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Sitzmeditation
ОглавлениеWährend der Sitzmeditation gibt es nichts zu tun, niemand möchte etwas von Ihnen. Sitzmeditation ist eine Gelegenheit, einfach nur zu sitzen. Genießen Sie diese kostbare Zeit. Sie lassen alles Haften an Wünschen, Plänen, Unerledigtem, Sorgen und so weiter los. Sie lassen alles Anhaften los, ebenso alles Ablehnen, und Sie verweilen in Gleichmut. Sie erlauben Ihrem Geist, sich zu entspannen und zu seinem natürlichen Zustand zurückzukehren.
Unsere Haltung sollte bei der Meditation entspannt, bequem und harmonisch sein und uns das Gefühl vermitteln, in Würde und in Offenheit zu sitzen. Gleichgültig ob wir auf einem Stuhl, einem Bänkchen oder einem Kissen sitzen, der Rücken sollte völlig gerade und die Wirbelsäule wie ein Pfeil gestreckt sein. Dazu wird der obere Teil des Brustkorbs etwas zurückgezogen, während das Becken leicht nach vorne gekippt ist. Das hebt und dehnt den Oberkörper, wodurch der Druck auf die inneren Organe im Bauchraum verringert wird. Bei geradem Rücken können die subtilen Energien frei zirkulieren und der Geist wird klar.
Der Kopf sollte in Verlängerung der Wirbelsäule aufrecht gehalten werden, dabei ist das Kinn in der Horizontalen etwas zurückgezogen. Der Nacken wird somit leicht gestreckt.
Die Arme sind entspannt, und die Hände liegen entweder auf den Oberschenkeln oder zusammengelegt im Schoß. Das Gesicht ist ebenfalls entspannt, vor allem Stirn und Mundpartie, so dass wir ein Halblächeln entstehen lassen können.
Die Augen können halb geöffnet und der Blick sollte nach unten gerichtet sein, oder wir halten die Augen geschlossen. Wenn wir auf einem Stuhl sitzen, haben unsere Füße festen Kontakt zum Boden. Sitzen wir auf einem Bänkchen, haben unsere Unterschenkel festen Kontakt zur Unterlage. Im Schneidersitz, in der vollen oder halben Lotushaltung berühren jeweils Unterschenkel und Knie die Unterlage. Diese Haltung gibt uns ein Gefühl von Stabilität und Geerdetsein.
Zuerst können wir unsere Aufmerksamkeit auf die Außengeräusche lenken und nehmen sie ganz bewusst wahr.
Langsam lassen wir sie los und nehmen Kontakt mit der Energie des Raumes auf, in dem wir uns befinden. Wir spüren den Kontakt mit der Unterlage. Wir spüren den Kontakt der Kleidung mit der Haut.
Anschließend richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Atem und spüren die Stabilität und Ruhe unseres Körpers. Aufkommende Gedanken lassen wir einfach vorbeiziehen; Gefühle, selbst starke Emotionen nehmen wir wahr und akzeptieren sie mit der ganzen Offenheit unseres Herzens. Wir brauchen nichts zu unterdrücken, wegzuschieben oder uns etwas vorzuspielen.
Wir verfolgen einfach das natürliche Ein- und Ausströmen unseres Atems, ohne ihn in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Wir setzen weder Körper noch Geist unter Druck, sondern bleiben vollkommen entspannt. Wenn es hilfreich ist, können wir eine Hand auf die Bauchdecke legen, um die Bewegung des Atems deutlich zu spüren.
Wenn wir von unseren Gedanken weggetragen werden, kehren wir einfach geduldig und sanft immer wieder zu unserem Atem zurück. Der Atem ist unser Anker, der uns hält.