Читать книгу Westside Blvd. - Entführung in L.A. - Torsten Hoppe - Страница 10

Kapitel 5

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Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber dennoch war ich mir völlig sicher, dass viele Stunden vergangen sein mussten, seitdem der Mann zum zweiten Mal bei mir gewesen war. Es fiel mir wahnsinnig schwer, auch nur vereinzelte, klare Gedanken zu fassen. Meine Gehirnzellen schienen viel zu verwirrt zu sein, um ihrer Arbeit nachzugehen. Völlig orientierungslos liefen die kleinen grauen Zellen gegen die Wände des Stammhirns und prallten hilflos zurück. Ein unkoordinierter Haufen von winzigen Rädchen, die es nicht schafften, das große Rad des rationellen Bewusstseins in Bewegung zu versetzen. Ich starrte hilflos die Decke an. Es lag zur Zeit nicht in meiner Macht, mich aus dieser Situation zu befreien. Weder konnte ich aus eigener Kraft von hier entkommen, noch konnte ich scheinbar Hilfe herbeirufen. Den nächsten Schritt musste unweigerlich der unheimliche Mann machen.

Ich spürte, wie mein Magen rumorte und setzte mich aufrecht hin. Freitagmittag hatte ich in der Kantine der Studios zum letzten Mal etwas gegessen und ich wusste beim besten Willen nicht, wie lange dies mittlerweile her war. Den Geräuschen, die mein Magen von sich gab, nach zu urteilen schienen seitdem schon einige Tage vergangen zu sein; auch wenn ich mir das nicht wirklich vorstellen konnte.

Mein Blick fiel auf die am Boden liegenden Sandwiches. Nach meinem schmerzhaft misslungenen Fluchtversuch hatte der Mann seine Aufräumaktion wohl für beendet erklärt. Ich stand auf und ging um das Bett herum. Langsam bückte ich mich und hob ein Käsesandwich auf. Ich setzte mich auf das Bett, strich mit den Fingern der linken Hand über das Brot, um eventuell anhaftenden Dreck abzuwischen, und biss leicht zögerlich hinein. Angewidert verzog ich den Mund, als meine Geschmacksnerven auf die trocken schmeckende Nahrung stießen. Doch das Hungergefühl war in diesem Moment viel stärker als die Abneigung aufgrund des unappetitlichen Anblicks. Ich hatte den letzten Bissen bereits in den Mund gesteckt, als mir mein Magen mit einem erbärmlich klingenden Knurren klar machte, dass mein Hunger noch längst nicht gestillt war.

Mit einer wenig eleganten Bewegung rutschte ich zur Fußseite des Bettes und streckte die Hand aus, um ein weiteres Sandwich vom Boden aufzuheben. Ich hatte die Brotscheibe mit den Fingern fast erreicht, als ich die fette Ratte sah, die gierig am Käse herumknabberte. Erschrocken zog ich die Hand zurück und schrie hysterisch auf. Die Ratte – nicht minder erschrocken – rannte wie von der Tarantel gestochen in die hintere Ecke des Raumes und verschwand in einem Loch direkt neben der alten Kommode. Ich hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und starrte zu dem Loch in der Wand hinüber. Ohne zu überlegen sprang ich auf und rannte zu der Kommode hinüber. Mit einem kurzen Stoß beförderte ich das hässliche Möbelstück auf die Seite und schob es gegen das Loch, so dass die Oberseite der Kommode den Ausgang versperrte.

Dann rannte ich mit schnellen Schritten zum Bett zurück und setzte mich wieder. Meine Augen lagen noch immer auf der Stelle, an der die Ratte verschwunden war. Erneut schlang ich die Arme um meine zitternden, angezogenen Beine und legte das Kinn auf die Knie. Das Hungergefühl war verschwunden.

Westside Blvd. - Entführung in L.A.

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