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Tag 2: Lernmotivation ist alles
Оглавление„Also, heute um 16 Uhr setze ich mich hoch motiviert an den Schreibtisch und lerne …“, und dann ist es 16 Uhr, aber von deiner Motivation keine Spur. Kennst du das? Falls ja, kannst du beruhigt sein: Zum einen bist du nicht allein – vielen Menschen geht das so –, zum anderen lernst du ja jetzt und hier die Tricks für mehr Lernmotivation.
Motivation ist so gut wie die halbe Miete für den Lernerfolg, das bestätigt auch die Gehirnforschung. Egal, um welches Lernthema es geht: Voraussetzung für erfolgreiche Lernprozesse sind Entspannung, Aufmerksamkeit und Vorfreude – je entspannter du dabei bist, desto besser. Und wer widerwillig lernt, lernt schlecht bis gar nicht. Für Lernen mit Widerstand brauchst du sehr viel Selbstdisziplin – und das ist leider eine endliche Ressource, die meist ziemlich schnell erschöpft ist.
Das heißt, wir müssen unsere Motivation manchmal „künstlich“ herstellen, wenn sie sich nicht von selbst eingestellt hat – am besten geht das, wenn du dich zu Beginn emotional in einen entspannten, positiven Zustand bringst. Dann ist dein Gehirn aufnahmefähig.
Um allerdings dorthin zu kommen, müssen wir manchmal ein bisschen tricksen. Und deshalb zeige ich dir einen Weg, der zuverlässig funktioniert.
Auf meinen Lern-Workshops bringen die Teilnehmer:innen Bücher mit, aus denen sie lernen müssen, auf die sie aber manchmal gar keine Lust haben. Wenn wir dann gemeinsam den Motivationsprozess durchgemacht haben, können sie es fast nicht erwarten: „Dürfen wir jetzt endlich mit dem Buch anfangen?“
In diesem Kapitel zeige ich dir eine verkürzte Version dieses Prozesses, weiter hinten im Buch findest du die ausführlichere Version vom C9-System.
Also, legen wir los!
Suche dir ein Buch heraus, aus dem du lernen musst, auf das du aber keine Lust hast. Vielleicht schüchtert es dich sogar etwas ein, weil es so umfangreich, kompliziert geschrieben oder die Materie so trocken ist. Wenn du das Buch zur Hand hast, fühle doch mal in dich hinein und beschreibe deinen aktuellen Zustand in diesem Moment:
Wie fühle ich mich, wenn ich mir vorstelle, das Buch zu lesen? Wenn ich mir vorstelle, damit zu lernen?
Bin ich eher genervt? Habe ich Angst? Fühle ich mich überfordert? Spüre ich Gleichgültigkeit? Bin ich neugierig? Ist da vielleicht doch auch leichte Vorfreude? Bin ich richtig interessiert? Bin ich begeistert?
Notiere dir hier deine Gedanken und Gefühle.
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Wie lernmotiviert bist du also auf einer Skala von 1 bis 8, wobei 1 lernunmotiviert ist und 8 sehr lernmotiviert?
Notiere dir deine Zahl hier:
Nun beantworte diese Fragen:
1. Weshalb willst du dieses Buch lesen oder meinst, es lesen zu müssen?
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Eine Antwort könnte sein, dass es Pflichtlektüre in deinem Kurs ist. Oder weil du weißt, dass die Inhalte prüfungsrelevant sind.
Das sind Beispiele für äußere Anreize. Sie allein reichen nicht aus, damit wir wirklich, aus uns selbst heraus, zum Lernen motiviert sind.
Deshalb ist die anschließende Frage:
2. Wie kannst du die Inhalte des Buches mit deinem Leben verbinden?
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Zum Beispiel könnte das Buch zwar ein langweiliger Wälzer zur Tiermedizin sein, du weißt aber, dass der Lernstoff superwichtig für dich wird, wenn du später eine eigene Praxis aufmachen möchtest. Versuche dir die Situation ganz genau vorzustellen, in der du dieses Wissen anwenden wirst. Beschreibe sie dir so ausführlich wie möglich.
Ein anderes Beispiel: Das Buch beinhaltet die neuesten Änderungen im Steuerrecht. Ein Thema, das die meisten Menschen langweilt und überfordert. Ein Bezug zum Leben wäre die Neugier herauszufinden, ob bei der diesjährigen Steuererklärung Geld gespart werden könnte. Anschließend möchtest du das mit deinem Steuerberater besprechen. Das ist ein handfester Grund, damit kannst du zielorientierter lesen.
3. Wie könnte dieses Wissen möglicherweise dein Leben verbessern?
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Im Fall „Steuerrecht“ könnte das sein: von den gesparten Steuern oder der Rückzahlung auf die Malediven fliegen, nur so als Beispiel. Auch hier stellst du dir sehr genau vor, wie dein verbessertes Leben aussieht.
4. Auf welcher Seite des Buches findest du die Information, die dich im Moment am meisten interessiert? Welches Kapitel behandelt das Thema?
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Du findest die entsprechende Stelle im Buch recht schnell, wenn du dir das Inhaltsverzeichnis ansiehst und ein wenig blätterst.
5. Wie fühlst du dich jetzt bei der Vorstellung, in das Buch einzutauchen und die Informationen zu finden, die dich am meisten interessieren, die dein Leben verbessern könnten?
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Und jetzt die Frage von oben noch einmal:
Wie lernmotiviert bist du jetzt, auf einer Skala von 1 bis 8?
Notiere dir deine Zahl hier:
In der Regel sollte deine Lernmotivation jetzt schon sehr viel höher sein als zu Beginn der Übung. Je stärker der Bezug des Buches zu deinem Leben, je deutlicher du dir die Verbesserung in deinem Leben vorstellst, je fokussierter und zielgerichteter du an das Lesen des Buches herangehst, desto motivierter bist du!
Im nächsten Kapitel zeige ich dir, wie du in wenigen Minuten deine Gedächtnisleistung massiv verbesserst. Das klappt, garantiert!