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MIDI-PLÄNE
ОглавлениеVon unserem Liegeplatz in Kappeln an der Schlei unternahmen wir in den folgenden Jahren sehr schöne Rundtörns durch die dänische Südsee und gen Osten nach Hiddensee und Rügen, die Oder hinauf und durch die Kanäle in die Mecklenburgische Seenplatte, durch Berlin und auf der Elbe nach Hamburg. Unsere Honfleur zeigte sich sowohl den manchmal rauen Seebedingungen als auch den langsamen Fahrten in den engen Kanälen sehr gut gewachsen.
Jörns frühe Pensionierung bescherte uns 2005 die Chance, neue Reviere zu erkunden, denn nun konnten wir endlich mehr Zeit auf dem Wasser verbringen. Die Frage war nur, wohin sollte die Reise gehen?
In der 6. Klasse des Mädchen-Gymnasiums schrieb ich vor vielen, vielen Jahren einen Aufsatz mit dem Titel „Durch Flüsse und Kanäle zum Mittelmeer“. Dies veranlasste damals die Deutschlehrerin, meinen Eltern einen mahnenden Brief zu schreiben. Tenor: „Ihr Kind hat zu viel Phantasie. Durch Kanäle zum Mittelmeer? Das geht doch gar nicht!“
Aber irgendwie hatte mich die Idee wohl nie losgelassen, denn ich machte nun im Familienrat den Vorschlag, den Kurs nach Süden einzuschlagen und die französischen Kanäle zu erkunden. Ich sah vor mir: Baguettes, Käse, Rotwein, Canal du Midi. Jörn musste nicht lange mit sich ringen und fand den Vorschlag sehr gut. Er sah vor sich: Baguettes, Käse, Rotwein, Mittelmeer!
Im Winter planten wir sorgfältig die Route in den Süden. Der Weg sollte durch die Niederlande, Belgien und Frankreich verlaufen. Die weiter südlichen alternativen Wege Richtung Frankreich, etwa über die Mosel, kamen für uns nicht in Frage, weil wir den langen Weg rheinaufwärts vermeiden wollten.
Bis zum Canal du Midi würden wir 2300km fahren und 258 Schleusen bewältigen müssen, wir würden 360m berg- und wieder talwärts fahren, mit dem Scheitelpunkt in den Vogesen. Für die Strecke wollten wir uns viel Zeit nehmen, um Land und Leute kennen zu lernen. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, immer schön sutsche, rechneten wir mit 3 Monaten, wobei pro Tag nicht mehr als 5 Fahrstunden und pro Woche 2 Ruhetage eingeplant wurden.
Das Planungsprogramm „Waterguide“ erwies sich als sehr hilfreich für die Auswahl der Route und Berechnung der möglichen Etmale, weil es auch die Wartezeiten vor den Schleusen und Tunneln berücksichtigte. Der Tiefgang von 1,10m würde uns keine Probleme bereiten, aber die Durchfahrtshöhe durfte nicht mehr als 3,50m sein. Wir dachten uns eine praktische Konstruktion aus, um unseren Geräteträger von 4,30m ohne viel Aufwand stufenweise auf 3,15m legen zu können, und für die vielen vor uns liegenden Schleusen schafften wir zusätzlich zwei dicke Kugelfender an.