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Kapitel 4

Auf dem Flur richtete Linda ihre Haare und schlang sie durch ein Zopfgummi. Sie versuchte, nicht an die Fahrstuhlfahrt zu denken. Ihre Tochter spürte wohl, was in ihr vorging, und hakte sich kurzerhand bei ihr unter. »Na Mum, gefällt es dir?«, fragte Megan mit leicht geröteten Wangen. Und Linda wusste sehr genau, woher diese Farbe kam. Das trieb ihr ebenfalls die Röte ins Gesicht, besonders, als sie nun in den Fahrstuhl stiegen und Jason sich mit verschränkten Armen an die Chromstange lehnte und sie mit schief gelegtem Kopf anblickte.

»Ja, mir gefällt es. Ich habe ein sehr schönes Zimmer«, gestand Linda.

»Und macht es dir keine Angst, Mum?«

»Nein, zum Glück nicht.« Sie sah zu Jason. Er taxierte sie geradezu. Das machte sie wieder unsicher. Unglaublich! Sie war eine gestandene Frau. Sie besaß ihren eigenen Blumenladen, der gut lief und sie zu einer selbstständigen, selbstbewussten Frau machte – eigentlich.

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und sie traten in die Lobby. Jason erkundigte sich nach dem Restaurant. Es läge auf einer der oberen Plattformen. Dafür gäbe es einen eigenen Fahrstuhl. Sie durchquerten also die große, in dezenten Pastellfarben gehaltene Lobby und stellten sich vor einen anderen Fahrstuhl. Sie fuhren nur ein Stockwerk nach oben, aber es dauerte eine Weile. Der Fahrstuhl war geschlossen und verspiegelt. Man konnte also nicht das Meer sehen. Schade, dachte Linda noch. Doch als sie ausstieg, war sie umso mehr überwältigt. Die Abendsonne schien ihr orangerot ins Gesicht. Wenn sie sich um ihre eigene Achse drehte, so sah sie nur eine riesige Fensterfront. Man konnte also von jedem Tisch aus auf das Meer hinabblicken. Entweder auf die endlose Weite des Meeres oder, auf der anderen Seite, den langen Sandstrand mit vielen Palmen. Dahinter standen vereinzelt ein paar Häuser im Grünen und in der Landesmitte sah man eine flache Bergekette.

Sie wurden am Eingang von einer Kellnerin in Empfang genommen und mussten ihre Namen nennen, die sie auf einer Liste suchte und durchstrich. Dann brachte sie Jason, Megan und Linda an einen Tisch. Weiße Tischdecken und weiße Stuhlhussen machten aus dem Restaurant etwas sehr Edles. Ein weiterer Kellner kam und reichte die Karte. »Willkommen in unserem ›Hochsee-Restaurant‹«, sagte er. »Heute werden wir hier Ihren Gaumen verwöhnen und morgen Abend tun wir das im ›Tiefsee-Restaurant‹. Frühstück gibt es in beiden Restaurants. Sie sehen, die Tische sind für sechs bis acht Personen angelegt, ich werde Ihnen also gleich noch Gäste an den Tisch bringen. Wenn Sie möchten, können Sie aber gern schon in der Karte stöbern und sich einen Aperitif aussuchen.« Er verteilte die Karten, verneigte sich und ging.

»Wow«, stieß Jason hervor, »das ist ganz nach meinem Geschmack. Meine Damen, wie wäre es mit einem Martini on the Rocks vorweg?«

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