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Mit Brot und Spielen kauft man Stimmen

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Da es in der Antike nichts gab, was unseren Lokalen ‚für den gehobenen Anspruch‘ vergleichbar gewesen wäre, richteten die Mitglieder der Oberschicht private Gastmähler aus, um in angenehmer Gesellschaft gut zu speisen und um sich als Gast und Gastgeber gleichermaßen zu profilieren. Die geselligen Zusammenkünfte geladener Gäste fanden in Rom fast ausschließlich in Form ausgedehnter Gastmähler statt. Die Hauptmahlzeit wurde erst am späten Nachmittag eingenommen, wenn die Luft sich abzukühlen begann. Diese ausgiebigen Mahlzeiten konnten bis tief in die Nacht andauern. Das Frühstück fiel hingegen bescheiden aus, und auch zu Mittag nahmen die Römer höchstens einen Imbiss zu sich.

Als Gastgeber hatte man nicht nur für das Essen, sondern auch für Unterhaltung zu sorgen. Dabei wurde politisiert, intrigiert, frondiert, Familien- und Hausmachtpolitik betrieben. Das Essen und Trinken mit Freunden diente also auch dem Austausch von Ideen und Ansichten, die in Form von Tischgesprächen vorgetragen wurden.

Ein Gastmahl begann üblicherweise um die neunte Stunde – zwischen 14 und 16 Uhr. Zum Anfang gab es Vorspeisen, zu denen meist Honigwein (mulsum) gereicht wurde. Zum eigentlichen Essen trank man (häufig mit Wasser gemischten) Wein. Der Nachtisch bestand aus Früchten, Backwerk oder pikanten Speisen. Das ‚klassische‘ Mahl bestand aus drei Gängen: dem gustum (Vorspeise), der prima mensa (Hauptgang) und der secunda mensa (Nachspeise). Man speiste im sogenannten triclinium, einer Anordnung von drei Liegesofas (Klinen), die um einen rechteckigen Tisch gruppiert waren. Die Römer hatten, wie so viele kulturelle Errungenschaften, auch das Essen im Liegen von den Griechen übernommen. Im Allgemeinen war das Gastmahl wie bei den Griechen eine reine ‚Männerangelegenheit‘; Frauen durften nur ausnahmsweise zwischen den Gästen liegen und saßen gewöhnlich am Fußende. Vom Wohlleben der Oberschicht unterschied sich das Leben der einfachen römischen Bürger deutlich. Hier herrschte eine maßvolle oder, wie wir heute sagen würden, ‚gutbürgerliche‘ Küche vor. Auch das spontane Abendessen im kleinen Kreis war üblich. In der Expansionsphase des Römischen Reiches brachte der massenhafte Zustrom von Sklaven das Reich in die Wachstumsfalle. Die erfolgreiche Expansion schuf ein riesiges sozialökonomisches Problem: Große Latifundien, von Sklaven bearbeitet, verdrängten die Kleinbauern, die ökonomisch überflüssig wurden und in die Hauptstadt Rom abwanderten. Diese Proles (daher stammt der Begriff „Proletariat“) waren von Tribut und Kriegsdienst befreit und standen noch unterhalb der niedrigsten Steuerklasse. Als land- und mittellose Vollbürger besaßen sie aber etwas sehr Wertvolles: ihr Stimmrecht. Sie lebten von Gelegenheitsarbeit und von staatlichen Zuwendungen. Für die reichen Römer, die eine politische Karriere planten, waren sie eine wichtiges Stimmenreservoir, das mit Brot und Spielen umworben wurde. Im letzten Jahrhundert der Römischen Republik erhöhten sich die Preise für Grundnahrungsmittel teilweise um mehr als das Doppelte. Die Proles waren längst nicht mehr in der Lage, für ihren Lebensunterhalt selbst zu sorgen. Um die Bevölkerung bei Laune zu halten, wurden verbilligte oder kostenlose Lebensmittel abgegeben, vor allem Getreide und Mehl. Zunächst für Notzeiten gedacht, wurde diese Verteilung allmählich zur festen Einrichtung. Wollten römische Patrizier in einflussreiche Ämter gewählt werden, suchten sie die Stimmen der Proles mit Lebensmittelzuwendungen und Unterhaltungsspektakeln zu erkaufen.

Im Laufe des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde die Ausgabe von Korn und Mehl durch die direkte Verteilung von Brot ersetzt. In den meisten Haushalten der römischen Unterschicht waren Hausrat und Kücheneinrichtung gar nicht mehr vorhanden, um selbst noch Brot zu backen. Infolge der Brandgefahr, die in den eng bebauten Quartieren Roms dauerhaft bestand, wurden zudem offene Feuerstellen in den Mietsquartieren verboten. So blieb den Bewohnern dieser Wohnungen nichts anderes übrig, als sich in Gemeinschaftsküchen zu versorgen oder eine Garküche – vergleichbar unserem heutigen Schnellimbiss – aufzusuchen.

Der Mensch isst nicht gern allein

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