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Die deutsche Atombombe

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Bereits Ende der 1980er Jahre hat Francois Mitterands engster Berater, Jacques Attali, die Deutsche Mark als „deutsche Atombombe“ bezeichnet. Die Wahl dieses militärischen Begriffs, der eine der furchtbarsten Massenvernichtungswaffe beschreibt, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat, wurde von den deutschen Gesprächspartnern seinerzeit mit starker Irritation aufgenommen. Der Begriff sorgt auch heute noch für Verwunderung, wenn über die Vorteile einer wertstabilen Währung gesprochen wird, wie sie die D-Mark jahrzehntelang verkörperte. Schauen wir uns kurz die währungspolitischen Hintergründe an, die zu dieser Aussage auf französischer Seite geführt haben.

Die D-Mark war über Jahre aufgrund der strikt am Ziel der Geldwertstabilität orientierten Deutschen Bundesbank immer wieder als Problem in den Ländern wahrgenommen worden, die Geldpolitik hauptsächlich als Mittel zur Finanzierung von Staatsdefiziten über die Notenpresse verstanden haben. So wurde in vielen europäischen Ländern über Jahrzehnte eine lockere Geldpolitik gemacht, die durch das übermäßige Drucken von Geld gekennzeichnet war. Das steigende Geldangebot führte in der Regel zu einer Abwertung der eigenen Währung gegenüber anderen Währungen, wie der D-Mark, die stets eine stabilitätsorientierte Geldpolitik repräsentierte.

Finanzmärkte legen schonungslos offen, bei welchen Währungen das Verhältnis zwischen Geldangebot und Geldnachfrage nicht mehr stimmt, wenn also mehr Zentralbankgeld in Umlauf gebracht wird, als es dem Angebot von Gütern und Dienstleistungen entspricht, die mit dem Geld bezahlt werden. So wurden im September 1992 die italienische Lira und das britische Pfund gezwungen, die im europäischen Währungsverbund vereinbarten Bandbreiten durch Abwertung ihrer Währung gegenüber der D-Mark zu verlassen. Die italienische Lira wurde 1992/93 um mehr als 30% gegenüber der D-Mark abgewertet8. Das Pfund wurde gegenüber dem US-Dollar um 25%, um fast 15% gegenüber der D-Mark abgewertet und musste anschließend aus dem Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems ausscheiden9.

Dies war eine Demütigung der Politiker und Notenbanker, da damit für die Öffentlichkeit in den betroffenen Ländern klar erkennbar wurde, in welchem Umfang die Geldpolitik in Italien, Frankreich und Großbritannien im Vergleich zur stabilitätsorientierten Bundesbank zu lax gewesen war. In den Ländern, die mit einer Abwertung ihrer Währungen und damit auch mit einem deutlichen Kaufkraftverlust ihrer Währungen konfrontiert waren, hätte also deutlich weniger Zentralbankgeld in Umlauf gebracht werden dürfen.

Auch Frankreich war in der 15-jährigen Amtszeit des sozialistischen Präsidenten Francois Mitterrand von 1981 bis 1995 mehrfach gezwungen, den Franc abzuwerten, um Frankreichs Wirtschaft für einige Jahre anzukurbeln, bevor dann die nächste Flaute folgte10. Die ersten beiden Abwertungen, die Jean-Claude Trichet in seiner damaligen Funktion als Kabinettschef des konservativen Finanzministers Éduard Balladur mit dem deutschen Verhandlungsführer, Hans Tietmeyer, verhandelte, waren für ihn demütigend, da die deutsche Seite dabei beständig auf die Wichtigkeit weiterer wirtschaftlicher Reformen in Frankreich hinwies11. Aufgrund der Schwäche der eigenen Währung war Frankreich stark an der Einführung einer gemeinsamen Währung interessiert12.

Die deutschen Sparer sind mit der D-Mark immer gut gefahren, da die Deutsche Bundesbank mittels einer an stabilem Geldwert orientierten Geldversorgung über Jahrzehnte für einen positiven Realzins gesorgt hat, der in der Größenordnung von 4% lag13. Dies bedeutet, dass der Zins, den die Sparer nach Abzug des Wertverlustes aufgrund der Verringerung des Geldwertes (z.B. 2% Inflation pro Jahr) erhalten, abhängig von der Anlageform zu Zeiten der D-Mark immer positiv war.

Auch der stabile Außenwert der D-Mark sorgte dafür, dass das gesparte Vermögen der Deutschen auch im Ausland seinen Wert behielt. Häufig stieg sogar der Außenwert der D-Mark im Umfang der Abwertungen der anderen Währungen, was die Kaufkraft der deutschen Sparer im Ausland erhöhte. Die D-Mark hatte einen hohen Wert, der im Ausland, insbesondere in Frankreich, als so mächtig angesehen wurde, wie der Besitz einer Atombombe.

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