Читать книгу TikTok, Snapchat und Instagram - Der Elternratgeber - Tobias Bücklein, @dieserdad - Страница 15

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Unkontrollierte Kontakte

Wie wir im ersten Kapitel bereits festgestellt haben, ist ein wesentliches Merkmal der sozialen Medien, dass die Nutzer nicht nur konsumieren, sondern auch selbst etwas beitragen. Am häufigsten werden Social-Media-Apps deshalb zur Kommunikation und zum Austausch von Informationen, Bildern, Videos oder Links verwendet. Dafür gebrauchen die meisten eine Messenger-App. Am beliebtesten ist nach wie vor WhatsApp, das von 96 Prozent aller Jugendlichen, aber auch über alle Altersgruppen hinweg sehr häufig genutzt wird. Vor allem bei jüngeren Nutzern sehr verbreitet ist außerdem Snapchat, das immerhin 25 Prozent der 14- bis 29-Jährigen verwenden. Auch die meisten anderen Apps wie Instagram, Facebook, TikTok und Twitter bieten die Möglichkeit zur Kommunikation über Kommentare, Direktnachrichten und Gruppenchats. Sie alle ersetzen ein Stück weit auf digitale Weise den Kontakt zur Peergroup, der in Ihrer Kindheit vielleicht noch vornehmlich auf dem Schulhof oder im Park stattgefunden hat. Durch die digitalen Plattformen sind die potenziellen Kontaktmöglichkeiten allerdings enorm angewachsen. Und darin steckt die erste Gefahr.

Unbekannte Gruppenmitglieder

Messenger-Apps wie WhatsApp oder Telegram bieten die Möglichkeit, Gruppen anzulegen. Es genügt, wenn eine Mitschülerin Ihres Kindes dessen Mobilnummer kennt, damit sie es zu einer Gruppe hinzufügen kann. Auch darüber, wer zu einem späteren Zeitpunkt in die Gruppe aufgenommen wird, entscheiden der Administrator oder die Administratoren der Gruppe. (Immerhin muss man inzwischen die Zugehörigkeit selbst bestätigen und kann in den Einstellungen verhindern, dass man Gruppen zugefügt wird, siehe S. 152. Früher konnte man nur nachträglich wieder austreten.)


Sind Mitglieder der Gruppe in der Kontakteliste Ihres Kindes enthalten, werden ihm deren Namen angezeigt. Bei unbekannten Gruppenteilnehmern sieht es nur die Mobilnummer. Alle Nachrichten, die nun in dieser Gruppe ausgetauscht werden, können von allen Mitgliedern gelesen und beantwortet werden.

Wenn Ihr Kind also Nachrichten, Fotos, Videos oder Links in diese Gruppe postet, erreicht es damit bei WhatsApp bis zu 256 Menschen – bei anderen Messenger-Apps sind sogar noch größere Gruppen möglich. Mit einem Klick gibt es damit möglicherweise mehr Menschen Informationen über sich preis, als in einem durchschnittlichen Kinosaal Platz finden. Von vielen dieser Nutzer kennt Ihr Kind nichts außer der Telefonnummer. Und je mehr Nummern statt Namen in der Gruppenliste zu sehen sind, desto mehr Teilnehmer in dieser Gruppe sind Ihrem Kind unbekannt.

Tipp

Begegnen Sie diesen Gefahren gemeinsam: Wenn Sie Ihr Kind vor den Gefahren, die in den sozialen Medien unbestreitbar lauern, beschützen wollen, geht das nur, wenn Sie sich dieser Risiken bewusst sind. Da Sie (zum Glück) nicht immer danebensitzen, wenn Ihr Kind gerade online ist, sollte auch Ihr Kind diese Gefahren kennen. Lesen Sie dieses Kapitel deshalb am besten mit Ihrem Kind zusammen oder erklären Sie ihm zumindest die beschriebenen Gefahren. Dann kann es sich selbst besser schützen und versteht, warum Sie bestimmte Einstellungen an den Apps vornehmen möchten.

Tipp

Augen auf bei Telegram: Ursprünglich wurde der Messenger-Dienst Telegram von besonders datenschutzbewussten Nutzern als Alternative zu WhatsApp bevorzugt. In letzter Zeit ist die App aber in Kritik geraten. Da man dort eben relativ ungestört und unbeobachtet kommunizieren kann, versammeln und organisieren sich auf Telegram offenbar auch Terroristen und Verschwörungstheoretiker. Für diese ist auch attraktiv, dass Telegram riesige Gruppengrößen mit zu 100 000 Mitgliedern ermöglicht. Wenn Ihr Kind diese App installiert hat, heißt das natürlich nicht zwangsläufig, dass es Kontakt zu dubiosen Kreisen hat. Dennoch sollten Sie besonders genau darauf achten, in welcher Art von Gruppen Ihr Kind aktiv ist. Deutlich sicherer als andere Apps im Hinblick auf den Datenschutz ist Telegram übrigens nicht, von der Stiftung Warentest wurde der Messenger zuletzt mit „kritisch“ bewertet.

Der Nachteil der Anonymität

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind kommt aus der Schule und klagt: „Der Juri hat mich beleidigt.“ Dann können Sie darüber miteinander sprechen und falls nötig bei Juri oder seinen Eltern anrufen und die Sache klären. Findet eine entsprechende Kommunikation jedoch über einen Social-Media-Kanal statt, ist das oft nicht so einfach. Sie müssen erst einmal herausfinden, wer juri_12307 überhaupt ist, ob er wirklich Juri heißt, wo er wohnt und wie man ihn oder seine Eltern kontaktieren kann. Wenn Ihnen das zu kompliziert ist, können Sie natürlich theoretisch Juris Account auch auf der App Ihres Kindes blockieren. Aber vielleicht kommt dann morgen eine juli_12308 mit ähnlichen Botschaften – und die unangenehme Kommunikation geht weiter.


Unbekannte „Freunde“

Möglicherweise haben Sie selbst einen Facebook-Account und damit die Erfahrung gemacht, dass Sie gar nicht mehr alle „Freunde“ persönlich kennen. Auch auf XING oder Linked In haben Erwachsene häufig Kontakte, die ihnen nur flüchtig bekannt sind. Mit vielen Menschen vernetzt oder befreundet zu sein, gilt ein Stück weit auch als Statussymbol, und nicht nur Kinder definieren ihre Bedeutung über die Anzahl an Followern oder die Größe ihrer digitalen Community.

Follow für Follow

Eine gängige Praxis unter Jugendlichen, um die eigene Community zu vergrößern, nennt sich „Follow für Follow“: Man folgt einem anderen, der einem im Gegenzug ebenso folgt. Das führt natürlich unweigerlich dazu, dass Ihr Kind in Kontakt mit Menschen kommt, die es aus dem wirklichen Leben gar nicht kennt.

Aber was ist an unbekannten „Freunden“ überhaupt problematisch? Vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört, dass wir 80 bis 90 Prozent unserer Kommunikation nicht über Worte, sondern über die Körpersprache und den Stimmklang transportieren. So können wir zum Beispiel einschätzen, ob unser Gegenüber ehrlich ist oder lügt. Außerdem können wir Auge in Auge auch wichtige Informationen wie das Alter und das Geschlecht überprüfen. Wir sehen auch, ob es sich um eine eher schüchterne, kleine Person handelt oder um eine starke, selbstbewusste.

Tipp

Im Zweifel nachfragen und die Identität bestätigen: Bei jeder ungewöhnlichen Anfrage, Einladung oder Aufforderung sollte es für Ihr Kind selbstverständlich sein, mit Ihnen Rücksprache zu halten. Manchmal lässt sich auch durch einen kurzen Anruf beim Schreibpartner bestätigen, ob es sich wirklich um die vorgegebene Person handelt.

All das ist bei einer Kommunikation über die Social Media nur schwer möglich. Mit Worten und Emojis lässt sich zwar vieles ausdrücken, aber die Gefahr, dass man eigentlich mit einem völlig anderen Menschen schreibt, als man denkt, ist immer vorhanden.

Falsche Identität

Unter tobi3696 kann sich der Nachbar Tobias verbergen, der am 3. Juni 1996 Geburtstag hat. Es kann aber auch Manfred aus Wuppertal sein, 60 Jahre alt, der sich in seiner Freizeit gerne mit 13-Jährigen unterhält. Sie können es aufgrund des Accountnamens nicht sicher wissen und auch nicht herausfinden.

Sogar bekannte Namen können falsch sein, denn immer wieder werden Plattformen gehackt. Falls Sie sich darüber wundern, dass eine Klassenkameradin Ihrer Tochter neuerdings sehr merkwürdige Nachrichten schreibt, sollten Sie also die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dahinter vielleicht jemand ganz anderes steht.

Cybergrooming

Eine besondere Gefahr besteht, wenn Menschen mit krimineller Energie ganz gezielt nach einem potenziellen Opfer für sexuelle Belästigung oder sexuellen Missbrauch suchen. Sie umschmeicheln es dabei zunächst, zum Beispiel durch positive Kommentare unter TikTok-Videos, stellen dann vielleicht auch auf anderen Plattformen einen Kontakt her, zum Beispiel über Instagram oder Spiele-Apps, und erschleichen sich auf diese Weise ein trügerisches Vertrauen: Man ist sich ja schon an verschiedener Stelle begegnet und hat positive Erfahrungen gemacht.

Nach dieser scheinbar harmlosen Kontaktaufnahme platzieren die Täterinnen oder Täter dann Anfragen nach Fotos und Videos oder beginnen allmählich einen erotischen Chat mit den Minderjährigen. Im schlimmsten Fall gibt Ihr Kind aufgrund des Vertrauensverhältnisses seine Kontaktdaten oder die Telefonnummer preis, sodass es zu Stalking oder einer echten Verabredung mit schlechten Absichten kommen kann.

Keine Kontaktdaten preisgeben!

Genauso wie Kindern seit jeher eingebläut wird, niemals zu Fremden ins Auto zu steigen, sollte Ihr Kind wissen, dass die Weitergabe von Kontaktdaten an Fremde gefährlich ist und erst nach Absprache mit den Eltern erfolgen darf – egal, wie „nett“ die Person zunächst erscheint. Diese Regel sollten Sie fest vereinbaren.

TikTok, Snapchat und Instagram - Der Elternratgeber

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