Читать книгу Von Levin und anderen Pferden - Sven Bastmann - Страница 27
Reiterstübchen
ОглавлениеZu fast jedem Pferdehof gehört ein Aufenthaltsraum für Einsteller und Reitschüler etc. Dieser wird vielerorts als „Reiterstübchen“ bezeichnet.
So auch auf „unserem“ Pferdehof. Nur war dieser Raum langsam renovierungsbedürftig. Also machten wir uns daran, diesen zunächst erst einmal leer zu räumen. Anschließend wurde eine neue Decke eingezogen und die Wände richtig schön gemütlich gemalert. Nun musste das ganze natürlich noch über Nacht trocknen, bis wir den Raum mit Möbeln und Regalen wiederherrichten konnten.
Am gleichen Abend, also nach der ganzen Malerei, ging ich mit Jürgen noch in einen dem Stall angeschlossenen Wirtschaftsraum um die Pinsel, Farbtöpfe und anderes Werkzeug wegzuräumen. Da es draußen und damit auch im Stall mittlerer Weile recht „frisch“ geworden war, schlossen wir die Tür und genossen, wie echte Männer nach getaner Arbeit, ein Feierabendbierchen. Chris trieb unterdessen alleine die Pferde von der Koppel herein, welches wir durch lautes Hufgeklappere live mithören konnten. Dann wurde es still. Einen Moment später, ich nahm gerade einen kräftigen Schluck aus meiner Bierflasche (der Marke „alkoholfrei“), flog plötzlich die Tür auf und herein, begleitet von einem Schwall kalter Luft, kam Chris mit den Worten „Kommt mal schnell mit, es ist da was passiert…“. Fast hätte ich mich verschluckt. Also, schnell die Flaschen abgestellt und los. Ich muss gestehen, nicht nur mir gingen in diesem Moment alle möglichen „Schreckensszenarien“ durch den Kopf. Da sagte Chris, die uns immer noch voran eilte „…ist aber nichts so Schlimmes.“ und blieb abrupt vor dem Durchgang zum besagten Reiterstübchen stehen. Nur zum besseren Verständnis der Situation: Ungefähr in der Mitte der Stallgasse befindet sich, versehen mit einer großen Tür, ein etwas breiterer Durchgang zu einem Anbau, in dem sich die Sattelkammer und dahinter das Reiterstübchen nebst anderen Wirtschaftsräumen befinden. Die Tür im Durchgang zum Anbau wird immer geschlossen gehalten, wenn abends die Pferde hereingetrieben werden. Aber nun zurück zum eigentlichen Ereignis. Auf unsere Frage, was denn nun passiert sei, antwortete sie etwas spöttisch lächelnd und auf das Reiterstübchen deutend „Schaut doch da mal genau hin…“ Es dauerte eine Weile, bis sich unserer Augen an die im Anbau herrschende Dunkelheit gewöhnt hatten, denn dort war das Licht ausgeschaltet während der Stall, in dem wir ja noch standen, hell erleuchtet war. Aber dann… Wir trauten unseren Augen nicht. Da steckt doch ein „Pferdehintern“ in der Tür zum Reiterstübchen. Wir gingen dichter heran und tatsächlich, da hatte sich doch das Pferd eines Einstellers quasi „in der Box geirrt“ und ist mit seinem etwas ausladenden Hinterteil im etwas engeren Türrahmen stecken geblieben. Auf unsere verdutzten Blicke hin folge von Chris prompt die Erklärung: „Irgendwie fehlte ein Pferd. Das hab ich dann gesucht und hier gefunden…“ Nachdem sich die „allgemeine Heiterkeit“ etwas gelegt hatte, entgegnete Jürgen: „Gut, Pferd gefunden, aber wie bekommen wir das Tier denn da nun wieder heraus?“ Gelöst haben wir das Ganze dann, indem Chris Letzt Endlich über den Rücken der „verirrten“ Stute ins Reiterstübchen krabbelte, diese nach Kräften zum Rückwärtsgehen animierte während Jürgen, ich muss gestehen, etwas „lebensmüde“, nach Leibeskräften am Schweif zog. Nach einigem hin- und her ging der Plan dann auf und das Pferd konnte „ausgeparkt“ werden. Ich dagegen stand immer noch als Beobachter mit großen Augen da. Später erfuhr ich, dass es so etwas hier noch nicht gegeben hatte und wenn es nicht gerade diese sehr gutmütige Stute gewesen wäre, wir ein „wirkliches“ Problem gehabt hätten.