Читать книгу Beyl und MacGarney - Torben Stamm - Страница 9

Eine streitbare Dame

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Auf dem Revier setzten Beyl und MacGarney MacHorn beim Phantomzeichner ab und gingen anschließend in ihr Büro. Es war kurz nach elf und sie waren platt. „Ich brauche einen Kaffee“, sagte Beyl. MacGarney nickte zustimmend: „Vorher müssen wir aber noch zur Chefin.“

Beyl verzog das Gesicht: Die Chefin war ihre Vorgesetzte. Im Grunde war es sehr unterhaltsam: MacGarney eckte bei jeder Zeugenbefragung an. Keiner konnte ihn leiden. Beyl war der Charmebolzen, dem die Leute vertrauten. Sobald sie aber das Revier betraten und ihrer Chefin gegenüberstanden, änderte sich die gewohnte Rollenverteilung: Die Chefin war charakterlich das weibliche Gegenstück zu MacGarney: Direkt, grobschlächtig und mit einer gewissen Affinität zur Fäkalsprache. Sie konnte Beyl nicht wirklich leiden, wusste aber, dass er ein fähiger Ermittler war. Sie hatte noch fünf Jahre bis zur Pensionierung und es gab außer MacGarney kaum einen, der sich nicht darauf gefreut hätte.

„Bringen wir es hinter uns“, sagte Beyl und ging in Richtung Tür. MacGarney folgte ihm.

Sie verließen das Büro und gingen die tristen Flure entlang. Schließlich kamen sie zu einer breiten Tür aus dunklem Holz. MacGarney klopfte.

„Was?“, scholl eine tiefe Stimme aus dem Zimmer, der man den jahrzehntelangen Nikotinkonsum anhörte. MacGarney öffnete die Tür: „Morgen“, sagte er.

„Es ist nicht Morgen. Wenn Sie arbeiten würden, wüssten Sie das.“ MacGarney entgegnete: „Ich habe heute mehr gearbeitet als Sie, bei allem Respekt.“

Seine Chefin grinste: Sie mochte MacGarney. Er war nicht so ein Weichei wie die anderen Idioten hier, sondern wusste, dass man Härte auch an der Sprache erkannte.

Elsbeth Dromder war eine alte Dame, mit der man lieber keinen Streit haben wollte: Sie hatte so manche Karriere beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Mit den Jahren war sie nicht milder geworden, wie mancher vielleicht gehofft hatte. Vielmehr war in ihr die Überzeugung gereift, dass sie den Saustall auf eine Zeit ohne sie vorbereiten musste.

„Was wollen Sie?“, fragte sie nun.

„Wir waren bei dem Retro-Hotel. Es gibt einen potentiellen Verdächtigen.“

„OK. Gibt es einen Bericht der Spurensicherung?“

Beyl antwortete: „Nein, der steht noch aus.“

Dromder verdrehte die Augen: „Junge, dann machen Sie denen mal Feuer unterm Hintern!“

„Sie sind dran. Der Bericht sollte bald vorliegen.“

„Aha.“ Dromder schaute von einem zum anderen: „Wars das? Ich habe zu tun!“ Sie nickte in Richtung ihres Computers.

„Alles klar.“ MacGarney schob Beyl sanft in Richtung Tür.

„Warum ist die immer so ätzend?“, fragte Beyl. Er war schon seit einigen Jahren in der Abteilung, konnte sich aber einfach nicht an die Besuche bei der Chefin gewöhnen.

„Denk mal nach: Wie alt ist die?“

„100?“

„Quatsch. Aber sie ist voll alt. Sie ist aber auch schon ewig „die Chefin“. Das bedeutet, sie hat sich hochgearbeitet, als Frauen in Leitungsfunktionen absolut keine Selbstverständlichkeit waren. Ich denke, sie musste so sein, damit sie überhaupt ernst genommen wird.“

„Aber muss es denn immer so sein?“

„Stell dir vor, sie wäre ein Mann.“

„Was soll das denn jetzt?“

„Wenn sie ein Mann wäre, würdest du sagen, er ist ein harter Hund. Fertig. Aber weil sie eine Frau ist, die nicht in dein Bild passt, meckerst du.“

Beyl schaute MacGarney an: Vielleicht hatte er Recht.

„Mir egal“, sagte er trotzdem. „Ich habe Hunger. Mittagessen?“

„Mittagessen!“

Beyl und MacGarney

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