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»Wie meinen Sie das, Ihr Sohn ist auch nicht zu Hause?« Armand Bellier war völlig aufgelöst.

Tatsächlich war er heute Morgen nach dem Aufstehen in mein Zimmer gegangen um mich noch einmal zur Rede zu stellen und hatte mein Bett leer vorgefunden. Er holte mein Handy. Es war aus. Der Akku war leer geworden. Als er es an den Strom angeschlossen hatte, verlangte es einen PIN. „Verdammt“, dachte Armand Bellier. Er griff sofort zum Telefonhörer um bei Marcels Eltern anzurufen. Ein für alle Mal musste jetzt geklärt werden, dass sie sich nicht ständig in alles einmischen sollten. Er war sicher, dass sie wussten wo ich steckte. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Seine Gefühle schwankten zwischen haltlosem Ärger, Misstrauen, vielleicht sogar ein bisschen Sorge. Er wusste im Moment nicht was er tun oder sagen sollte. Eine Situation, die er hasste. Er war verzweifelt.

»Nun ich meine es wie ich es sage, Herr Bellier. Marcel ist nicht zu Hause. Wir wussten allerdings nicht, dass Jean bei ihm ist.«

»Natürlich ist er bei ihm. Die beiden stecken doch andauernd zusammen und hecken etwas aus«, erwiderte Herr Bellier verärgert.

»Das liegt sicher nahe, so gut wie sie befreundet sind«, bestätigte Frau Lavenant. »Marcel hat einen Zettel hingelegt, dass er am Strand ist. Wenn Marcel dabei ist, müssen Sie sich sicherlich nicht sorgen.«

»Es geht weniger darum, dass ich mich sorge, als dass mein Sohn Hausarrest hat und wieder einmal von ihrem Sohn verführt wurde die Regeln zu brechen«, raunzte er schlecht gelaunt ins Telefon.

»Das tut mir leid«, sagte Frau Lavenant noch immer höflich. »Aber Sie wissen ja wie Jungs in diesem Alter sind.«

Im Hörer klickte es. Herr Bellier hatte aufgelegt.

»Ein unangenehmer Kerl«, sagte sie zu ihrem Mann. »Meinst du wirklich sie sind am Strand? Ich mache mir jetzt doch Sorgen.«

»Ach was, die beiden haben Ferien und sich sicher irgendetwas ausgedacht. Ich könnte wetten, dass es mit dem Hausarrest von Jean zu tun hat.«

»Du hast die Ruhe weg«, sagte Frau Lavenant. »Sorgst du dich nie um Marcel?«

»Ich sorge mich dauernd um ihn«, gab er milde lächelnd zurück. »Aber ich glaube wir würden ihm keinen Gefallen tun, wenn wir ihn vor lauter Sorge erdrücken würden. Marcel ist vernünftig, er bringt sich nicht unnötig in Gefahr.«

»Na hoffentlich hast du Recht«, gab sie seufzend zurück.

Bei diesen Worten klingelte das Telefon. Sofort nahm Marcels Mutter den Hörer ab und meldete sich. Leise erkannte sie die Stimme ihres Sohnes, die unter lautem Stimmengewirr fast nicht zu verstehen war.

»Mom, bist du das?«

»Ja … Marcel? Wo bist du?«

»Bitte bleib jetzt ganz ruhig. Mir geht es gut, aber ich werde heute nicht mehr nach Hause kommen können. Ich hab euch das mit Jean’s Vater doch erzählt, er hatte meine Hilfe benötigt und ist hier bei mir. Seid bitte nicht sauer, ich werde euch den Rest in ein paar Tagen erklären, sobald ich wieder zu Hause bin. Vertraut mir o.k.?«

Marcel hatte überlegt was er sagen wollte und einfach keine Pause gemacht um nicht unterbrochen zu werden. Er lauschte gespannt nach der Antwort. Plötzlich zuckte er zusammen und hielt das Telefon schnell etwas weiter vom Ohr weg.

»Sag mal spinnt ihr?«, rief Marcels Mutter in den Hörer, so dass sogar ich es noch hören konnte.

Nach einer kurzen Pause war sein Vater am Apparat. Marcel wurde unruhig. Sein Dad war ein schwieriger Gegner. Er hatte meist Argumente gegen die Marcel nicht ankam. Seine Mutter war im ersten Moment aufbrausend, hatte dann aber doch Verständnis. Sie fing auch selten an etwas auszudiskutieren.

»Marcel, hier ist dein Vater. Ihr braucht nicht weiterzusprechen. Es ist absoluter Quatsch was ihr da tut. Wir hätten das genauso gut anders lösen können.«

Marcel hielt mit der flachen Hand das Mikrofon zu und flüsterte. »Es ist das beste ihm recht zu geben.« Er grinste mir zu, sprach dann aber wieder zu seinem Vater. »Das weiß ich auch, dass das Quatsch ist aber hör zu Dad, Jean hatte meine Hilfe gebraucht und ich lasse meinen besten Freund nicht im Stich. Ihr hättet gegen den Willen seines Vaters doch auch nicht mit uns wegfahren können, so sahen wir keine andere Chance. Wir ziehen das durch.«

Marcel sah mich an. Einige Sekunden war es ruhig am anderen Ende, aber auch sein Vater kannte seinen Sohn.

»Gut, ich bin einverstanden.«

Marcel gab mir verblüfft ein Zeichen, dass er es geschluckt hatte.

»Ihr werdet euch regelmäßig, morgens und abends melden. Wenn ich nichts höre, verständige ich sofort die Polizei und lasse nach euch suchen«, gab er Anweisung. Etwas milder fügte er hinzu, »ob ihr nun mit oder ohne meine Erlaubnis unterwegs seid, das Risiko ist schließlich das Gleiche. Habt ihr genügend Geld dabei?«

»Ja, ich hab mein Sparschwein geplündert. Danke Dad, ich muss Schluss machen.«

Marcel wollte gerade auflegen, als sein Vater noch etwas sagte:

»Marcel?«

»Bin noch da.«

»Passt auf euch auf! Deine Mutter ist wahnsinnig vor Sorge. Wir lieben dich sehr. Grüße Jean von uns, wir wünschen ihm viel Glück.«

»Danke Dad, ich werde es Jean ausrichten. Ich liebe euch auch. Bis bald.«

Herr Lavenant ließ den Hörer sinken. Marcel hatte aufgelegt. Still sah er seine Frau an.

»Er tut das, was ich auch getan hätte.« Er nahm seine Frau in den Arm und drückte sie zärtlich an sich.

»Ich habe Angst, Marc.«

»Mach dir keine Sorgen, sie passen schon auf sich auf.«

In Wirklichkeit war er es, der sich sorgte. Er vertraute seinem Sohn. Sicher würde er sich zurechtfinden, dennoch konnte immer etwas passieren.

»Weißt Du, ein kleines bisschen beneide ich die beiden sogar um das Abenteuer. Als Erwachsener ist so was ja gar nicht mehr möglich«, sagte Marcels Vater gedankenverloren zu seiner Frau.

»Zumindest müssen wir uns nicht fragen, von wem er diesen Blödsinn wohl hat«, schüttelte sie nur den Kopf.

Ein Bruder für Luca

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