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Der Kreis Mettmann vermarktet sich seit einigen Jahren ganz im Sinne seines berühmtesten Bewohners und Namensgebers als »neanderland«. Zum Ende des Frühjahrs erblüht die sanft gewellte Landschaft des nordwestlichen Ausläufers des Bergischen Landes zu einem gelbgrünen Flickenteppich, der sich bis hinunter an den Rhein zieht.

Nach einem entspannten wie ereignisreichen Tag im neanderland sorgt der unverstellte Blick vom Womo aus über den Rhein auf einen romantischen Sonnenuntergang für den gebührenden Ausklang. Nicht von ungefähr nennt sich der gemütliche Platz nahe der Grenze zu Düsseldorf-Urdenbach auch »Rheinblick«. Unser Fahrzeug kann hier gerne einmal pausieren, denn in unmittelbarer Umgebung sind gleich mehrere spannende Ziele zu Fuß oder mit dem Rad machbar.

RÖMISCHE GESCHICHTE

Nur fünf Minuten Spaziergang am Rheinufer nordwärts erreichen wir die Auenlandschaft der Urdenbacher Kämpe und den Anleger der kleinen Fähre zur Feste Zons, rechts gelangen wir zur biologischen Station Haus Bürgel. Die alten Römer hatten an dieser Stelle vor 2000 Jahren eine Wehrburg errichtet, deren Fundamente später Grundlage für einen Gutshof wurden. Im Eckturm und Herrenhaus berichtet ein römisches Museum mit Fundstücken und Dokumenten über diese Zeiten. Die Vermittlung eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur und ihren Ressourcen hat sich das ebenfalls ansässige Naturschutzzentrum zur Aufgabe gemacht. Auf der Wiese vor dem Gutshaus genießen seltene, aber stattliche Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde die bewundernden Blicke der Spaziergänger.

RHEINAUFWÄRTS

Folgt man dem Rheinufer südwärts ist bald das Fischerboot »Fiat Voluntas« erreicht. Der historische Aalschokker, ein Fischereisegelschiff, sitzt in voller Schönheit auf dem Trockenen und behandelt auf Schautafeln und in seinem Inneren die Geschichte der Flussfischerei, die sich bis zu Beginn der 1990er-Jahre hielt, als es in Monheim und Baumberg noch Räuchereien gab. Weiter Richtung Süden, also flussaufwärts, kommen wir zum MonBerg.


DER MONBERG ERHEBT SICH über einem modernen Gewerbegebiet auf einer früheren Abraumhalde. Neben toller Aussicht über den Rheinbogen lockt nach langem Treppenaufstieg eine abwechslungsreiche Gastronomie, mit Strandkörben, Beachbar und Liegestühlen (www.monberg.de).

Am Rheinufer liegt unterhalb des Deiches noch ein weiterer Aalschokker vor Anker. Landeinwärts befindet sich das Städtchen Monheim mit dem sehenswerten Heimatmuseum Deusser Haus, dem geschichtsträchtigen Schelmenturm und der zauberhaften, von einer öffentlichen Parkanlage umgebenen Villa Marienburg.

DER ÄLTESTE BEWOHNER DES NEANDERLANDS

Über die Bundesstraße 228 fahren wir durch die Stadt Hilden in einer knappen halben Stunde dorthin, wo vor mehr als 160 Jahren die Gebeine des berühmten Urzeitmenschen zufällig beim Abbau von Kalkstein entdeckt wurden. Wirtschaftliche Interessen machten damals dem wildromantischen Tal der Düssel, das Künstlern der renommierten Düsseldorfer Malerschule gern als Motiv diente, den Garaus. Fast exakt auf der Grenze zwischen den Städten Erkrath und Mettmann rekonstruierte man den Fundort auf einem Wiesengelände, vom Neanderthal Museum über einen kurzen Fußweg zu erreichen. Das türkisgrüne Äußere des Gebäudes erinnert entfernt an ein Schneckenhaus. Im Inneren spaziert man auf einem Spiralgang aufwärts durch die reichhaltig präsentierte Evolutionsgeschichte und begegnet dabei auch Nachbildungen des Neandertalers mit Smartphone und im Businessoutfit.


EIN KLEIN WENIG von der früheren Romantik des Neandertals wird erlebbar, wenn wir auf der Entdeckerschleife des Wanderwegs »neanderland STEIG« dem Verlauf der Düssel folgen, die hier fröhlich im Wald mäandrierend vor sich hinplätschert. An einer Lichtung öffnet sich das Tal und wir erreichen das Eiszeitliche Wildgehege mit friedlich grasenden Auerochsen, Wisenten und Tarpanen. Der gesamte Rundweg ist mit 19,1 Kilometern recht lang (www.wildgehege-neandertal.de).


Romantische Ecke im Dorf Gruiten


Gänse und Aalschokker am winter-lichen Monheimer Rheinufer


Liegestühle mit Aussicht auf dem MonBerg

FACHWERK AUS DEM BILDERBUCH

Keine zehn Minuten vom Neanderthal Museum entfernt liegt in einer weitläufigen Talsenke am Düsselbach das entzückende Dorf Gruiten. Eine Symphonie aus malerischem Fachwerk und hübschen Gärten, jedoch völlig ohne Freilichtmuseumsattitüde. Auf dem Dorfanger wird traditionell ein Maibaum aufgestellt und es gehören lebhafte Sommerfeste zum alljährlichen Veranstaltungsprogramm. Einen typisch bergischen Kirchplatz finden wir in Wülfrath mit verschieferten Fachwerkhäusern, Sprossenfenstern und grünen Blendläden rund um die evangelische Kirche. Dem Sakralbau zugewandt haben die Häuser mit so seltsamen Namen wie »Große Klaus und Kleine Klaus«, »Scholle«, »Aufm Haus«, »Aufm Keller«, »Frythof« oder »Damenhaus«, meist zwei Geschosse, auf ihrer Rückseite aber bis zu vier, denn der Platz wurde auf einer Anhöhe angelegt.

Tipp

Der Kalkabbau ist für Wülfrath von großer ökonomischer Relevanz. Die bereits aufgelassenen Steinbrüche bieten viel Raum für naturkundliche Forschungen. In einem Fördertunnel des ehemaligen Bochumer Bruchs wurde der »Zeittunnel« eingerichtet, der auf einer Länge von fast 200 Metern einen eindrucksvoll inszenierten Spaziergang durch die Erdgeschichte ermöglicht.


Lichtkunst im Wülfrather Zeittunnel


Auf Wanderschaft in den Rheinauen

KONTRASTE

Den Ort Neviges, seit 1975 zur Stadt Velbert gehörend, machte der Baumeister Gottfried Böhm bekannt. Im Mai 1968 erfolgte die Einweihung des Wallfahrtsdoms »Maria, Königin des Friedens«, dessen Architektur von außen betrachtet zu den moderaten Formen des brutalistischen Baustils gehört. Asymmetrisch unförmig und ästhetisch eher fragwürdig ragt grauer Beton in den niederbergischen Himmel. Doch das Innere, das man durch eine unscheinbare Pforte betritt, verfehlt seine außerordentliche Wirkung nicht. Haben sich die Augen erst an die plötzliche Dunkelheit gewöhnt, erkennt man einen gigantischen Kirchenraum, einer Kathedrale gleich, mit Emporen, Terrassen und Balkonen und schmalen hohen Fenstern mit charakteristischem Rosenmotiv.

AUF DER HÖHE

Am Nizzabad in Velbert-Langenberg ist ein Stellplatz fürs Fahrzeug vorhanden. Von hier aus heißt es dann: Es geht aufwärts mit uns, und zwar auf den Hordtberg! Auf der östlichen Talseite zeigt der filigrane rot-weiße Sendemast des WDR eindrucksvoll, wer hier der Größte ist. Gut 300 Meter ist er hoch, aufgestellt 1989 überragt er seinen Vorgänger von 1927 um ein Vielfaches. Geradezu bescheiden kommt der Bismarckturm von 1906 mit einer Höhe von knapp 28,5 Metern aus. Dafür verfügt er aber über eine Aussichtsplattform, die mit einem wunderschönen Blick über die Altstadt Langenbergs zu reizen weiß.

Tipp

Der Kletterpark Wald-Abenteuer gleich neben dem Bismarckturm sorgt für zusätzliche Adrenalinschübe. Kinderparcours, Adventureparcours und die sogenannte Todesschleuder locken Wagemutige in luftige Höhen. Hasenfüße bleiben auf dem Boden der Tatsachen und vergnügen sich auf dem Minigolfplatz und im Kletterbistro Baumhaus (www.wald-abenteuer.de/park/velbert-langenberg).

GANZ SCHÖN BELESEN

2020 jährte sich die urkundliche Erwähnung Langenbergs zum 800. Mal. Das Dörfchen von einst, das sich am Zusammenfluss von Deilbach und Hardenberger Bach und an der Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen schon bald zum wichtigen Handelsplatz entwickelte, bekam 1831 Stadtrechte, auf die man bis heute sehr stolz ist. Trotz der Eingemeindung zum Stadtgebiet von Velbert 1975 und dem Verlust der Eigenständigkeit fühlt sich der Langenberger noch stets unabhängig. So fiel die Entscheidung, den Ort mit seinem typisch Bergischen Ambiente zur Bücherstadt zu veredeln. Gemütliche Antiquariate laden zum Verweilen, gerne auch bei Kaffee und Kuchen, es gibt Einblick in die Kalligrafie oder ins Buchbinden.


AN DER RUHR IN ESSEN-KETTWIG beginnt bzw. endet der PanoramaRadweg niederbergbahn, der auf einer ehemaligen Bahntrasse bis nach Solingen führt, wo er in den Bergischen Panorama-Radweg übergeht. Er tangiert im neanderland Haan, Gruiten, Wülfrath, Neviges, Velbert und Heiligenhaus und fasziniert durch seine tollen Aussichten über die niederbergische Landschaft. Dabei darf man in Heiligenhaus die einzigartige Waggonbrücke nicht verpassen, die aus einem kompletten Güterzugwagen besteht (www.neanderland.de/radfahren/radfahren).


Abenteuer für Groß und Klein in luftiger Höhe des Langenberger Waldes

AUF EINEN BLICK

Info

STADT/REGION: Bergisches Land, Region Niederberg, Kreis Mettmann/neanderland

BESTE REISEZEIT: März–November

OPTIMALE REISEDAUER: 1–3 Tage

TOURISTINFO: Kreis Mettmann, Team Tourismus, Düsseldorfer Str. 26, 40822 Mettmann, Tel. 02104/99 11 99, www.neanderland.de

SEHENSWÜRDIGKEITEN

FESTE ZONS: Touristinfo Zons, Schlossstr. 2–4, 41541 Dormagen, Tel. 02133/25 76 47, www.dormagen.de/tourismus-freizeit/tourist-info

HAUS BÜRGEL: Urdenbacher Weg, 40789 Monheim am Rhein, Tel. 0211/996 12 12, www.hausbuergel.de

FIAT VOLUNTAS: Aalfischerei-Museum, Klappertorstr. 38, 40789 Monheim am Rhein, Tel. 02173/95 10, www.monheim-entdecken.de

DEUSSER HAUS: An d‘r Kapell 2, 40789 Monheim am Rhein, Tel. 02173/514 54, www.monheim-entdecken.de

SCHELMENTURM: Grabenstr. 30, 40789 Monheim am Rhein, www.monheim-entdecken.de

MARIENBURG: Hotel und Park, Hofstr. 16, 40789 Monheim am Rhein, Tel. 02173/208 63 10

NEANDERTHAL MUSEUM: Talstr. 300, 40822 Mettmann, Tel. 02104/979 70, www.neanderthal.de

NEANDERLAND STEIG: Amt für Digitalisierung Kultur und Tourismus, Sachgebiet Tourismus, Düsseldorfer Str. 26, 40822 Mettmann, Tel. 02104/99 11 99, www.neanderlandsteig.de

DORF GRUITEN: www.historisches-dorf-gruiten.de

WÜLFRATH: Bürgerbüro, Am Rathaus 1, 42489 Wülfrath, Tel. 02058/180, www.wuelfrath.net

WALLFAHRTSDOM NEVIGES: Elberfelder Str. 12, 42553 Velbert

BÜCHERSTADT LANGENBERG: Pannerstr. 15, 42555 Velbert, 02052/92 57 14, www.buecherstadt-langenberg.de


Portal des Langenberger Bürgerhauses


Campingromantik am Rhein

CAMPINGPLATZ RHEINBLICK

ADRESSE: Urdenbacher Weg, In der Aue 2, 40789 Monheim am Rhein, Tel. 02173/644 00 www.campingplatz-rheinblick.de

ANFAHRT: Von der Autobahn 59, Abfahrt Anschlussstelle Richrath, über Berghausener Straße nach Baumberg, der Hauptstraße Richtung Düsseldorf-Urdenbach folgen, im Wald bei der Bushaltestelle in Richtung Rhein ausgeschildert.

GPS: N 51°7‘11“, E 6°52‘26“

Der familiengeführte, ruhige und naturbelassene Platz Rheinblick liegt unmittelbar am Rheinufer und verfügt über etwa 20 Stellplätze für Wohnmobilisten. Er grenzt zudem an ein Gelände für Dauercamper. Es gibt einen Kinderspielplatz, komplett ausgestattete sanitäre Anlagen sowie einen populären Gastronomiebetrieb. Baden im Rhein ist nicht möglich, wegen der Strömung sogar lebensgefährlich. Mit der Buslinie 788 in Richtung Benrath Paulsmühle kommt man zur S-Bahn, welche wiederum beste Verbindung nach Düsseldorf und Köln garantiert.

WOHNMOBILSTELLPLATZ NIZZABAD

ADRESSE: Nizzatal 4, 42555 Velbert-Langenberg, Tel. 02052/21 12, www.stadtwerke-velbert.de/baeder/nizzabad

ANFAHRT: Aus Richtung Langenberg über die Donnerstraße links ins Nizzatal, entsprechend von Süden kommend über Nordrather Straße und Donnerstraße, dann rechts, jeweils der Beschilderung »Nizzabad« folgen.

GPS: N 51°20‘37“, E 7°8‘9“

Geeignet für maximal 3 Fahrzeuge liegt der Platz ganz idyllisch am Waldrand und darf maximal 72 Stunden belegt werden. Die Übernachtung ist kostenlos, Müllentsorgung sowie Versorgung mit Frischwasser sind möglich. Idealer Ausgangspunkt für Wander- und Radausflüge am Deilbach und in den Ortskern von Langenberg.

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