Читать книгу TikTok, Snapchat und Instagram - Der Elternratgeber - Tobias Bücklein, @dieserdad - Страница 7

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Welche Chancen bergen die sozialen Medien?

Wenn Sie Ihr Kind zu einem sicheren Umgang mit den sozialen Medien erziehen möchten, ist es nicht nur wichtig, die Gefahren zu sehen, die diese bereithalten, sondern auch die großen Chancen. Mit jeder Reglementierung nehmen Sie Ihrem Kind möglicherweise auch eine Chance. Dieser Ratgeber soll Ihnen helfen, beide Seiten der Medaille kennenzulernen und nach Ihren eigenen Werten und Zielen Entscheidungen zu treffen.

Express yourself – Demokratie pur

Die erste große Chance, die Apps wie YouTube, TikTok oder Instagram bieten, besteht darin, dass sie die technischen Möglichkeiten schaffen, Fotos, Videos, Podcasts, Blogs und Musik selbst zu veröffentlichen, ohne dafür eine Zeitungsredaktion, einen Musikverlag oder einen Fernseh-Intendanten überzeugen zu müssen. Und das auch noch kostenlos.

Vielleicht haben Sie in Ihrer Kindheit an einem Schülervorspiel teilgenommen, vielleicht etwas in der Schülerzeitung geschrieben. Möglicherweise konnten Sie später einmal einen Leserbrief in der Lokalzeitung unterbringen. Aber für eine weitere Verbreitung ihrer kreativen Produkte und Ihrer Meinung dürfte es bei den allermeisten nicht gereicht haben.

Die Macht der Gatekeeper

Noch heute entscheiden in den Zeitungs- und Musikredaktionen oder in den Fernsehsendern zumeist einzelne Menschen darüber, welche Sendungen produziert werden, welche Schauspieler die Rolle bekommen und welche Inhalte eines Zeitungsartikels überhaupt würdig sind. Viele dieser sogenannten Gatekeeper mögen das mit Verantwortungsgefühl und Sorgfalt tun, besonders demokratisch ist das jedoch nicht.

Wer heute Zeit, Talent und ein Smartphone als technische Grundausstattung mitbringt, kann mit seinen Produktionen theoretisch ein Millionenpublikum erreichen – auch wenn das angesichts der vorher beschriebenen Interessen der Plattformen nicht ganz so einfach ist, wie es klingt. Denn natürlich geht das nur mit bestimmten massentauglichen Inhalten und werbefreundlichen Themen. Aber immerhin.

Geld und Ruhm

Gerade für Künstler, Autoren, aber auch pädagogisch begabte Menschen eröffnet sich durch die sozialen Medien die Chance, ein größeres Publikum zu erreichen und über diese Reichweite mittelfristig auch finanziellen Erfolg zu haben.

Natürlich wird auch hier der größte Teil der Erlöse von den Plattformen selbst vereinnahmt. Nur ein geringer Teil geht an die Kreativen. Aber verglichen mit Schallplattenverkäufen oder dem Buchmarkt ist es in den sozialen Medien heute viel wahrscheinlicher, von der eigenen Bekanntheit und Beliebtheit auch in großem Maße zu profitieren.

Sollte Ihr Kind also den Berufswunsch YouTuber oder Instagrammer äußern, dann sollten Sie nicht reflexartig erwidern: „So ein Quatsch!“ Lassen Sie ruhig zu, dass Ihr Kind sich ausprobiert – natürlich mit Ihrer Unterstützung und Begleitung. Wer einmal die Mühe, den Zeitaufwand und auch das Frustpotenzial erfahren hat, die mit dem Aufbau eines erfolgreichen Kanals verbunden sind, kann besser entscheiden, ob das wirklich eine Option für den eigenen Berufsweg ist. Und sollten bei Ihrem Kind tatsächlich ausreichend Begabung, Persönlichkeit und Durchhaltevermögen zusammenkommen – warum nicht? Vielleicht kann es ja mit Ihrer Unterstützung die Qualität der Plattformen durch seine Beiträge bereichern.

Gleichgesinnte finden

Gerade wenn Ihr Kind eher zurückhaltend oder schüchtern ist, wenn es außergewöhnliche Hobbys hat oder wenn es wegen seiner Herkunft, seiner sexuellen Orientierung oder aus anderen Gründen Schwierigkeiten im „analogen“ Leben hat, kann ihm die digitale Welt eine große Chance bieten.

Vielleicht fanden Sie in Ihrer Kindheit keine Mitschülerin, die Ihr seltenes Hobby teilte. Oder Sie suchten aufgrund Ihrer ungewöhnlichen Ansichten vergeblich jemand Gleichgesinntes. Heute erfahren Kinder durch die digitale Vernetzung, dass sie nicht allein sind. Und wer im wirklichen Leben schüchtern ist, aber vor der Kamera aufblüht, hat die Chance, damit Anerkennung zu erhalten, die ihm sonst vielleicht versagt bliebe.

Ungeachtet aller Gefahren, die das – zum Beispiel im Bereich politischer Meinungsbildung (Stichwort „Filterblase“) – bereithält, ist es zunächst einmal eine Ermutigung, wenn Ihr Kind feststellt, dass es auch andere gibt, die ähnlich ticken.

Tipp

Meinungsvielfalt statt Filterblase: Wer die sozialen Medien offen, reflektiert und bewusst nutzt, kommt in einer globalisierten Welt gar nicht um die Einsicht herum, dass es vielfältige Meinungen und Weltanschauungen gibt und geben darf. Das ist nicht unbedingt das Ziel der Plattformen selbst. Deren Geschäftsmodell baut im Gegenteil eher darauf auf, nur genau auf die Interessen der Nutzer zugeschnittene Inhalte zu zeigen. Aber es liegt im Bereich des Möglichen und hängt von der Art und Weise ab, wie Sie den Umgang Ihres Kindes mit den Social Media gestalten.

Bildungschance jenseits der Schule

Vielleicht tut sich Ihr Kind in der Schule leicht, lernt gerne und ist motiviert, sich mit Inhalten zu beschäftigen, die ihm von den Lehrern vorgegeben werden. Glückwunsch!

Viele Kinder sind nicht so. Manche können sich in der Gruppe nicht konzentrieren und sind leicht ablenkbar. Viele mögen die Lehrerin oder den Lehrer nicht oder funken nicht auf der gleichen Wellenlänge. Manchen geht es einfach zu schnell, sie bräuchten mehr Zeit. Oder vielleicht gehört Ihr Kind auch zu den Neugierigen, die lieber selbst entdecken wollen, was sie interessiert, und auf Vorgaben von außen mit Ablehnung reagieren.

Wenn Sie Ihr Kind in dieser Beschreibung wiedererkannt haben, bieten die sozialen Medien ihm ebenfalls eine Chance. Auch wenn vordergründig viel Redundantes und Irrelevantes verbreitet wird, gibt es dort jede Menge zu entdecken, sowohl zu schulischen Themen als auch zu anderen Interessengebieten von Video- und Musikproduktion übers Klavierspielen bis hin zu Basteln, Reparatur und Handwerk. Wer nicht mit dem Schulsystem zurechtkommt, kann hier kostenlos vom Wissen anderer profitieren und sich bei Interesse selbstständig und eigenmotiviert informieren.

Damit beinhaltet die kluge Nutzung von Social Media sogar eine Chance für Bildungsgerechtigkeit. Denn zumeist sind die Anleitungen und der Unterricht im Gegensatz zu Nachhilfestunden kostenlos und können durch Anhalten und Wiederholung an die eigene Lerngeschwindigkeit angepasst werden.


TikTok, Snapchat und Instagram - Der Elternratgeber

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