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David

Ikonium, Oktober 1096

Von Weitem erblickte David bereits den großen Hügel, um den sich die Stadt ausbreitete. »Ist das endlich unser Ziel?«, fragte er Heinrich, der apathisch neben ihm her schlurfte. Sie hatten sich im Sklavenzug wiedergetroffen. Unbarmherzig hatten die Seldschuken sie nach Süden getrieben. Der Durst war ihr ständiger Begleiter und der Staub der Straße legte sich als klebrige Schicht über die rissigen Lippen und trockenen Schleimhäute. David war sich bewusst, dass es für die ehemaligen Christen noch viel schlimmer sein musste. Bei jedem Schritt scheuerte die Kleidung an den wunden Gliedern der frisch Beschnittenen. Diejenigen, welche von Wundfieber und Durst entkräftet stürzten, erledigten die unbarmherzigen Reiter am Ende der traurigen Karawane mit einem Lanzenstich. Heinrich blickte nun doch noch auf, blieb aber stumm. Langsam wuchs der Hügel, der sich unnatürlich aus der Landschaft erhob, und David konnte Einzelheiten erkennen. Der Hügel war von einer Mauer umgeben und an der Nordseite, wo er am steilsten abfiel, ragte eine alte Kirche empor, oder war es eine Moschee? Schließlich erreichten sie die Stadt. Eine alte Mauer, deren schwarze Steine von Reihen roter Ziegel unterbrochen wurde, schützte auch die zu Füßen des Hügels liegende Stadt. Die Straßen waren voller Menschen. Einige blieben stehen und betrachteten die einziehenden Gestalten voller Mitleid, andere schauten fort oder machten Witze.

Man scheuchte sie in eine große Baracke nahe einem leer stehenden Markt. Erschöpft legte sich David zu Boden, doch ihm blieb keine Erholung vergönnt. Einer der Anführer zeigte mit seiner Peitsche auf ihn und rief etwas in seiner unverständlichen Sprache. Doch David hatte inzwischen gelernt, auf jeden Wink der Bewacher zu reagieren. Er erhob sich, so rasch es seine schmerzenden Glieder zuließen, und trat vor. Der Mann suchte noch einige andere aus, die einen noch nicht vollständig erschöpften Eindruck machten. Ein weiterer Aufseher drückte jedem von ihnen zwei Ledereimer in die Hände. David atmete auf. Sie sollten Wasser holen. Das war nicht nur besser als eine Bestrafung, es würde ihm auch ermöglichen, als einer der Ersten seinen Durst zu löschen. So schritt er willig hinter einem der Seldschuken wieder aus der Stadt hinaus. Doch sie mussten nicht lange laufen. Am Fuße des Hügels, der ihm schon von Weitem aufgefallen war, erblickte er sogar frisches Grün. Dorthin führte der Krieger sie.

»Sebil«, erklärte er barsch und zeigte auf einen kleinen achteckigen Pavillon. Und tatsächlich fand sich hier ein Brunnen. Offenbar durften alle, Stadtbewohner wie Reisende, hier Wasser schöpfen. Geduldig wartete David, bis die Männer vor ihm ihren Durst gelöscht und ihre Eimer gefüllt hatten. Der Seldschuke ließ sie gewähren. Auch David setzte seinen Eimer sogleich an die Lippen, als er endlich an der Reihe war. Das Gefühl des frischen Wassers im Mund war herrlich. Etliches lief ihm über das Gesicht und rann in sein staubiges Gewand, aber das kümmerte ihn nicht. Doch schon packte ihn jemand grob am Arm. Der Nächste war an der Reihe. Rasch füllte er beide Eimer und trat zur Seite.

Das Spital zu Jerusalem

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