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Kapitel 8 (Steve Delaney)

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Als ich das Haus der Familie Simms betrat lag die Anspannung greifbar in der Luft. John und Pamela Simms sahen mich hilflos an und wussten nicht annähernd, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Keine Eltern sollten ihre Kinder verlieren – weder durch Tod noch durch eine Entführung, denn Eltern werden in solchen Situationen völlig kopflos. Ich war seit über zwanzig Jahren im Dienst des Los Angeles Police Departments und hatte schon verdammt viel erlebt, aber nichts war so emotional und aufwühlend wie Fälle, bei denen es um Kinder und ihre Eltern geht.

Mein Name ist Steve Delaney, ich arbeite im Rang eines Lieutenants für die ‘Major Case Squad’ von Los Angeles – eine Spezialeinheit, die zur Bekämpfung aller Arten von Schwerverbrechen eingesetzt wird. Mord, Entführung, Geiselnahme - das sind die Delikte, bei denen wir zuständig sind.

Vor einer Stunde war die Akte ‘Heather Simms’ auf meinem Schreibtisch gelandet: Eine junge Schauspielerin, die auf dem Weg nach Hause gekidnappt wurde; verbunden mit einer Kontaktaufnahme des Entführers, die etwas… nun sagen wir ‘ungewöhnlich’ verlaufen war.

Ich saß auf dem dunkelbraunen Sofa der Familie und machte mir einige Notizen, während John Simms unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging und dabei nervös mit seinem Ehering spielte.

»Und der Entführer hat am Telefon kein einziges Wort gesagt?«, fragte ich, als ich meinen Notizblock auf den Tisch legte und Heathers Vater verwundert anblickte.

»Nein, nicht ein Wort.« John Simms schüttelte energisch den Kopf. »Aber die Verbindung war nicht unterbrochen. Ich habe deutlich sein Atmen gehört. Was will dieses Schwein nur von meinem Mädchen?«

Er sah mich fragend an, doch ich konnte nur leicht mit den Schultern zucken.

»Das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, aber wir werden alles daransetzen, um das herauszubekommen, Mr. Simms. Was hatten Sie bei dem Telefonat für einen Eindruck von Ihrer Tochter? Wie hörte sich ihre Stimme an?«

»Sie war aufgeregt und auch völlig verängstigt. Ihre Stimme hat total gezittert.«

»Hatten Sie den Eindruck, dass er ihr etwas angetan haben könnte?«

John Simms schüttelte unmerklich den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Sie sagte mir, dass es ihr nicht gut ginge. Ich habe noch einmal nachgefragt, ob ihr jemand wehgetan hätte, aber sie verneinte dies. Sie war sehr aufgelöst, aber ich glaube, das hatte ausschließlich mit ihrer Angst und nichts mit irgendwelchen Schmerzen zu tun. Zumindest rede ich mir selbst dies bei jeder Gelegenheit ein.« Er sah mich mit großen Augen hilfesuchend an.

»Wissen Sie, ob ihre Tochter irgendwelche Feinde hat? Irgendjemand, der Streit mit ihr hatte; vielleicht ein Ex-Freund, den sie verlassen hat?«

John Simms setzte sich auf das Sofa. »Nein, Heather ist überall sehr beliebt. Sie hat keine Feinde. Und sie hat auch keinerlei gebrochene Herzen hinterlassen, die sich jetzt an ihr rächen wollen.«

»Mrs. Simms, hat Ihre Tochter Ihnen gegenüber vielleicht mal etwas von Problemen mit anderen Menschen erzählt, oder von Ängsten, die sie hatte? Von irgendwelchen Ereignissen, die ungewöhnlich waren? Alles kann hilfreich für uns sein, auch wenn es Ihnen noch so unwichtig erscheinen mag.«

Pamela Simms starrte abwesend aus dem Fenster hinaus zur Straße, als erwartete sie, dass ihre Tochter jeden Moment auftauchen und sich alles als ein großes Missverständnis herausstellen würde. Ich wollte meine Frage gerade noch einmal wiederholen, als sie mir, ohne den Blick von der Straße abzuwenden, mit leiser Stimme antwortete.

»Nein, Lieutenant. Sie hat mir nichts von irgendwelchen Problemen erzählt. Aber ich weiß auch nicht, ob sie das getan hätte. Wissen Sie, wir zwei verstehen uns wirklich sehr gut, aber ab einem bestimmten Alter erzählen Töchter ihren Müttern trotzdem nicht mehr alles…«

Sie drehte langsam den Kopf und zeigte ein trauriges Lächeln. »Kleine Mädchen werden groß und fangen an, ihr eigenes Leben zu leben. Wir sind immer noch Freundinnen, aber dennoch ist es anders, als es vor einigen Jahren noch war. Haben Sie Kinder, Lieutenant?«

Ich sah sie nachdenklich an und nickte. »Eine Tochter; sie ist acht Jahre alt.«

Pamela Simms schenkte mir ein etwas gefasster wirkendes Lächeln als zuvor. »Dann werden Sie in einigen Jahren sicher verstehen, was ich meine.«

»Ich kann es mir schon jetzt gut vorstellen. Falls Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, was uns weiterhelfen könnte, dann geben Sie uns bitte umgehend Bescheid.«

Ich wartete auf ein zustimmendes Nicken von Pamela Simms, doch ihre Augen fixierten bereits wieder hoffnungsvoll den Eingangsbereich ihres Vorgartens.

Ich sah zu einem Kollegen herüber, der sich am Telefonanschluss der Familie zu schaffen machte. »Wie weit sind Sie mit der Fangschaltung?«

Detective Angus Riley blickte kurz auf und nickte mir zuversichtlich zu. »Noch zwei Minuten, dann steht die Verbindung.«

Ich steckte mein Notizbuch ein und stand auf.

»Wir können im Moment nur sehr wenig tun, Mr. Simms. Aber wenn er sich das nächste Mal meldet, dann kriegen wir ihn. Detective Riley wird bei Ihnen bleiben und alles Nötige in die Wege leiten. Wir wissen nicht, wann er wieder anruft, aber es wird immer ein Kollege hier sein. Versuchen Sie auf jeden Fall, das Gespräch in die Länge zu ziehen. Je länger es Ihnen gelingt, ihn in der Leitung zu halten, desto größer sind unsere Chancen, den Anruf zurückzuverfolgen. Wir werden inzwischen versuchen, im Umfeld Ihrer Tochter Anhaltspunkte zu finden. Mein Kollege ist gerade auf dem Weg zu Heathers Wohnung, um mit ihren Mitbewohnerinnen zu sprechen, und ich werde mich im Studio umhören, ob es dort Probleme gab. Wenn es irgendwo ein Motiv gibt, dann werden wir es erfahren. Wir melden uns bei Ihnen, sobald wir einen Hinweis haben; das verspreche ich Ihnen. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und sich nicht selbst verrückt zu machen. Wir finden Heather.«

Wir gaben uns die Hand und John Simms begleitete mich zum Ausgang. Als ich wieder die Straße erreicht hatte und mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie auch er am Fenster stand. Er hatte den Arm um seine Frau gelegt, und schien beruhigend auf sie einzureden. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie ihm wirklich zuhörte.

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