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Zweites Vorwort In erster Linie Mensch

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Von Friedrich von Metzler

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arziss, der schöne Jüngling aus der griechischen Mythologie, verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild. Ich finde das verständlich, denn sehen wir uns nicht alle gern gespiegelt, selbst wenn wir nur mäßig mit Schönheit punkten können? Tanja Kewes hält uns mit ihren allwöchentlichen Freitags-Kolumnen im Handelsblatt einen Spiegel vor. Das ist zwar nicht immer schmeichelhaft, im Gegenteil: Sind es doch unsere kleinen und großen Schwächen, die da aufs Korn genommen werden. Dennoch erkennen wir uns gerne wieder. Denn flankiert von so viel Augenzwinkern und Humor können wir diese Schwächen sogar belachen – und gerade deshalb ernst nehmen. Es ist befreiend, wenn hinter unserem täglichen Funktionieren als Firmenlenker, Fondsmanager, Marketingspezialist das Allzumenschliche zum Vorschein kommt, und unsere Alltagssorgen einmal gemessen werden an ihrem tatsächlichen Gewicht. Wenn wir die kleinen Absurditäten des Alltags schon nicht ändern können, sollten wir wenigstens über sie schmunzeln! Und zwischen den Zeilen klingen oft ein paar gute Fragen an: Nehmen wir uns selbst nicht zu wichtig? Messen wir manch Nebensächlichem nicht eine zu große Bedeutung bei? Und setzen damit uns selbst unter Druck? Äußerst sympathisch in allen Texten: Von den anmaßenden Imperativen mancher Ratgeberliteratur findet sich keine Spur, dafür ist Tanja Kewes‘ Sprache viel zu frisch!

Erfrischend meinungsstark sind auch ihre Stellungnahmen zu Politik und Wirtschaft. Tanja Kewes kann Tacheles reden, und verpackt dabei selbst brisante Themen so amüsant, dass jede Leseminute zum Vergnügen wird – auch ohne ihre Meinung zu teilen. Aber warum sollte man das auch? Meinungsschärfe darf auch mal schneidend sein, und polarisieren ist erlaubt. Der gute Kolumnist zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er die Dinge zuspitzt und auf den Punkt bringt. Schließlich sind Ironie und Sarkasmus das Salz und Pfeffer jeder Glosse.

Das sind gute Werkzeuge, um auch heikle Themen anzusprechen. Was die Autorin zur Sprache bringt, liest sich nicht immer nur freundlich – ob das hierarchische Strukturen sind, die kritisch hinterfragt werden, überholtes Machtdenken in vielen Chefetagen oder die Pirouetten mancher Familienunternehmer bei der Frage der Nachfolgeregelung. Doch ist ihre Kritik stets vom Grundtenor des Wohlwollens begleitet. Gepaart mit Witz und Verstand, regen die Texte stets an zum genauen Hinschauen und Überdenken. Aus der langen Tradition unseres Bankhauses weiß ich, wie wichtig es ist, alte Denkmuster immer wieder infrage zu stellen und so zu neuen Wegen in der Geschäftsausrichtung wie im persönlichen Verhalten zu gelangen, wobei letzteres ohne Frage das Schwerere ist.

Die Kolumnen von Tanja Kewes sind nicht nur gescheit, sondern klug – lebensklug. Das macht ihren Reiz aus. Der Sprachwitz, unterstützt von elegant eingestreuten Zitaten, begleitet durchaus ernsthafte Anliegen: Dass auch im Arbeitsalltag jeder in erster Linie Mensch ist, mit individuellen Stärken und Schwächen, und nicht nur funktioniert. Dass Unternehmer, Geschäftsführer, Banker oft gefangen sind in ihrer eigenen Welt, was den Blick nach draußen verengt. Dass es sich lohnt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und aus alten Denkstrukturen auszubrechen. Mehr kann eine Kolumne nicht leisten.

Friedrich von Metzler ist persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA.

Faktor Mensch

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