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5. Kapitel

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Es war im Frühjahr des Jahres 1801 gewesen. Der Zusammenhalt der Gruppe hatte merklich nachgelassen. Immer öfter stießen sie bei ihren Unternehmungen auf erbitterten Widerstand. Das Geschäft war gefährlicher geworden, Erfolge mussten oft teuer erkauft werden. Hannes wurde in dieser Zeit immer rastloser.

Leyendecker, sagte er, kundschafte was aus. Leyendecker, du musst wieder ein paar Briefe schreiben. Leyendecker, wir brauchen was Sicheres, die Leut‘ sind unzufrieden, die Leut‘ folgen mir nicht mehr....

Und Leyendecker schrieb Briefe. Schutzbriefe, Druckbriefe. Johann-durch-den-Wald und drei Kreuze darunter und ab dafür. Alles musste schnell gehen. Heute der Brief, morgen der Besuch. Der Brief war Leyendeckers Sache, der Besuch die von Hannes und den Männern. Trotzdem wusste man nie, ob die nicht schon von einer Horde bewaffneter Bauern erwartet wurden. Oder von den Feldgendarmen. Denn die Franzosen hatten ihren Druck links des Rheins erheblich verstärkt. Das hatte Hannes Respekt eingejagt. Und dann kamen die ersten Verhaftungen.....

Leyendecker, hatte Hannes ein paar Wochen zuvor gesagt, wir dürfen nicht mehr warten, wir müssen Schluss machen. Sonst geht die ganze Bande hoch. Und ich und du mit ihr.

Das geht schief, hatte Leyendecker geantwortet. Sie werden dich verraten, nur um ihre eigene Haut zu retten. Und wenn es nicht alle sind, so genügt doch einer, um dich ans Messer zu liefern. Dabei würde doch fast jeder von ihnen um den Preis der Straffreiheit seine Seele dem Teufel verkaufen.

Die Franzosen, hatte Hannes nach einer nachdenklichen Pause gemeint, suchen doch nach der Bande. Also geben wir ihnen die Bande. Stellen wir sie zufrieden...

Leyendecker hatte wieder einen seiner Briefe geschrieben. Nach Mainz. Diesmal jedoch anonym, ohne Hannes Unterschrift. Schon vorher hatte er seine Siebensachen gepackt und sich auf Hannes Weisung hin per Postkutsche auf den Weg nach Oberhessen gemacht. Er entzog sich auf diese Weise dauerhaft dem Zugriff der Franzosen. Hannes hingegen wollte später zusammen mit seinem Julchen und seinen beiden anderen engen Gefährten, dem Erhard-Christoph und dem „Schwarzen Jonas“ und dessen Frau nachkommen, in das Versteck, das auszukundschaften sich Leyendecker zuvor auf den Weg gemacht hatte. So konnte man die Reaktion der Franzosen auf die Verhaftungen aus sicherer Entfernung abwarten.

Was war dann falsch gelaufen? Die Nachrichten, die Leyendecker in seinem hessischen Exil erreichten, waren spärlich und widersprachen sich zumeist. Eine Reihe von Bandenmitgliedern waren tatsächlich verhaftet, in einzelnen, schnellen Prozessen abgeurteilt und hingerichtet worden. Und auch von Hannes Verhaftung war die Rede. Doch wie konnte das sein? Der Plan war doch so präzise ausgearbeitet. Von einem Aufsehen erregenden Prozess war die Rede und von einem Todesurteil. Diese rätselhaften Nachrichten hatten Leyendecker im Laufe des Jahres 1803 erreicht. Hatte Hannes wieder einmal nicht auf ihn, Leyendecker, gehört? Hannes war ein herausragender Bandit, aber ein ungeduldiger Planer. So kannte ihn Leyendecker seit jeher.

Er selbst hatte mit seiner Vergangenheit sehr schnell gebrochen. Leyendecker lebte still vor sich hin, bewahrte eine Aura der Unnahbarkeit - aber nicht ein Tag verging, ohne dass er über sein vorheriges Leben nachgedacht hätte.

Dann fingen die Träume an, die Alpdrücke, das angstvolle Erwachen. Es geht schon vorbei, hatte sich Leyendecker gesagt, ich muss nur lange genug abwarten, fern von allem, was passiert ist. Aber es ging nicht vorbei, fast zehn Jahre lang ging es nicht vorbei. Leyendecker saß fest, fest in seinem letzten Auftrag. Mit seinen Erinnerungen an lang vergangene Zeiten, glücklichere Zeiten, Zeiten mit Hannes… Aber auch das half nichts, die Träume blieben ihm, diese furchtbaren Träume.....

Leyendecker

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