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Gehmeditation

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In unserem geschäftigen Alltagsleben fühlen wir uns oft abgehetzt und unter Zeitdruck. Meistens sind wir in Eile, hetzen hierhin und dorthin, von Termin zu Termin. Wir stellen uns aber zu selten die Frage, warum wir das eigentlich tun und wohin wir eigentlich immerzu hetzen.

Wir brauchen gelegentlich eine starke Entschlossenheit, um der Energie des Rennens und Hastens zu widerstehen. Jeder Schritt, den wir langsam, achtsam und bewusst machen, wird auf diese Weise zu einer Art Revolution, weil wir vollkommen entschlossen sind, nicht mehr zu rennen, sondern im gegenwärtigen Augenblick zu leben.

Die Übung der Gehmeditation hilft uns, unsere Augen für die Wunder des Universums zu öffnen. Sie verwandelt unsere Erde in das Reine Land oder das Reich Gottes. Sie hilft uns dabei, Ärger und Sorgen fallen zu lassen und wie freie Menschen zu gehen. Aber sie hilft uns auch dabei, das Leiden in der Welt wahrzunehmen. Wenn wir achtsames Gehen praktizieren, können wir aufwachen, so dass wir das wirkliche Leiden in der Welt sehen können. Dann kann jeder Weg, jede Straße – von den Straßen Afghanistans, wo noch immer Minen Menschen töten, bis zu den Straßen in Palästina oder Irak – ein Meditationsweg für uns sein.

Gehmeditation ist wie ein Spaziergang, wir haben dabei nicht die Absicht, einen bestimmten Ort innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zu erreichen. Zweck der Gehmeditation ist die Gehmeditation selbst. Entscheidend ist das Gehen, nicht das Ankommen, denn Gehmeditation ist kein Mittel, es ist das Ziel selbst.

Jeder Schritt ist Leben, jeder Schritt ist Frieden.

Wir gehen, aber wir gehen nicht. Wir gehen, aber wir lassen uns durch nichts antreiben, was immer es auch sei. So wird wie von selbst das Lächeln des Buddha auf unseren Lippen entstehen.

Wählen Sie einen ruhigen Weg in Ihrer Umgebung, in einem Park, einem Wald oder an einem Flussufer. Gehmeditation lässt sich prinzipiell aber überall üben, an unserem Arbeitsplatz, an der Universität, auf dem Weg zum Bus oder zur U-Bahn. Es gibt Menschen, die diese Form der Meditation in Konzentrationslagern geübt haben, andere tun dies in Gefängniszellen.

Wenn wir üben, ist es hilfreich, unsere Schritte zu verlangsamen. Wir richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf unsere Schritte. Während wir Gehmeditation üben, ist Gehen unsere wichtigste Handlung. Sie entscheidet alles.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, achtsames Gehen zu üben. Eine davon ist das Messen der Atemzüge mit unseren Schritten. Wie viele Schritte machen wir bei der Einatmung, wie viele Schritte machen wir bei der Ausatmung?

Zunächst verlangsamen wir unsere Schritte und atmen ganz normal. Dabei versuchen wir nicht, die Länge unseres Atems auszudehnen oder zu beeinflussen. Nachdem wir für ein paar Minuten auf diese Weise gegangen sind, beginnen wir darauf zu achten, wie viele Schritte wir machen, während wir einatmen. Auf diese Weise ist unsere Aufmerksamkeit sowohl auf den Atem als auch auf das Gehen gerichtet. Wenn wir nach einer Weile damit beginnen, unsere Schritte beim Ausatmen zu zählen, werden wir vielleicht feststellen, dass unsere Ausatmung länger als die Einatmung ist. Wir können ebenfalls beobachten, wie sich der Rhythmus unseres Atems ändert, wenn wir bergab gehen oder Treppen steigen.

Dem Atem zu folgen, zu zählen und während des Gehens ein Halblächeln zu üben ist besonders dann sinnvoll, wenn es uns schwer fällt, die Achtsamkeit beim Gehen aufrechtzuerhalten. Statt unsere Schritte zu zählen, können wir aber auch Worte oder einen Spruch nehmen, um uns darauf zu konzentrieren.

Eine Hilfe kann sein, mit dem folgenden kleinen Gedicht zu praktizieren:

Ich bin angekommen,

ich bin zu Hause,

im Hier und im Jetzt,

im Reinen Land* verweile ich.

Wenn Sie einatmen, machen Sie vielleicht drei Schritte und sagen: »Ich bin angekommen. Ich bin angekommen. Ich bin angekommen.« Und wenn Sie ausatmen, dann machen Sie drei Schritte und sagen: »Ich bin zu Hause. Ich bin zu Hause. Ich bin zu Hause.« Wenn Sie sich bei der Einatmung mit zwei oder mit vier Schritten wohler fühlen, dann machen Sie zwei oder vier Schritte.

Jeden Augenblick genießen

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