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SECHS Dienstag, 06. März 2018, 8.15 Uhr

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Ein lautes Geräusch holte Hessberger wieder in die Realität zurück. Ein Polizist öffnete die Zellentüre und sagte: „Ihr Rechtsanwalt wartet im Verhörraum.“

Hessberger schaute etwas ungläubig, da er gar keinen Rechtsanwalt eingeschaltet hatte. Er trottete dem Polizisten hinterher und als er den Raum betrat, erkannte er seinen Jugendfreund Roland Hartwig. „Wie kommst du denn hier her?“, fragte Hessberger erstaunt.

„Du kannst dich bei deiner netten Kollegin bedanken“, antwortete Hartwig. „Sie hat sich bei mir gemeldet und mich förmlich hierhergetrieben. Und wenn ich schon mal die Chance habe, einem alten Kumpel aus der Bredouille zu helfen, dann mache ich das natürlich gerne. Obwohl es mir scheint, als ob deine Probleme für mehrere Klienten ausreichen würden. Aber jetzt erzähl mir die ganze Geschichte noch mal aus deiner Sicht, denn durch deine Kollegin habe ich mir nur einen ersten Eindruck verschaffen können.“

Hessberger berichtete über den gestrigen Tag und versuchte, kein noch so kleines Detail auszulassen.

Roland Hartwig stellte mehrere Zwischenfragen und zog zum Schluss ein Fazit: „Wir müssen den Alkoholtest abwarten und hoffen, dass es der Verletzten bald wieder besser geht. Für die Entgleisung gegenüber dem Staatsanwalt wird es wahrscheinlich einen Vermerk in der Dienstakte geben, aber zum Glück hast du ihm die Prügel ja nur angedroht. Ich kümmere mich sofort um das Ergebnis des Tests und werde dir schnellstmöglich Bescheid geben. Außerdem sehe ich zu, dass du heute noch hier rauskommst. So gemütlich ist es hier auch wieder nicht. Kopf hoch, mein Lieber, wir kriegen das gemeinsam schon wieder hin und dann kannst du den Verrückten jagen, der in Offenbach die Leute umbringt.“


Im Anschluss wurde Hessberger wieder in seine Zelle gebracht, wo er ein Frühstück vorfand. Das sah gar nicht einmal schlecht aus und es war sogar ein Nougat-Croissant dabei, was er total liebte. Als er den Zettel neben dem Tablett erblickte, war ihm auch klar, dass es sich nicht um ein normales Frühstück handelte. Wir stehen hinter dir und tun alles, damit du schnell wieder mit uns arbeiten kannst. Liebe Grüße Sina, Rüdiger und Horst.

Er merkte, wie seine Augen leicht feucht wurden und freute sich, dass auf seine Freunde und Kollegen Verlass war.

In diesem Moment öffnete sich die Zellentür und ein ernst dreinblickender Polizeirat Thalbach trat ein. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Frau Wohlfahrt heute Morgen ihren Verletzungen erlegen ist. Die Staatsanwaltschaft will Sie drankriegen wegen Körperverletzung mit Todesfolge.“

„Das glauben sie doch nicht wirklich, oder?“, wollte sich Hessberger bei seinem Chef rückversichern.

„Natürlich glaube ich das nicht, aber der Fall ist an die Staatsanwaltschaft Frankfurt weitergegeben worden, weil man glaubt, wir könnten befangen sein bei der Ermittlung gegen einen Kollegen. Und das Allerschlimmste ist die Tatsache, dass ausgerechnet Dr. Reimers der zuständige Staatsanwalt für Ihren Fall ist.“

Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen, dachte sich Hessberger und versuchte trotz der schlechten Nachrichten noch ein wenig optimistisch aus der Wäsche zu schauen. Er hatte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, als Dr. Pelzer, der Gerichtsmediziner, plötzlich an der Zellentür stand. „Ich dürfte es euch eigentlich noch gar nicht sagen, aber zufällig lagen auf dem Schreibtisch des Kollegen die Ergebnisse deines Alkoholtests – 1,1 Promille! Das liest sich gar nicht gut in deiner Akte.“

„Ihr wisst aber schon, dass ich an diesem Abend frei hatte und nur zufällig in den Fall eingebunden war“, versuchte sich Hessberger zu rechtfertigen.

„Wahrscheinlich interessiert das unseren lieben Frankfurter Staatsanwalt überhaupt nicht, denn er will dich bluten sehen“, resümierte Pelzer. „Und man kann es ihm nicht einmal verübeln.“

Thalbach wirkte geschockt aufgrund des Gehörten und sagte leise: „Ich hoffe, Sie haben einen guten Anwalt, der es schafft, diese Sache wieder gerade zu bügeln.“

Schlusspfiff

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