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Die hässliche Wahrheit über unsere Lernmethoden
ОглавлениеDie meisten Erwachsenen haben das Gefühl, dass sie den allergrößten Teil dessen, was sie in der Schule gelernt haben, schon längst wieder vergessen haben.
Weit über 10.000 Unterrichts- und Lernstunden und kaum etwas ist hängen geblieben?
Eine frustrierende Bilanz … da stellt sich doch die Frage …
Warum eigentlich funktioniert das Lernen, wie die meisten von uns es aus der Schule kennen, so schlecht?
Eine Antwort zumindest ist in jedem Fall: Weil die Unterrichtsmethoden auf historischen Erziehungsbildern beruhen, die nicht selbstbestimmte, selbst denkende junge Menschen hervorbringen wollten, sondern Untertanen oder Arbeiter, die Befehle ausführten und gehorchten.
In den Schulen zur Zeit Kaiser Wilhelms II. richtete sich der Unterricht vor allem nach zwei Prinzipien:
1 Ordnung, Disziplin, Strafen und Gehorsam und
2 Basiswissen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, um als Arbeiter oder Soldat zu „funktionieren“.
Und da Ende des 19. Jahrhunderts die pädagogischen Vorbilder fehlten, übernahm man einfach Dienstvorschriften aus den neu gegründeten Fabriken oder dem Militär und übertrug sie auf die Schulen.
Frei nach dem Motto: Vorne kommen ganz unterschiedliche kleine Menschen rein, hinten kommen genormte Menschen raus, die alle genau das Gleiche wissen. Wie in einer Fabrik.
Dass jeder von uns höchst unterschiedliche Motivationen hat, warum er oder sie etwas Neues lernen möchte, sich relevantes Wissen aneignen möchte, auf Basis seiner Interessen, Talente und Fähigkeiten, wurde erst wesentlich später verstanden.