Читать книгу Sonnentanz - Taja Jetsch - Страница 9
8.
ОглавлениеEmily
Dies war nun fast 5 Wochen her. Seitdem war sie nicht einen Tag allein gewesen. Niki hatte sich bei ihr einquartiert. Sue und Bastian waren fast täglich da. Chris und Rafe kümmerten sich um sie. Und Henni kochte fast täglich für sie.
Die ersten Tage, nachdem sie Drake rausgeschmissen hatte, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Doch am Donnerstagabend mussten sie auftreten. Emily hatte sich umgeschaut, doch der Tisch war leer. Aber an der Bar stand Jared.
Die Bar war schon gut gefüllt, doch das war Emily egal. Wutentbrannt ging sie zu ihm hin.
„Hau ab!“
„Emily, es tut ihm leid. Wirklich. Er ist kein Stalker.“, versuchte er einzulenken.
„Jared, das ist mir egal, Hau ab und sag ihm, er soll mich in Ruhe lassen!“
„Das kann ich nicht. Ich kann nicht gehen.“
„Warum?“
„Ich passe auf Dich auf.“, sagte Jared leise.
„Auf mich aufpassen? Was soll das heißen? Die einzigen, die für mich eine Gefahr darstellen, seid ihr. Geh, oder ich lass Dich rauswerfen.“
Jared sah sie noch einmal an. „Es tut ihm wirklich leid.“ Dann ging er. Doch sowohl am Freitag, als auch am Samstag und am Sonntagabend war Jared wieder da.
Emily ignorierte ihn.
2. Woche, Donnerstag
Die Woche danach war es dasselbe Spiel. Nur war diesmal Maddox da.
„Maddox,“ Emily war genervt. „Was willst Du hier?“
„Es tut ihm leid. Wirklich.“
„Das ist mir scheißegal. Geh! Geh weg!“
Montag
Ein Bote brachte 20 weiße Lilien. In der Karte stand „Kennst Du die Bedeutung von weißen Lilien? ‚Nichts kann reiner und edler sein als unsere Liebe.‘ – Außerdem riechen sie wie Du. Drake“
Fast zeitgleich klingelte ihr Handy. Eine WhatsApp von einer Nummer, die sie nicht kannte. Es war nur eine Musikdatei. Sie drückte auf Start und „Olly Murs“ sang:
Mein Liebling, bitte entschuldige meine Schrift. Meine Hände hören nicht auf zu zittern, weil mir kalt ist und ich allein bin heute Nacht. Ich vermisse dich und nichts tut so weh, wie ohne Dich zu sein. Niemand versteht, was wir durchgemacht haben. Es war kurz, es war süß. ´
Ihre Hände zitterten und ihr standen Tränen in den Augen. Die Lilien warf sie ungespitzt in den Mülleimer. Dann rannte sie auf die Terrasse und schrie „Lass mich in Ruhe! Hau ab! Ich hasse Dich!“ Danach ging es ihr besser. Sie konnte nicht ahnen, dass Maddox unten stand und sie hörte. Später nahm sie dann doch die Lilien aus dem Eimer und in eine Vase. Schließlich konnten die Blumen nichts dafür und sie liebte Lilien.
3. Woche, Donnerstag
Als Emily mit Niki in die Bar kam, waren erst ein paar Gäste da. Doch an der Bar stand wieder einer von seinen Freunden. Diesen kannte sie nur vom Sehen. Sie wollte einfach an ihm vorbei gehen, doch der Typ stellte sich ihr in den Weg. Er streckte die Hand aus, als ob er ihr die Hand schütteln wollte. Abschätzend blickte Emily erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht und verschränkte demonstrativ ihre Arme voreinander.
„Oh, ok. Hey, ich bin Tristan. Ich bin diese Woche für Dich da.“
Völlig genervt blicke Emily Niki an, dann wollte sie weitergehen.
„Emily.“, sagte Tristan. „Es tut ihm leid. Es geht ihm schlecht. Er ist total durch den Wind. Er möchte mit Dir reden. Er möchte sich erklären.“
Emily drehte sich wortlos um und ließ ihn stehen.
Montag
Abends um 19.00 Uhr stand der Bote vor ihrer Tür. Diesmal brachte er 20 weiße Narzissen mit einer Karte. ‚Meine Liebe zu dir scheint aussichtslos. Meine Sehnsucht nach dir ist unvergänglich.‘ Ihr Handy klingelte und Emily stöhnte auf. Niki riss ihr das Handy aus der Hand.
„Lass das!“, schimpfte Emily, doch Niki hatte schon den Playknopf gedrückt. Die ersten Töne erklangen und Emily wusste sofort, es war „Hurts“ mit „Stay‘“.
Mein Leben lang wart’ ich auf den richtigen Moment und darauf, Dir zu sagen, was ich fühle. Ich weiß, ich versuche Dir zu sagen, dass ich Dich brauche und hier bin ich, ohne Dich. Ich fühle mich so verloren, doch was kann ich tun? Denn ich weiß, diese Liebe scheint echt, aber ich bin mir nicht sicher. Obwohl ich sagte, dass ich Dich brauche, bin ich trotzdem alleine hier. Ich fühl mich verlor’n, doch was kann ich tun?
Tränen liefen Emily die Wangen entlang.
Also ändere Deine Meinung und sag, du bist die Meine. Geh nicht heute Nacht. Bleib.
Bleib bei mir.
4. Woche, Donnerstag
Schon von weitem konnte sie ihn sehen. Sam stand vor der Türe zur Bar.
„Ok, du bist jetzt der Vierte.“, sagte Emily. „Seid ihr jetzt durch oder fehlt noch einer? Lasst ihr mich dann ab nächster Woche in Ruhe?“
„Nein, das glaube ich nicht. Tut mir leid. Ich bin übrigens Sam. Wenn Du mich brauchst, ich bin hier.“ Dann drehte Sam sich um und stapfte in die Bar.
„Wie? War das alles?“, rief Emily hinter ihm her. „Kein ‚Es tut ihm leid‘ heute?“
„Nein.“, sagte Sam, setzte sich an die Theke und bestellte bei Jens ein Bier.
„Es tut ihm also nicht mehr leid?!“
Sam
„Doch Emily. Es tut ihm leid. Aber das weißt Du doch mittlerweile und willst es nicht hören.“ Sam klang ärgerlich. „Also, was hast Du für ein Problem? Er möchte sich entschuldigen. Er möchte mir Dir reden. Er möchte erklären, was gewesen ist. Ich find das zwar keine gute Idee, aber was soll’s. Du gehörst zu ihm, nicht zu mir. Aber Du gibst ihm keine Chance. Also, was soll ich sagen, was Du wahrscheinlich noch nicht weißt?“ Sam drehte sich zur Bar und schnappte sich sein Bier. Er ließ Emily einfach stehen und nahm einen großen Schluck.
„Arschloch!“, murmelte Emily, als sie an ihm vorbei zur Bühne ging.
Sam lachte und schüttelte den Kopf. Da soll mir doch einer die Frauen verstehen. Erst wollte sie wochenlang nichts hören, mit keinem von ihnen reden. Und jetzt war sie beleidigt, weil er ihr nichts sagen wollte? Frauen!
*****
Emily
Ihr Problem war, dass sie – nach 4 Wochen Nachdenken und ausführlichen Gesprächen mit ihren Freunden, in denen sie immer wieder wiederholen musste, wer was wann gesagt hatte und was er gemacht hatte – nicht mehr zu 100% davon überzeugt war, dass er ein Stalker war. Vielleicht gab es doch eine andere Erklärung. Sicher half ihr dabei nicht, dass auch alle ihre Freunde nicht mehr davon überzeugt waren. Doch jetzt war sie bereit, mit ihm zu reden, ihm zuzuhören.
An diesem Wochenende sang sie zuerst Lieder wie „Rolling in the deep“ von „Adele“ oder „So what“ von „Pink“. Doch je weiter das Wochenende fortschritt, desto weicher wurden auch die Lieder. Bis sie zum Schluss „One and Only“ von „Adele“, „Who knew“ von „Pink“ oder Titel von „Roxette“ spielten.
Als am Sonntag “Just give me a reason” von “Pink und Nate Ruess“ erklang, waren viele erstaunt. Das war neu. Sie hatten noch nie Duetts vorgetragen, aber Chris übernahm den männlichen Teil und das war super. Als Chris Zeilen begannen, ging Emily mit ihrem Mikro zum Schlagzeug. An diesem Abend sangen sie viele Duette und den Gästen der Bar schien es zu gefallen.
Zum Schluss sang Emily noch ein Lied von „Adele“. „Hello“ klang durch den Raum und sie sah dabei Sam an. Nach den ersten Tönen stand auf einmal Drake neben Sam. Wo – um alles in der Welt – kam der jetzt her? Wie immer hatte sie das Gefühl, in seinen Augen zu versinken und sie sang jede Strophe nur für ihn. Doch als die letzten Töne verklangen, drehte Drake sich um und ging hinaus.
„Eins noch!“, rief Emily. „Das letzte Lied des Abends.“ Drake blieb in der Türe stehen. „Set fire to the rain“. Dann war er weg.
Montag
Pünktlich wie immer stand der Bote vor der Türe. Er hatte noch nicht wirklich geklingelt, da hatte Niki schon die Tür aufgerissen.
„Was gibt es heute?“, fragte Niki aufgeregt.
„20 rote Rosen. Aber nicht für Sie!“
„Oh, rote Rosen. Emily, komm her, rote Rosen für Dich.” rief Niki.
Emily nahm die Rosen entgegen. „Sind das etwa . . . ?“, fragend sah sie den Boten an.
„Ja.“ Vorsichtig legte er ihr 20 langstielige dunkelrote Baccara Rosen in den Arm.
„Die müssen ja ein halbes Vermögen gekostet haben.“ Emily schüttelte den Kopf.
„Oh ja!“, bestätigte der Bote. „Das haben sie!“.
Niki las die Karte vor: „Du hast mein Herz gewonnen. Ich bin verrückt nach Dir. Drake“ Niki lachte „Oh wie romantisch! Wo ist Dein Handy? Es muss gleich klingeln! Ich bin gespannt, was er diesmal schickt!“
*****
Donnerstag
Es war ihr freies Wochenende und Emily saß mit ihren Freunden auf der Terrasse. Die Sonne ging langsam unter und sie diskutierten darüber, wie es mit Emily und Drake weitergehen sollte.
„Ich finde, du solltest ihn anrufen. Seine Handynummer hast Du ja.“, meinte Rafe.
„Nein, auf keinen Fall!“, warf Sue ein.
„Der Meinung bin ich auch.“ Niki nickte. „Er muss sich melden.“
„Aber dann, Emily, musst Du ihm auch 'ne Chance geben!“, warf Chris ein. „Kein Rückzieher!“
„Ich weiß gar nicht, was ich ihm sagen soll.“ Emily holte tief Luft. „Ich will mich nicht bei ihm entschuldigen. Er hat sich doch wohl falsch verhalten!“
„Ja. Ja, das hat er.“ Alle stimmten ihr zu.
„Außerdem gehe ich nirgends mit ihm allein hin. Ihr müsst mich alle begleiten.“ Alle lachten.
„Also, wenn er jetzt anrufen würde, dann spreche ich mit ihm!“ Niki war sehr bestimmt.
Prompt klingelte Emilys Handy. Alle schauten sich an. Niki sprang auf und rannte ins Wohnzimmer, wo das Handy auf dem Tisch lag.
„Er ist es!“, rief sie.
„Ey, wie kann das sein? Hat der hier Wanzen versteckt?“ Bastian lachte.
Sue boxte ihn auf die Schulter. „Sag das nicht, sonst ist er doch ein Stalker!“
Emily hörte kaum zu, sie stand schon in der Türe und beobachtete Niki.
„Privatsekretärin von Emily und außerdem die Wand, an der DU erst mal vorbei musst! Was gibt’s?“ Niki hörte zu. „Nein, kannst Du nicht, Du musst schon mit mir sprechen.“ Pause. „Ok, warte.“ Sie hielt das Handy an ihren Bauch. „Emily, morgen Abend schon was vor?“ Emily schüttelte den Kopf. „Ja!“ Niki sprach wieder ins Handy. „Das geht. Wo?“ Pause. „Nein, auf keinen Fall! Wir kommen.“ Pause. „Ok, sieben Uhr?“ Pause. „Und Drake? Keine Fehltritte! Und – wir kommen ALLE mit, nur dass Du es weißt. Also reserviere einen großen Tisch. Wir sind . . .“ Niki zählte durch: „Eins, zwei, drei . . . sechs.“ Damit legte sie auf.