemerkte ich plötzlich, dass es irgendwie nach und nach immer dunkler wurde. Nein, das lag nicht an meinen Augen, sondern an der wunderschönen Taschenlampe. Die meinte nämlich, dass jetzt ihre Batterie so langsam alle war. Verflucht nochmal, warum sind Batterien immer alle, wenn man diese nun mal wirklich braucht? Da ein Nachtsichtgerät mit super Restlichtverstärker nun auch nicht unmittelbar zu meinen Besitztümern zählte, blieb mir weiter nichts übrig als einfach weiter zu gehen, den Namen der Stute zu rufen und auf mein Glück zu hoffen. Also latschte ich immer weiter und weiter bis ich plötzlich die Lichter von vorbeifahrenden Autos wahrnahm. Ich war also, immer noch „stutenlos“ am Ende der Koppel angekommen. Mit der Überlegung „Wo ist dieses verdammte Pferd nur?“ drehte ich mich um und wollte kraft meiner „absolutes Schwarzlicht“ ausstrahlenden und wunderschönen Taschenlampe zurück zum Ausgang, als plötzlich und völlig unerwartet ein, sagen wir mal, „Erdbeben der Stärke 7,0“ durch meinen gesamten Körper ging. Was war passiert? Ganz einfach, die Stute ist mir hinterhergelaufen und als ich mich abrupt umdrehte, sind wir beide einfach aneinander gekracht. Nachdem wir uns beide „sortiert“ hatten, legte ich ihr zunächst das Halfter an. Nun musste ich mich erst mal orientieren, wie wir beide am besten zurückkommen. Vor dem Eingang der Koppel befindet sich der kleine Parkplatz des Pferdehofs. Dieser wird von einer einsamen Straßenlaterne beleuchtet. Den Blick genau auf diese „Funzel“ in der Ferne gerichtet, marschierten wir los und kamen auch gut im Stall an.
Jetzt kann ich das Gefühl nachvollziehen, welches Seefahrer in einer sternen-losen Nacht auf See haben müssen, wenn sie plötzlich das einsame Licht eines Leuchtturms sehen.