Читать книгу TikTok, Snapchat und Instagram - Der Elternratgeber - Tobias Bücklein, @dieserdad - Страница 5
ОглавлениеWelche sozialen Medien gibt es überhaupt?
Vermutlich haben Sie selbst zahlreiche Social-Media-Anwendungen oder -Apps auf Ihrem Smartphone. Es sind aber wahrscheinlich andere als die, die Ihr Kind nutzt. Weder berufliche Netzwerke wie XING oder Lin kedIn lösen bei Kindern Begeisterung aus noch das bei Erwachsenen sehr verbreitete Facebook. Der Anteil der 16- bis 19-jährigen Nutzer beträgt bei Facebook nur noch 36 Prozent. Für die noch Jüngeren spielt dieses soziale Netzwerk praktisch gar keine Rolle mehr.
Immer wieder kommen neue Plattformen auf den Markt. Zuletzt erschien im August 2018 die inzwischen überaus beliebte TikTok-App, durch die das 2014 veröffentlichte musical.ly fortgeführt und erweitert wurde. Und auch bestehende Apps verändern sich ständig, passen sich aneinander an und übernehmen voneinander Anwendungsmöglichkeiten. So finden Sie inzwischen auch auf Instagram die ursprünglich durch Snapchat berühmt gewordenen „Facefilter“, mit denen man sein Gesicht in Echtzeit durch allerlei Tiermasken und Accessoires wie Brillen und Teufelshörner verfremden kann.
Unabhängig von diesem Wandel im Detail gibt es aber gleichbleibende Funktionen, die hier kurz dargestellt werden sollen. Wenn Sie die Funktionsweise von sozialen Medien verstehen, kommen Sie auch mit zukünftigen Neuerscheinungen, die wir heute noch gar nicht kennen, besser zurecht.
Apps zur Kommunikation
Keine Plattform verzichtet auf Elemente der Kommunikation. Aber einige sind in erster Linie dafür gemacht, beispielsweise alle Mailprogramme, die SMS-Funktion oder WhatsApp, Telegram und andere Messenger-Apps sowie eher videoorientierte Anwendungen wie Facetime, Zoom oder Snapchat. Im ursprünglichen Sinne sind die vorgenannten gar keine Social-Media-Plattformen, denn zunächst einmal ersetzen sie nur den Brief oder das (Bild-)Telefon. Doch diese Apps können noch mehr:
Austausch in Gruppen
Mit den meisten dieser Apps können Sie inzwischen auch Bilder und Videos versenden und vor allem: sich in der Gruppe miteinander austauschen. Und schon sind Sie mittendrin in der vollen Bandbreite von Möglichkeiten und Gefahren des sozialen Miteinanders.
Für die Altersgruppe Ihres Kindes spielen unter den Kommunikations-Apps vor allem Snapchat, aber auch WhatsApp eine größere Rolle, weshalb wir diese beiden Apps in späteren Kapiteln noch genauer betrachten.
Kommunikation findet darüber hinaus natürlich auch auf fast allen anderen Plattformen statt – über Kommentare unter YouTube-Videos und Instagram-Posts, über Direktnachrichten auf Twitter, Instagram und TikTok oder indirekt über jedes Herzchen und jeden Daumen nach oben, mit denen Kinder oft im Sekundentakt anderen ein kurzes Feedback geben.
Apps für Live-Chat und Live-Streaming
Eine besondere Form der Kommunikation ist der Live-Chat, der die Möglichkeiten eines Gruppenchats noch um das Video erweitert. Live-Chats können unter anderem von Facebook, Instagram, TikTok oder YouTube aus gestartet werden. Manche Video-Plattformen, wie die beliebte Houseparty-App, ersetzen das persönliche Treffen mit bis zu acht Freunden – manchmal auch notgedrungen wie zu Zeiten der Corona-Pandemie.
Während Kinder sich bei Live-Chats in erster Linie zum gleichberechtigten Austausch miteinander vernetzen, sind sie beim Live-Streaming eher in der Zuschauerrolle. Die Protagonisten der Streaming-Kanäle unterhalten ihre Zuschauer oft über mehrere Stunden hinweg. Auf Instagram sind am Live-Streaming meist nur ein oder zwei Personen aktiv beteiligt. Die übrigen haben die Möglichkeit, sich über Kommentare einzubringen, ihre Zustimmung mit Herzchen auszudrücken oder sogar Geld für den Kanal zu spenden, der den Chat gestartet hat.
Die Plattform Twitch ist auf das Live-Streaming spezialisiert und kommt damit der guten, alten Fernsehsendung eigentlich am nächsten. Nur dass dafür keine Studios und Regisseure mehr benötigt werden und die Zuschauer auf die beschriebene Weise aktiv daran teilhaben können.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Beteiligung von Zuschauern per TED in den „Wetten, dass …?“-Sendungen der 1980er-Jahre. Diese frühen Versuche, das Publikum in Live-Sendungen einzubeziehen, finden nun in den Streams von Twitch ihre perfekte Fortsetzung. Allerdings ging es bei „Wetten, dass …?“ um entspannte Familienunterhaltung, während auf Twitch vornehmlich (gewalttätige) Videospiele zu sehen sind. Deshalb darf die Plattform offiziell auch erst ab 18 Jahren ohne Aufsicht eines Elternteils genutzt werden.
Apps zum Teilen von eigenen (kreativen) Inhalten
Neben dem Austausch mit anderen steht bei den Social-Media-Plattformen auch die Darstellung der eigenen Persönlichkeit oder besonderer Fähigkeiten im Vordergrund. Wenn sich Ihr Kind gern sprachlich ausprobiert oder kreativ mit Musik-, Foto- und Videoproduktion umgeht, hat es dort viele Möglichkeiten, damit ein kleineres oder größeres Publikum zu erreichen.
Wenn wir später von den Chancen der sozialen Medien sprechen und davon, wie Sie Ihr Kind am besten bei der Mediennutzung begleiten, dann spielt es eine wichtige Rolle, wie sehr Sie seine Kreativität fördern und unterstützen können und möchten. Grundsätzlich kann die produktive Nutzung der Möglichkeiten von Instagram, TikTok oder YouTube durchaus positiv zur Entwicklung Ihres Kindes beitragen.
Für ältere oder politisch interessierte Kinder, die gern schreiben, ist beispielsweise Twitter eine Möglichkeit, sich pointiert zu äußern und aktuelle Gesellschaftsthemen zu diskutieren. Auf Instagram spielt eher eine gewisse Fotokunst (inklusive Bearbeitung) eine Rolle bzw. in den Instagram-Storys die Kunst, Geschichten zu erzählen und das eigene Leben interessant zu inszenieren. Bei TikTok sind darstellerische, humoristische oder tänzerische Fähigkeiten gefragt.
Tipp
Achten Sie auf das Wie der Nutzung: Unterscheiden Sie bei der Nutzung sozialer Medien grundsätzlich zwischen Kommunikation, Produktivität bzw. Kreativität und Konsum. Je nachdem, um was davon es gerade geht und welche Werte Ihrer Erziehung zugrunde liegen, können Sie zum Beispiel Kommunikation zulassen, Produktivität fördern und Konsum begrenzen.
YouTube ist wohl die Plattform mit dem größten Produktionsaufwand. Hier müssen die Kreativen nicht nur interessante Protagonisten ihrer Videos sein, sondern darüber hinaus auch Kameraführung, Licht, Ton und Schnitt beherrschen und ihre Zuschauer über mehrere Minuten unterhalten. Wohl aus diesem Grund wird YouTube von den meisten eher passiv aus der Zuschauerperspektive genutzt.