Читать книгу Das Rätsel der Arche Noah - Timo Roller - Страница 11
Оглавление4. Auf Arche-Expedition in Deutschland
Die erste E-Mail von Bill Crouse ist bis heute mit Tesafilm an meine Schrankwand geklebt. Immer wieder einmal lese ich sie durch, denn sie gab mir den entscheidenden Impuls auf dem Weg zum Arche-Spezialisten. Es stellte sich nämlich heraus, dass ich gegenüber den Amerikanern einen entscheidenden Standortvorteil hatte: Einige der maßgeblichen Menschen, die auf dem Cudi waren, kamen aus Deutschland.
»Ich bin Bill Crouse, der Typ, den Du in Deinem Internet-Artikel über den Cudi Dagh zitiert hast.« – Er bat mich, Kontakt mit Friedrich Bender aufzunehmen, der auf dem Berg Cudi eine Probe genommen hatte, deren Alter er anhand der C-14-Datierung auf etwa 6500 Jahre bestimmt hatte. Die Ergebnisse des Geologen schienen zuverlässig und vielversprechend.
Ich wurde vom Theoretiker im stillen Kämmerlein zum Netzwerker in Sachen Arche Noah. Bill und ich tauschten unsere Erkenntnisse aus und ich nahm Kontakt auf zu Friedrich Benders Witwe und später auch zu Hans Thoma aus Landshut, der in den 1980er-Jahren mit einer kleinen Gruppe auf dem Cudi-Gipfel war.
Wie ich erfuhr, war Friedrich Bender nach langer Krankheit verstorben, und ich erklärte seiner Frau Sigrid, dass ich mich für den Berg Cudi interessieren würde. Einen Besuch hielt sie anfangs für unnötig, versprach mir aber, Unterlagen und Fotos ihres Mannes zusammenzustellen.
Diese Fotos sollten neben jenen Gertrude Bells und der HPG zunächst die einzigen vom Gipfel sein und zeigten ebenfalls Ruinen. Bei allen Bildern – auch den später dazu gekommenen Bildern der Gruppe Thoma – fiel es jedoch schwer, sie miteinander und mit den Google-Earth-Bildern in Einklang zu bringen. Dies gelang mir erst im Laufe der Zeit und ich werde meine Ergebnisse in Kapitel 29 vorstellen.
Nach weiterer Korrespondenz konnte ich Sigrid Bender für einen Besuch bei ihr zu Hause im hessischen Spangenberg gewinnen. Anfang Juni 2009 fuhr ich los und traf mich unterwegs noch mit einem Mitarbeiter der Uni Frankfurt. Dieser hatte im Rahmen einer Semesterarbeit mein Buch »Bible Earth« verwendet. Inzwischen ist aus dieser Begegnung ein Buch entstanden, das 2011 erschienen ist.11 Auch darin habe ich ein paar Zeilen über den Berg Cudi geschrieben.
Zunächst sah ich mir das Städtchen Spangenberg genauer an und klingelte schließlich zum verabredeten Zeitpunkt bei Frau Bender. Sie empfing mich sehr freundlich und erzählte ausführlich von den Abenteuern ihres Mannes und von ihren gemeinsamen Erlebnissen in allen möglichen Ländern.
Spangenberg in Hessen, die Heimatstadt von Friedrich Bender und seiner Frau Sigrid
Sie hatte mir einen großen Stapel mit Skripten, Notizen und Fotos bereitgestellt, dazu jede Menge geologische Unterlagen. Das Buch »Wanderungen« von Friedrich Bender und einen Artikel von ihm in der Zeitschrift »Kosmos« hatte ich mir schon zuvor besorgt, doch was mich hier erwartete, war einmalig: Friedrich Benders Manuskripte, aus denen populärwissenschaftliche Artikel entstanden waren, boten gegenüber den gedruckten Versionen noch zahlreiche wissenschaftliche Details über die geologischen Gegebenheiten vor Ort. Der Verlag hatte wohl vor allem auf gute Verständlichkeit Wert gelegt und viele Informationen gekürzt, die für meine weitere Forschungsarbeit wichtig werden sollten.12
Der zweite wichtige Besuch, den ich im Rahmen der Cudi-Forschungen machen sollte, führte mich am 7. September 2009 nach Landshut in Bayern. Dort lebt Hans Thoma, der mit seinem Sohn Christoph und Otmar Reiter sowie weiteren Gefährten als letzter verfügbarer Ansprechpartner von außerhalb der Türkei auf dem Berg Cudi gewesen ist. Wir trafen uns zu viert in Hans Thomas Wohnzimmer, ich hatte Unterlagen von Bender und von meinen eigenen Google-Earth-Forschungen mitgebracht. Natürlich waren wieder etliche Briefe und E-Mails dem persönlichen Treffen vorausgegangen, nachdem ich über eine Google-Suche im Archiv der »Zeit« einen Artikel von Christoph Thoma aufgestöbert hatte.
Zum Abschluss des Besuchs gab es eine Überraschung: Hans Thoma hatte mir zwei verkohlte »Steinchen« gezeigt, wie sie Christoph Thoma in seinem Artikel erwähnt hatte. Waren dies tatsächlich Stückchen der Arche? Jedenfalls verkündete Hans Thoma zum Ende meines Besuchs, mir eines der beiden Stücke schenken zu wollen. Nach kurzer Rückfrage, ob er dies wirklich ernst meine, nahm ich dankend an. Ich hatte ein Stück der Arche! – Oder zumindest irgendein verkohltes Stück Stein vom Berg Cudi …