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3.

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Drake

Das letzte Jahr war hart gewesen, nicht nur für ihn, auch für seine Jungs. Nachdem er SIE endlich gefunden hatte, war er an jedem Abend zu dieser Bar gekommen. Schnell stellte er fest, dass sie nur von donnerstags bis sonntags dort auftrat. Und in der vierten Woche waren sie gar nicht erschienen. Den Barkeeper hätte er fast über die Theke gezogen und ihm das Maul gestopft, wenn nicht just in diesem Moment Maddox und Jared reingekommen wären. Dabei wollte er doch nur wissen, wieso sie nicht da war. Aber der Typ hatte so von ihr geschwärmt, da war er es doch selbst schuld. Alle vier Wochen hatten sie frei. So einfach war das. Jedenfalls hatte er dann eine Zeit lang Hausverbot. ER! Ausgerechnet er!

Jede Woche nahm er sich vor, sich reinzusetzen, sich zu erkennen zu geben, sie anzusprechen. Aber es war nicht gut, er war nicht gut. Er durfte ihr nicht zu nah kommen, er würde sie verletzen und wahrscheinlich auch verlieren, wenn sie die Wahrheit über ihn erfahren würde. Das konnte er nicht riskieren. Deshalb blieb er im Hintergrund. Erfreute sich an ihrem Duft, an ihrem Gesang. Einer seiner Jungs begleitete ihn, hielt sich aber noch weiter im Hintergrund. Er hatte festgestellt, dass sie oft bis nachts zwei, drei Uhr in der Bar war. Oft sang sie sehr lange. An manchen Tagen sang sie viele Lieder mit viel Traurigkeit. Und wenn er das Gefühl hatte, dass sie traurig war, war er auch traurig. So hatte er sich angewöhnt, sie jede Nacht von der Bar nach Hause zu begleiten. Mittlerweile kannte er ihren Namen, wusste, wo sie wohnte, welches Auto sie fuhr und welche Freunde sie hatte, wo sie arbeitete und dass sie einen jungen Hund hatte – ein blondes Labbimädchen namens Soleigh, mit dem sie regelmäßig lange Spaziergänge machte. Hier konnte er sich noch besser verstecken, wenn er sie begleitete. Natürlich heimlich. Und er musste aufpassen, dass Soleigh ihn nicht witterte.

Ja, er hielt Abstand, hielt sich im Dunkeln auf, trug Kapuzenshirts. Wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs war, was sie oft machte, wenn das Wetter schön war, konnte er hinter ihr her laufen. Nur einmal hatte er nicht aufgepasst. Er lief im Dunkeln über die Straße hinter ihr her und sie waren noch nicht weit von der Bar entfernt, als sie zurück um die Ecke kam und ihm dabei direkt in die Arme lief.

„Ups, Entschuldigung.“, stotterte sie. Jetzt war er dankbar für das Kapuzenshirt. Er hatte es tief ins Gesicht gezogen. Sie versuchte ihn anzusehen und musste den Kopf dafür weit in den Nacken legen, aber er wich ihrem Blick aus und ging einen Schritt zurück. Ihr Duft, so unglaublich nah. Dort, wo sie ihn mit ihren Händen auf der Brust angefasst hatte, brannte förmlich. Sofort reagierte sein Schwanz auf sie. Er bekam keine Luft. Wie gut, dass es dunkel war!

Emily

„Verfolgen Sie mich etwa?“, was für eine blöde Frage, als ob ein Serienmörder jetzt nein sagen würde – oder ja. „Mein Freund wartet da vorne auf mich! Jens! JENS! Ich bin hier!“.

Drake

Er konnte riechen, dass sie Angst bekam und das Jens der Barkeeper war und nicht ihr Freund, wusste er auch. Er ging noch einen Schritt zurück. Er wollte ihr keine Angst einjagen. Aber sie so nah bei sich zu haben, sie hatte ihn angefasst, ihn weggedrückt, als sie in ihn hineingerannt war. Ihr Duft war betörend. Er konnte kaum atmen, geschweige denn was sagen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gedacht, dass ihm das Wasser im Mund zusammen lief. Was war denn das für ein Gedanke? Er war doch kein abgefuckter Vampir! Sam war an diesem Abend mit ihm unterwegs.

„Drake!“, rief er quer über die Straße. „Drake, warte auf mich!“

„Na super, toll, jetzt sind auch noch zwei Typen!“, flüsterte sie. „JENS! JENS! Ich kann Karate!“ Sie schrie fast und Drake roch ihre Angst, die nun übermächtig war.

Sam war bei ihnen angekommen. „Hey, Karate! Das ist ja super! Welcher Gürtel?“, fragte er. Er hörte, wie jemand angerannt kam und laut „Emily! Emily!“ rief. Jens.

„Komm Drake, wir müssen los, die Karre steht dahinten, ich hab sie gefunden. Schönen Abend noch, Mam.“ Er legte Drake den Arm um die Schulter und zog ihn fort.

Emily

„Ist alles ok, Emily? Was wollten die Typen von Dir? Haben sie Dir was getan?“ Jens war ganz aufgeregt.

„Nein, nein, alles ok. Nichts passiert. Irgendwie . . . komisch. Er hat ‚Mam‘ zu mir gesagt.“ Sie schüttelte den Kopf „Ich hab meinen Schlüssel in der Bar vergessen.“

Drake

„Mann, Du bist ja völlig neben der Spur!“, sagte Sam zu Drake. „Ist das so, wenn man . . . ?“, fragte Sam und ließ das Ende offen.

„Woher soll ich denn das wissen?“, schnauzte Drake.

Später, im Hotel, stand er unter der Dusche. Das Wasser war heiß eingestellt und langsam füllte sich der Raum mit Nebel. Er hatte die Hände an der Wand abgestützt, ließ den Kopf hängen und hatte die Augen geschlossen. So lief ihm das heiße Wasser über den Kopf und den Rücken. Er konnte es selbst nicht fassen, was SIE mit ihm machte. Er konnte kaum atmen, wenn sie in seiner Nähe war – und das war sie selten, denn er versuchte immer „Sicherheitsabstand“ zu wahren. Heute Nacht, sie so nah, sie hatte ihn angefasst – seine Brust brannte immer noch an den Stellen, hätte er fast die Beherrschung verloren. Er wollte sie an sich reißen und sie endlich küssen, sie schmecken. Wenn Sam nicht dazugekommen wäre, wer weiß, was passiert wäre. Er war heiß. Nein, er war geil. Notgeil, um ehrlich zu sein. Wenn er seine Augen öffnete, konnte er seinen Schwanz sehen, der aufrecht, hart und groß nach vorne ragte und unaufhörlich pochte. Drake stöhnte und schloss wieder die Augen. Seitdem er sie das erstmal wahrgenommen hatte, konnte er an anderen Frauen nichts Interessantes mehr finden. Sie rochen schlecht. Oder ihre Stimme war eine Note zu hoch oder zu dunkel. Sie hatten keine grünen Augen, in denen er versinken konnte. Oder das Rot ihrer Haare war zu Blond, zu Braun, eben nicht richtig. In Gedanken spielte er immer wieder verschiedene Szenarien durch. Hätte er sie doch einfach in den Arm genommen und sie geküsst. Hätte er einfach die Kapuze runtergezogen. Hätte er was gesagt. Hätte, hätte, hätte. Der Moment war vorbei. Aber er sah immer noch ihre Augen. Er roch immer noch ihre Angst. Die Angst hätte er ihr sicherlich nehmen können. Seine Brust brannte. Er legte seine rechte Hand auf die Stelle, wo sie ihn berührt hatte. Versuchte, ihre Hand zu ertasten. Wenn sie doch nur jetzt hier sein könnte. Was er alles mit ihr anstellen würde! Er wollte sie nicht nur ficken. Ja, das wollte er auch, verflucht, aber nicht nur. Seine Fantasie war nicht aufzuhalten. Drake stellte sich vor, dass sie zu ihm in die Dusche kam. Er roch sie. Sie lehnte sich an seinen Rücken und ihre Hände strichen über seine Brust. Er konnte fast ihre Brüste an seinem Rücken spüren. Sein Herz schlug schneller. Er würde sie herumreißen und sie küssen, hart und wild, sanft und zart. Mit ihrer Zunge spielen. Er stöhnte. Ihre Brüste liebkosen und kosten. Sie mit dem Rücken an sich drücken. Dann könnte er ihre Brüste massieren, mit ihren Brustwarzen spielen, während er seinen Schwanz an ihrem Po reiben konnte. Sein Mund würde an ihrem Nacken verweilen und kleine Bisse zurücklassen. Mit einer Hand würde er über ihren Bauch fahren, tiefer, bis er das Zentrum ihrer Lust fand und sie sich wand. Er stöhnte und knurrte. Seine Hand war tiefer geglitten, bis er seinen Schwanz hielt. Und während er sich vorstellte, wie er ihr Höllenqualen zukommen ließ – oh ja und es würden Höllenqualen für sie werden – massierte er seinen Schwanz. Erst langsam, fast bedächtig. Und während sie in seiner Fantasie unter seinen Händen stöhnte und er sie auf einen Höhepunkt trieb, rieb er seinen Schwanz immer schneller, immer fester. Und als sie kam, kam er auch. Doch er war noch nicht fertig. Weder mit ihr noch mit sich selbst. Seine Fantasie drehte durch, er drehte durch. Er konnte sie fast schmecken, spüren, riechen. Und als er sich vorstellte, sie zu nehmen, hier in der Dusche, das erste Mal tief in sie zu versinken, kam er ein zweites Mal.

„Ich muss was tun, ich muss was ändern, so geht das nicht weiter.“

*****

Emily

Es wurde Morgen, es dämmerte schon. Emily saß immer noch in ihrem Lieblingssessel vor der Terrassentür. An Schlaf war diese Nacht nicht zu denken gewesen. Soleigh hatte es sich vor dem Sessel bequem gemacht und schlief tief und fest. Sie war noch sehr jung und träumte noch viel, sie quiekte im Schlaf und rannte. Jens hatte sie nicht nur zu ihrem Wagen gebracht, sondern auch bis zur Haustür begleitet.

„Soll ich heute Nacht hierbleiben?“, hatte er gefragt. Das hatte sie vehement abgelehnt. Sie wollte allein sein. Irgendwas an dem Typen heute Nacht war ihr komisch vorgekommen und hatte ihr Angst gemacht. Aber irgendwie war er ihr auch vertraut gewesen und das hatte ihr noch mehr Angst gemacht. Immer, wenn sie an den Typen dachte, klopfte ihr Herz schneller . . . aber irgendwie . . . nicht vor Angst. Wer war der Spinner? War er wirklich hinter ihr her gewesen? Oder war es Zufall? Und dann der andere, der dazu gekommen war. Er hatte „Mam“ zu ihr gesagt. Machten das Serienmörder so? Drake, der Typ hieß Drake, den sie angerempelt hatte. Und sie wusste nicht, ob sie sich täuschte, aber seine Brust war unter ihren Händen stahlhart gewesen. Ehrlich gesagt, hatte es sich gut angefühlt. Unwillkürlich dachte sie an den Typen von der Kirmes. Sie hatte ihn fast vergessen gehabt. Aber nur fast. Auch jetzt schlug ihr Herz einen Takt schneller. Anfangs hatte sie ihn noch ständig in der Menge gesucht. Einmal, da dachte sie, sie hätte ihn gesehen, in der U-Bahn. Aber sie war da drin gefangen, konnte nicht raus und er ging schon die Stufen hoch. Vielleicht war er es gewesen, vielleicht auch nicht. Und dann abends im Blue Moon, da saßen diese drei Typen. Sie waren ihr sofort aufgefallen. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie zu seinen „Bodyguards“ gehörten. Sie lachte. Ja, sie nannte sie seine Bodyguards. Warum, konnte sie nicht erklären. Es war auch egal. Aber sie wusste es nicht sicher. Wenn ER dabei gewesen wäre, ihn hätte sie erkannt. Und vielleicht auch noch den Typen mit den langen Haaren und dem Zopf. Aber die anderen? Sie schüttelte den Kopf. Als sie nach der Pause zurück auf die Bühne kam, waren auch sie weg. Irgendwann ließ der Zwang, ihn in jedem Gesicht zu suchen, nach. Mittlerweile war fast ein halbes Jahr vergangen. Es war Januar und gerade begann es zu schneien.

‚Ich glaub, ich krieg Kopfschmerzen‘ dachte sie. ‚Wieso muss ich jetzt an ihn denken?‘ Sie musste ins Bett. ‚Ich muss heute Abend wieder auftreten und ich kann und will mich von sowas nicht aus der Ruhe bringen lassen.‘

Sonnentanz

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