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NEUN Mittwoch, 07. März 2018, 00.15 Uhr

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Auf dem Sportgelände des VFB Offenbach herrschte trotz der späten Uhrzeit ein wildes Durcheinander. Ein Großaufgebot der Polizei versuchte die Schaulustigen vom Tatort fernzuhalten. Keiner wusste, wie die große Schar der Reporter Wind von der Sache bekommen hatte, aber es schienen immer mehr zu werden. Mit mehreren aufgestellten Scheinwerfern versuchte der Gerichtsmediziner, Dr. Horst Pelzer, den Tathergang zu rekonstruieren. Aber wie schon in den vergangenen Mordfällen handelte es sich bei dem Sportplatz eindeutig nicht um den Tatort. Wieder erweckte es den Anschein, als sei das Opfer verblutet oder erstickt. Es gab wieder eine Stichwunde, die auf Verletzungen der Lunge hinwies. Außergewöhnlich waren jedoch die Verletzungen an den beiden Händen des Opfers. Bedingt durch das viele verkrustete Blut war es schwierig für Dr. Pelzer, hier eine erste Einschätzung zu treffen.

Sina Fröhlich schaute sich den Toten weiter an und fragte Dr. Pelzer: „Hat der nicht etwas im Mund stecken? Das war doch bei der ersten Leiche genauso, oder?“

„Du hast recht, das ist wieder so ein Stück farbiger Karton, wie bei den letzten Morden.“

„Hattest du diesen Karton nicht analysiert?“

„Das habe ich bei dem ganzen Stress der letzten Tage komplett vergessen. Der liegt wahrscheinlich immer noch in dem Säckchen für die Beweissicherung.“

„Mensch Horst, das sind möglicherweise Hinweise auf den Täter und du hast sie dir noch nicht einmal angesehen?“, fragte Sina Fröhlich in einem vorwurfsvollen Ton.

„Kannst du meinen Patzer vielleicht für dich behalten, denn im Moment hat die ganze Abteilung echt Stress genug und wenn die Presse das mitkriegt, zerreißen die uns in der Luft.“

Sina mochte den Gerichtsmediziner, der ansonsten die Zuverlässigkeit in Person war, echt gern und so sagte sie zu ihm: „Wenn die Beweismittel morgen früh analysiert sind und uns weiterhelfen, werde ich ausnahmsweise ein Auge zudrücken. Also sieh zu, dass du keine Zeit verlierst und mir umgehend aussagekräftige Ergebnisse lieferst.“

Langsam machte sich die Erschöpfung bei ihr breit und sie schloss einen Augenblick ihre Augen. Es war schon pervers, selbst im Umfeld dieser Morde konnte sie nur noch an Adi denken. Was wäre wohl passiert, wenn er mich geküsst hätte? Schon eine geraume Zeit dachte sie darüber nach, wie lange der Kollegenstatus noch haltbar sein würde, oder ob sich nicht doch noch die gegenseitige Anziehungskraft durchsetzen würde. Sie schob diese durchaus angenehmen Gedanken beiseite und sagte sich selbst, dass sie auch ohne Beziehung zu einem Kollegen schon echt genug Probleme am Hals hatte. Gut, dass der Handyanruf gerade noch zur rechten Zeit gekommen war.

Dr. Pelzer riss sie aus ihren Gedanken: „Wir bringen die Leiche in die Gerichtsmedizin und dann wird es wohl eine lange Nacht werden. Wir sehen uns morgen.“


Als Sina Fröhlich den Sportplatz verlassen hatte und vor ihrem Wagen stand, war sie hin- und hergerissen von dem Gedanken, zu Hessberger zu fahren. Es war ihr natürlich klar, wo das Ganze enden würde und irgendetwas hielt sie schlussendlich davon ab, eine Dummheit zu begehen.

Zu Hause ließ sie sich ein Bad ein, öffnete ihre letzte Flasche Rotwein und legte eine CD von Leona Lewis ein. Auf dem Weg zur Wanne entledigte sie sich ihrer Kleidung, lief nackt in die Küche, schenkte sich ein Glas von dem Primitivo ein und stieg in die Wanne, um ihr Schaumbad zu genießen. Bei den Klängen von „Homeless“ fühlte sie sofort die aufkommende Entspannung und schon nach wenigen Minuten fiel sie in einen leichten Schlaf. Ihre Lippen und die von Adi Hessberger kamen sich im Traum immer näher, schafften es aber dennoch nicht, sich zu berühren.

Als sie aus ihrem Halbschlaf erwachte, merkte sie, dass ihr Badewasser schon ziemlich abgekühlt war, trocknete sich schnell ab, kuschelte sich nackt, wie sie war, in ihre Bettdecke und schlief sofort ein.

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