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Heudiebe
ОглавлениеSeit längerer Zeit stellte Chris fest, dass manchmal das in einer Stallecke lagernde Heu morgens weniger war als abends. Aber man kann sich ja auch irren. Als sie uns dieses berichtete, taten wir dieses etwas witzig mit der Bemerkung „Dann bekommt Levin halt etwas weniger Heu, der ist sowieso schon fett genug.“ ab. Wie gesagt, obwohl Levin in der Tat doch etwas pummelich über Winter geworden war (aber nur ein ganz bisschen), war diese Bemerkung wirklich als Witz gedacht und wir brachten dieses auch in keinerlei Zusammenhang mit dem fehlenden Heu. Einige Tage später bekam ich noch einmal eine Bitte von ihr. „Ihr müsst immer schön aufpassen, dass ihr abends, wenn ihr eure Pferde selbst in die Boxen bringt, die Boxentüren auch ordentlich verriegelt sind!“ Mit der Bemerkung „OK, machen wir eigentlich immer, aber wir achten jetzt besonders gut darauf.“ war auch diese Sache eigentlich „gegessen“ und wir brachten sie auch nicht in weiteren Zusammenhang mit dem fehlenden Heu. Die Boxentüren wurden also immer auf das peinlichste kontrolliert und die Sicherungshaken der Riegel ebenfalls. Nur die Sache mit dem wie aus Geisterhand über Nacht abnehmenden Heu blieb immer noch aktuell. Einige Tage später wurde der „Heudieb“ dann auf frischer Tat gestellt.
Jürgen arbeitet in der Landwirtschaft und muss, ihr könnt es euch denken, öfters in den frühen Morgenstunden auf die Felder zur Arbeit. Wie der Zufall es wollte, an jenem Tag sogar noch kurz vor Sonnenaufgang. Normalerweise trinkt er dann an der frischen Luft noch seinen „Guten-Morgen-Kaffee“, setzt sich anschließend auf seinen Traktor und düst los. Da es aber draußen noch recht frisch war, wollte er eben diesen besagten Kaffee etwas windgeschützt im Stall trinken und so gleich mal nach den Tieren sehen. Also begab er sich in den Stall, machte das Licht an und… da stand doch Levin in der „Heuecke“ und kaute genüsslich. Als dieser sich der Anwesenheit eines Menschen bewusstwurde, nahm er noch schnell einen Schwung Heu ins Maul und ging seelenruhig zurück in seine Box. Mit den Worten „Das gibt es doch gar nicht!“ verriegelte er die Boxentür und fuhr zur Arbeit.
Später beobachteten wir wieder durch einen Zufall, wie Levin das geschafft hat. Er fummelte solange mit der Zunge am Riegel herum, bis der Sicherheitshaken zurückklappte. Danach schnappte er sich den Riegel selbst mit den Lippen, bis er diesen ganz knapp zwischen die Vorderzähne bekam und schob diesen dann auf. Zwar hat die Boxentür weiter unten noch einen zweiten Riegel, aber der wurde von vielen nicht so wirklich beachtet und blieb ab und zu eben mal offen. Jetzt nicht mehr… und die Lehre aus der Geschicht: „Vergiss ja den unteren Riegel nicht!“