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AUF GEHT’S MIT PS

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Wie es unsere Art ist, sind wir früh im Jahr unterwegs. Am 01.04.2002 starten wir in Emmerich sehr aufgeregt bei superklarem, kühlem Frühlingswetter mit unserem Motorboot. Mit an Bord sind unsere Freunde Ralf und Erika. Der Rhein führt 6m Hochwasser, und schon in der Hafenausfahrt ist Vorsicht geboten. Wir müssen uns schön in der Mitte halten, um nicht auf die unter Wasser liegenden Büsche und Parkbänke zu geraten.

Im Winter hatten wir sorgfältig schlaue Bücher über das neue Revier gewälzt und fühlten uns gut vorbereitet. Aber die unglaublich starke Strömung und erste Erfahrungen mit Frachtschiffen, die die blaue Tafel zeigen (sehr ungewohnt für uns, die stb/stb Begegnung), halten unseren Adrenalinspiegel für Stunden auf höchstem Niveau.

Kaum in den Niederlanden geraten wir mit 10kn Fahrt (wir haben immer noch gut 3kn Strom „mit“) fast in die Seile einer Gierfähre. Was wir nicht wussten: An einer Gierfähre kommt man nur unbeschadet vorbei, wenn sie auf der Seite ihres Liegeplatzes liegt. Ist sie gerade am gegenüberliegenden Ufer, wird sie durch ein quer gespanntes Seil gehalten. Als wir uns mit einem beherzten Manöver gerade noch aus der Gefahrenzone gerettet hatten wird mir klar, dass auch Motorbootfahren durchaus echte Herausforderungen bereithalten kann.

Die Fahrt geht durch entzückende niederländische Flüsse und Kanäle, die An- und Ablegemanöver gelingen schon erstaunlich gut, und Jörn passiert auch enge Durchfahrten und schmale Schleusen ohne Touchieren. Unsere Crew wechselt, jetzt kommen unser Sohn John und sein Freund Hendrik an Bord. Ems rauf, Hunte und Weser runter, landen wir in Bremerhaven. Hier warten wir einige Tage auf ruhige Wetterbedingungen, und ich werde immer nervöser, denn wir müssen einen kleinen Schlenker über die Nordsee machen, um in die Elbe zu kommen.

Und Nordsee ist Mordsee für mich, seit ich vor vielen Jahren eine Sturmfahrt in stockfinsterer Nacht erleben durfte. Auf der Fahrt über das Skagerrak, von Hirtshals auf Jütland nach Kristiansand in Norwegen, stand ich stundenlang mutterseelenallein an der Pinne unseres Seglers. Jörn lag völlig entkräftet vom mehrfachen Segelwechseln auf dem Teppich im Salon, umgeben von wild rollenden Konservendosen, die aus den Schapps gefallen waren. Ich „ritt die Wellen ab“ und hielt tapfer das Boot auf Kurs.

So ein Erlebnis vergisst man nicht.

Leicht zittrig rufe ich daher unseren Freund Max in Hamburg an und frage ihn als reviererfahrenen Segler scheinheilig, bei welchen Bedingungen man seiner Meinung nach die Tour in die Elbe starten könne. Seine Antwort: „Aber deswegen rufst Du doch sicher nicht an, möchtest Du, dass ich komme??“ Und so kommt statt meiner Max an Bord und unternimmt mit Jörn und den Jungs die Tour Weser raus, Elbe rein bis in den Nord-Ostsee-Kanal nach Brunsbüttel. Natürlich(!!) haben die Männer allerbeste Bedingungen und schwärmen in den höchsten Tönen von ihrer Fahrt, wie könnte es anders sein?

Unsere erste Motorboot-Seefahrt von Kiel nach Kappeln wird durch östliche Winde etwas unruhig, aber wir stellen schnell fest, dass die Neptunus damit prächtig zurechtkommt. Wie auf unseren Seglern hatte ich alles Bewegliche gut verstaut, nur der Salontisch steht frei im Raum. Ich beäuge ihn skeptisch, aber er bleibt standhaft.

Nach dem Anlegen in unserem Heimathafen in Kappeln werden wir im Restaurant von freundlichen Motorbootfahrern angesprochen: „Sie sind sicher Segler, oder?“ Auf unser Erstaunen meinen sie, dass sei beim Anlegen sonnenklar zu sehen gewesen! Kein echter Motorbootbesitzer lässt seine Frau mit der Leine in der Hand von Bord hüpfen! Viel zu gefährlich! Ein Motorbootbesitzer hat sein Boot stets so unter Kontrolle, dass die im Werfen gut angelernte Bordfrau nur lässig die Bucht einer Leine über den Poller auf dem Steg werfen muss, und fertig!! Wir fühlen uns ertappt und geloben Besserung…

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