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6. Home Sweet Home

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May beschloss, diesen Tag komplett zu vergessen. Aus, Ende, abhaken. Nicht darüber nachdenken. Feierabend. Müde schloss sie die Wohnungstür auf und im Flur angekommen, vollbrachte sie das Kunststück, den Rucksack zu Boden rutschen zu lassen, ohne die Kiste mit den Einkäufen aus den Händen zu nehmen. In der Küche schlug sie auf den Lichtschalter, und wie gewohnt ärgerte sie sich, dass alles wie immer dunkel blieb. Seit bald einem Jahr baumelte die Glühlampe durchgebrannt im Lampenschirm.

Uff. Es war in letzter Zeit ganz schön der Wurm drin, fand May. Sie trat gegen die Tür, damit die Helligkeit nicht zuklappte. Dann schaufelte sie ihr Abendbrot in sich hinein und tippte gleichzeitig auf dem Computer, um weitere Mails abzurufen. Keine Antworten auf ihre Vermisstenanzeige in Sachen Lou. Keine Mails von Freunden - wobei ihr gar nicht mehr klar war, wen sie überhaupt noch dazu zählen konnte. Rob meldete sich gar nicht mehr - was auch nicht weiter schlimm war, nachdem er sie gleich zweimal hintereinander versetzt hatte. Es war doch alles Blödsinn, fand May. Wenn man als Mensch halbwegs in der Zeitschiene bleiben wollte, musste man eigentlich eine Art Doppelbuchung vornehmen, wie Hotels das taten, um Ausfälle aufzufangen. Nur war Mays Herz dummerweise keine Suite, die man einfach so buchen konnte.

Es war zum Heulen. Nicht nur, dass Lou verschwunden blieb, auch ihr sogenanntes Privatleben spielte sich einzig in zwei gepressten Stunden ab, die sich anfühlten, als müsse man in einem Kochtopf einen Badeurlaub verbringen. Jeden Abend verbrachte sie mit Einkaufen, Essen und ein wenig Meditation - welche jedoch regelmäßig vom Klingeln des Diensthandys zerstört wurde.

Auch heute tauchte dort eine Nachricht auf: Das Innenministerium wünschte keine offenen Ermittlungen im Fall Bolaire. Es würde morgen früh eine Konferenz um acht Uhr geben. Und bereits vor Beginn sollte Mays Konzept vorliegen. May ließ das Handy sinken. Eine Frechheit, so etwas zu fordern, kurz vor dem Zu-Bett-Gehen. Nun sollte sie auch noch aus einer Truppe von hysterischen Milchbubis eine Armee verdeckter Ermittler machen?

Konzept, Konzept ... Ja, Gott, irgendwie müsste dann eben der Hauptstab irgendwie am Rande des Geländes sich aufhalten, während sie selbst irgendwie mit dem Assistenten die erste Untersuchung vornehmen würde und irgendwie -

Gott, was für ein Unsinn! Sie schmiss den Stift ins Katzenklo. Das war doch kein Einsatz, das war ein Selbstmordkommando.

May beschloss, zu Bett zu gehen. Schlaf war die beste Medizin. Besonders dann, wenn man am nächsten Tag eine Stunde eher aufstehen musste. May schlief wie eine Brennnessel.

MAY BEE

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