Читать книгу Schlusspfiff - Thorsten Fiedler - Страница 12

Оглавление

SIEBEN

Rückblick 1987

Die Frau war nackt und mit den Händen an ein Bett gefesselt.

„Bitte benutz ein Kondom“, flüsterte sie dem Schatten zu, der sich über sie beugte. Sie wusste auch nicht, warum sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Wahrscheinlich war es der Tatsache geschuldet, dass es schon lange her war, dass sie mit einem Mann zusammen war. Hinzu kam noch der Alkohol, der deutlich zu ihrer Enthemmung beitrug. Doch so langsam wurde ihr bewusst, wie gefährlich eine solche Situation ist und diese dumme Idee, an das Bett gefesselt zu werden, sorgte auch nicht dafür, dass es ihr besser ging.

Genau in diesem Moment fiel er über sie her und sie schrie auf vor Schmerz.

Doch genauso schnell, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Sie lag immer noch entblößt auf dem Bett und fühlte sich erniedrigt.

Nach einer Weile begann sie zu frieren und rief nach ihm, aber niemand antwortete. Die Einsamkeit traf sie wie ein Schock und die Furcht stieg in ihr auf, bei dem Gedanken, was als nächstes passieren würde …

Dienstag, 06. März 2018, 15.45 Uhr

Roland Hartwig lud Adi Hessberger zu einem Bier im Markthäuschen ein. Hier verbrachte Hessberger gerne seine Zeit nach seinen Einkäufen auf dem Wochenmarkt in Offenbach. Egal, wie die Streitigkeiten zwischen der einen und der anderen Mainseite liefen, den Wochenmarkt in der Lederstadt fanden sie alle gut. Gleiches traf auch für die Gastronomiemeile rund um den Wilhelmsplatz zu, denn auch hier waren oft Frankfurter Flussüberquerer zu finden, auch wenn man sich natürlich nicht gerne outete. Hessberger selbst wohnte in der Goerdeler Straße, sehr zentral in Offenbach. Wenn er darauf angesprochen wurde, warum er es dort so schön fände, bekam man folgende ironische Antwort: Wenn ich hier auf eine 50 Meter hohe Leiter klettern würde, kann ich den Blick nach Süden, Norden, Osten oder Westen richten, aber niemals sehe ich Frankfurt.“ Ja, da konnte man ihn wieder heraushören, den ständigen Zwist der beiden Städte.

Einige Stunden zuvor war das Verhör unter Einbindung des Frankfurter Staatsanwaltes beendet worden. Roland Hartwig war es gelungen, eine Haftentlassung zu bewirken, zumal keine Flucht- oder Verdunklungsgefahr bestand.

Hessberger war aber immer noch suspendiert und wie diese interne Polizeiangelegenheit ausgehen würde, stand in den Sternen. Immerhin war er auf freiem Fuß und konnte unbelastet von diesen Nickligkeiten mit seinem Freund bei Eric Münch in dem denkmalgeschützten Markthaus am Wilhelmsplatz sitzen. Was dann kam, würde sogar jedem Frankfurter gut gefallen, denn eines der Schmankerl dort, war ein ‚Offenbacher Stinker‘. Dabei handelte es sich um panierten Handkäs mit Apfel-Meerrettich, Preiselbeeren und Graubrot. Dazu bestellten die beiden ein großes naturtrübes Kellerbier.

Nachdem sie den ersten Schluck genommen hatten, sinnierte Roland Hartwig über die weitere Vorgehensweise. „Wir haben jetzt zwar einen kleinen Schritt gemacht, aber du weißt schon, dass du im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals in der Scheiße steckst! Du hast einem Staatsanwalt Prügel angedroht, ihn beleidigt, eine Polizeiaktion unter Alkoholeinfluss begleitet und dabei ist eine Frau zu Tode gekommen. Dümmer hättest du dich in dieser Angelegenheit kaum verhalten können.“

Hessberger nickte nur und nippte an seinem Bier. Das hatte er wirklich komplett verbockt und dabei hatte er eigentlich nur helfen wollen. „Wie willst du die Verteidigungsstrategie aufbauen?“

„Sicher wird der Bericht des Gerichtsmediziners uns helfen zu beweisen, dass Frau Wohlfahrt unglücklich gefallen ist. Das wird jedoch wohl der einfachste Teil unseres Konzeptes sein. Dann müssen wir lückenlos darlegen, dass du schon längst im Feierabend warst, als du dich aufgrund eines Notfalls bereit erklärt hast, in deiner Freizeit zu helfen. Und jetzt wird es ein wenig heikel, denn wir müssen den Richter überzeugen, dass sich der Staatsanwalt unberechtigter Weise an einem Tatort aufgehalten hat und du in großer Panik warst, dass dieses plötzliche Auftauchen etwas mit den Serienmorden zu tun haben könnte. Das wird dem Herrn Staatsanwalt bestimmt nicht gefallen, aber schließlich konntest du ja nicht wissen, wer da plötzlich am Tatort aufgetaucht ist.“

„Einen Freund fürs Leben werde ich damit sicher nicht gewinnen“, meinte Hessberger.

„Natürlich wäre es von immensem Vorteil, wenn wir es schaffen, deine Wichtigkeit für diesen Fall hervorzuheben. Es läuft wahrscheinlich ein Serienmörder frei herum und der Einzige, der ihn aufhalten kann, also der Kriminalhauptkommissar mit der höchsten Aufklärungsquote im Rhein-Main-Gebiet, wurde suspendiert. Hier müssen wir der Staatsanwaltschaft und dem Gericht glaubhaft vermitteln, welche negative Presse sich dadurch entwickeln könnte und dass ein solches Verhalten kein gutes Licht auf die Justizbehörden werfen würde.“

In diesem Moment brachte Eric Münch die ‚Offenbacher Stinker‘ und die beiden wurden wenigstens ein paar Minuten von der knallharten Realität abgelenkt.

Schlusspfiff

Подняться наверх