Читать книгу Von Levin und anderen Pferden - Sven Bastmann - Страница 17
Diebesgut
ОглавлениеViele Pferdebesitzer kennen das. Wenn ein junges Pferd mal für längere Zeit in der Box stehen muss ohne groß beschäftigt zu werden, kommen diese Tiere, wenn sie denn gewitzt genug sind, schnell mal auf „Dumme Gedanken“. So auch Levin.
Witterungsbedingt (es war tiefster Winter) konnte er, wie alle anderen Pferde auch, zwei Tage nicht auf die Koppel. Als wir ihn am zweiten Tag besuchten, zeigte er sich von seiner sehr angenehmen Seite und ließ sich von mir ausführlich am Kopf streicheln. Plötzlich aber hatte er wohl anscheinend genug und verzog sich eilends in die Box zurück. Warum das so war, erfuhr ich einen kurzen Moment später, als eine andere Einstellerin, die ihr Pferd gerade in der Nachbarbox putzte, lachend mit meiner Brieftasche in der Hand auf uns zukam und fragte, wem diese denn gehöre. Was war hier passiert? Levin war passiert. Ich hatte meine Brieftasche in die äußere Brusttasche meiner Jacke gesteckt. Das hat er wahrscheinlich beobachtet. Als ich ihn dann am Kopf ausführlich gestreichelt habe, hatte er dabei aber nichts weiter im Sinn, als mir die Brieftasche aus der Jacke zu ziehen. Lustig daran war aber, dass er diese zwischen seinen Lippen haltend der Nachbarin zum Geschenk machen wollte frei nach dem Motto „Schau mal, was ich hier für dich geklaut habe…“. Wir haben später erfahren, dass er so etwas schon öfters gemacht hat. Vielleicht stellen wir mal eine kleine Kiste in eine dunkle Ecke seiner Box und bringen ihm bei, alles Geklaute dort hinein zu legen. Abends ist dann immer „Ausschüttung…“
Er hatte bzw. hat aber noch andere Sachen drauf. Zum Beispiel Hüte vom Kopf klauen. Wenn der nun hutlose Besitzer sich diesen aus der Box zurückholen möchte, den Huf daraufstellen und diesen dann mit einem auffordernden Blick der Marke „Trau dich doch, wenn du kannst…“ anzusehen. Oftmals traute dieser sich dann eben nicht und es musste „anderes Personal“ diesen „zurück erobern“. Hier kann man die Qualität vieler Hüte nach der „Zurückeroberung“ sehr gut beurteilen. Viele lassen sich mit einiger Mühe wieder in Hutform bringen, andere sind dauerhaft nur noch als Unterlegscheibe oder so zu verwenden. Ein beklauter Hutinhaber verzichtete freiwillig auf die Rückgabe. Seine Kopfbedeckung erinnerte, nach dem Levin mit dieser fertig war, einem in eine ultraflache Hutform gepressten Pferdeapfel.
Aber damit nicht genug. Levin stellte sich kurz darauf auch als „Liebhaber“ von Bommelmützen heraus. Dieses Mal traf es eine meiner Reitbeteiligungen, speziell die, die zusammen mit mir von „Graui“ damals der Koppel verwiesen wurde. Wie schon zuvor erwähnt, war es Winter. Aber nach dem wir das „helle Ding“ am Himmel als Sonne identifiziert hatten, nahmen wir Levin und wollten eigentlich auf dem Reitplatz draußen ein paar Bodenübungen machen. Trotz herrlichstem Sonnenschein war es bitter kalt. Aus diesem Grund hatte das Mädchen eine hübsche weiße „Bummelmütze“ auf den Kopf. Die stand ihr sehr gut. Leider fand das Levin auch und schwubs war die Mütze vom Kopf. Sie zeigte Geduld und Verständnis, nahm ihm diese weg und setze sie sich wieder auf. Die wärmende Wirkung hielt aber nur ca. 20 Sekunden an, dann war es auf ihrem Kopf wieder sehr „luftig“ und ihre schicke weiße Mütze baumelte hoch oben am Bommel in Levins Maul wie eine Trophäe. Mit den Worten „Ok, du bist der Sieger.“ angelte sie sich ihre Mütze zurück und steckte sie, begleitet durch unser Lachen, in ihre Jackentasche. Nur der Bommel schaute noch heraus… Naja, ihr könnt euch denken was kam – kurz darauf baumelte die Mütze abermals in Levins Maul. Letztendlich blieb ihr weiter nichts übrig, als einem von uns die Mütze zu geben. So ist das halt mit jungen Pferden und Bommelmützen.
An dieser Stelle möchte ich der Geschichte wegen der sicher allgemeinen Heiterkeit etwas vorgreifen und noch einen, sozusagen, drauf setzen...