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28. Liv

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Es klopfte energisch an die Zimmertür. Beatrice war zurück! Liv lauschte kurz, aber aus dem Bad war nichts zu hören. Am besten würde sie Beatrice in ihr Zimmer zurückschicken. Liv drehte den Knauf und beugte sich nach vorne, um Beatrice zuzuflüstern, dass sie noch Zeit mit Oxana bräuchte.

Die Tür krachte in die Sicherheitssperre. Sie erwischte Liv am Kopf, die überrascht zurücktaumelte. Auf der anderen Seite schrie jemand wütend auf, als die Tür nicht nachgab. Eine schwarz behaarte Hand tastete durch den Spalt nach dem Riegel. Liv sprang nach vorne und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür.

Der Mann brüllte vor Schmerz. Der Arm verschwand. Liv schmiss die Tür zu und rannte zur Kommode. Sie schob das Möbelstück vor die Tür, hastete zum Schreibtisch, riss ihn um und verkeilte ihn dahinter. Eilig suchte sie in ihrer Tasche nach dem Reizgas. Auf der anderen Seite schmiss sich jemand so heftig gegen die Tür, dass Liv das Holz knacken und brechen hörte.

Sie rüttelte an der Badezimmertür und flüsterte eindringlich: „Oxana, komm raus. Du musst hier weg.“

Oxana öffnete die Tür und sah Liv aus riesigen Augen an. Sie zitterte am ganzen Körper. Liv packte ihr Handgelenk und zog sie zur Balkontür. Ihr Zimmer war auf der ersten Etage. Oxana konnte über das Geländer klettern und über den umlaufenden Gang im Erdgeschoss entkommen. Liv schob sie nach draußen und half ihr über das Geländer.

„Lauf! Versteck dich. Hier ist meine Karte. Melde dich, sobald du sicher bist.“ Sie hielt Oxana, die völlig stumm alles tat, was von ihr verlangt wurde, an den Handgelenken und ließ sie herunter.

„Lass dich fallen. Du bist fast unten.“ Oxana sprang, fiel hin und rappelte sich sofort hoch. Sie stolperte über die Holzplanken und verschwand hinter dem Bug des Schiffes. Liv warf die Balkontür zu. Sie brauchte Hilfe. Sofort! Wen konnte sie in dieser Stadt anrufen? Die Polizei? Wie war die Notrufnummer? Liv fluchte und wählte auf dem Zimmertelefon hastig die Nummer der Rezeption. Sie schrie in den Hörer: „Hello Reception, this is an emergency call. Someone wants to get in my room. Please help!“

Himmel, was hieß denn bloß Überfall auf Englisch? Von dem Krach musste doch langsam das ganze Hotelschiff alarmiert sein. Liv fluchte, weil ihre sonstigen Begleiter Frieda und die halbautomatische Waffe in Deutschland bleiben mussten, und riss den Lampenschirm vom gusseisernen Ständer. Sie schwenkte den Lampenfuß wie einen Baseballschläger. Das Reizgas hatte sie wie einen Revolver hinten in ihre Jeans gesteckt. Sie baute sich breitbeinig hinter der Kommode auf. So leicht würde sie sich nicht geschlagen geben.

Mit hämmerndem Puls verharrte Liv auf der Stelle. Nichts passierte. Liv blinzelte und versuchte, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Lampenfuß wurde schwer in ihren Händen. Gleich würde die angeknackste Tür aufgebrochen werden und sie würde dem Angreifer mit der Lampe eins überziehen. Liv fixierte die Tür. Der Rahmen war an einer Seite eingedrückt. Wenn sich von außen jemand dagegenschmiss, würde er nachgeben.

Kein Laut drang von außen herein. Livs Arme zitterten so sehr, dass sie den Lampenfuß auf den Boden stellen musste. Sie zückte das Reizgas, schob die Kommode und den Schreibtisch zur Seite und schlich sich zur Tür. Minutenlang stand sie seitlich neben dem Eingang. So würde sie bei einem Einbruch nicht vom Türblatt erschlagen werden und konnte sich wehren. Nichts geschah. Ihr Puls beruhigte sich langsam. Vorsichtig spähte Liv durch den Türspion. Es war nichts zu sehen. Sie legte das Ohr an die Tür. Kein Geräusch. Was jetzt? Sie hoffte inständig, dass Oxana mittlerweile weit genug weg und nicht von den Männern geschnappt worden war. Was konnten die sonst noch wollen? Mit einem Ruck riss Liv die Tür auf und trat zurück. Alles blieb ruhig. Mit ausgestrecktem Arm hielt Liv das Reizgas und sprang auf den Flur. Sie schwenkte die Dose in alle Richtungen. Der Flur war leer.

Weggeworfen / Vergangen: Zwei Romane in einem Band

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