Читать книгу Häuser des Jahres 2021 - Katharina Matzig, Wolfgang Bachmann, Udo Wachtveitl - Страница 19

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Das Haus am See

Anerkennungen

von Thomas Kröger Architekten GmbH

in Wandlitz, Barnim


Den Bau einer Kirche vermuteten die Nachbarn während der Bauzeit. Heute ist die Villa Lebensraum für eine Familie und Wallfahrtsort für Architekten.

Der Barnim ist eine eiszeitlich gebildete Hochfläche und eine historische Landschaft im mittleren und nordöstlichen Brandenburg. Bis zum starken Wachstum Berlins im ausgehenden 19. Jahrhundert war der Barnim nur dünn besiedelt. Das änderte sich 1901 mit der Einweihung der Eisenbahnlinie Berlin-Groß Schönebeck – der sogenannten Heidekrautbahn –, an deren Strecke auch Wandlitz liegt. Damals entstanden dort Landhäuser und Villen, später zog es Erich und Margot Honecker, Egon Krenz oder Walter Ulbricht an den Wandlitzer See. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude von 1928 im Stil der Neuen Sachlichkeit stammt vom Architekten Wilhelm Wagner. Heute verbindet zudem die Bundesstraße 109 mit dem 25 Kilometer entfernten Berliner Stadtzentrum.

Glücklich, wer hier 1800 Quadratmeter Grund besitzt, in einem Wäldchen aus hochaufragenden Kiefern am See. Glücklich auch, wer die eigenwilligen Häuser in der Uckermark aus dem Berliner Büro von Thomas Kröger kennt, von denen viele mit Preisen und Auszeichnungen auch in den Häusern des Jahres prämiert wurden, und ihn für den Auftrag, ein Einfamilienhaus zu entwerfen, begeistern kann. Denn, so der Architekt, „am meisten reizt das Grundstück. Bei nahezu allen Häusern, die wir bauen konnten, gibt es diese besonderen Qualitäten im Naturraum. Wichtig dabei ist uns, dass die Grundstücke innerhalb eines gewachsenen baulichen Rahmens liegen. Ansonsten betrachten wir den Einfamilienhausneubau eher kritisch. Insbesondere problematisch sind Neubaugebiete, die die Ortskerne ausfasern lassen. Hier sind Konzepte gefordert, die Ortschaften baulich zukunftsfähig und interessant machen.“

So großartig das Grundstück auch liegt, so herausfordernd war es, das schlanke Baufeld mit dem Baurecht und dem geforderten Raumprogramm stimmig zu entwickeln. Zum Ufer des Wandlitzer Sees öffnet sich das aus einfachen geometrischen Formen zusammengesetzte Haus, zum Wald hin gibt es sich geschlossen. Die Organisation der Grundrisse erfolgt über Split-Level: Als hohe Halle öffnet sich im Erdgeschoss der Wohnbereich in den Garten, Kochen und Speisen laden aufgrund der niedrigeren Geschoss- und Raumhöhe zum intimeren Zusammensein. Die nächste Ebene ist den Eltern vorbehalten, ein halbes Geschoss höher liegt der Gäste-, Arbeits- und Kinderbereich. Sauna und Bad öffnen sich auf die Dachterrassenlandschaft, die von Kiefernkronen beschirmt wird. Etwas tiefer als der Wohnraum wird die Villa erschlossen, eine Stufe führt zu Garderobe, Gästebad und Werkraum.

Urteil der Jury

von Peter Cachola Schmal

Das Haus am Wandlitzsee ist trickreich. Die Bilder sind markant, die Stimmung entspannt und die Materialität kultiviert und gekonnt, der See liegt nah und das Haus scheint in angenehmer Entfernung dazu mit einem höherliegenden Steg verbunden zu sein. Es passt. Allerdings deuten die Grundrisse auf ein ganz anderes, viel dynamischeres Geschehen hin. Da schwingt eine S-Kurve von außen über den Esstisch und die Küche in die eingelassene 70er-Jahre Sitzlandschaft und wieder nach draußen zum See. Eine andere Bewegung führt mittels Split-Level nach oben, auch dort eine Kurvenfahrt zu den privaten Zimmern und auf die Dachterrasse, das Ganze wiederholt sich im Untergeschoss zum Werkraum. Denkt man Abbildungen und Grundrisse zusammen, wird einem ganz schwindlig. Welch Wandel an Perspektiven tut sich da auf – welch spannende räumliche Achsen! Eine einfache Kombination an Volumen baut eine sehr ausgereifte räumliche Inszenierung auf, mit einer wohltuend ruhigen Farbpalette an Wand, Boden und Decken. Man muss sich die Bewohner als sehr zufriedene Zeitgenossen vorstellen, die das Glück hatten, auf ein Architekturbüro gestoßen zu sein, das ihre Bedürfnisse erahnen und umsetzen konnte. Wie heißt es so passend im Lied „Haus am See“ von Peter Fox? „Alle komm’n vorbei, ich brauch’ nie rauszugehen.“



Wie eine Lichtung liegt die große, auf zwei Ebenen verteilte Dachterrasse im Kiefernwald.


Die Räume bestehen aus einfachen geometrischen Körpern. Die Apsis des Hauses nimmt im Erdgeschoss die Küche auf, darüber liegt das Elternbad. Tageslicht fällt von oben durch ein kreisrundes Dachfenster.


„Die Bauherren sind eine große Freude!“, erinnert sich Thomas Kröger. „Das gemeinsame Planen und Bauen hat uns durch Hochs und Tiefs gehen lassen und am Ende gab’s ein Fest mit allen Beteiligten. So soll es sein! Die Reaktionen der Nachbarn während der Bauzeit waren ganz unterschiedlich, aber immer voller Neugier. Bis zur Kirche wurde alles Mögliche spekuliert. Im letzten Jahr durften unsere Bauherren sogar das traditionelle See-Tischtennis-Turnier austragen und sind damit auch offiziell angekommen.“


Das Untergeschoss ist aufgrund der Seenähe als Wanne aus WU-Beton ausgeführt, die Obergeschosse sind aus Holz konstruiert. Das Treppenhaus im Inneren sowie der an der Nordwand markant nach außen tretende Kamin aus Sichtbeton steifen aus. Die Fassade besteht aus sibirischer Lärche.

Querschnitt


Längsschnitt


Grundriss Dachgeschoss


Grundriss Obergeschoss


Grundriss Erdgeschoss


Grundriss Untergeschoss


Material/Hersteller: Außenwand & Fassade: Mocopinus, Lärchenschalung Lignosil Verano, Holzlasur: Keim | Ausführende Firma: BDP Baudenkmalpflege Prenzlau | Bodenbeläge & Designböden: Fliesen Bäder: Serie Loop Jasba | Bad, Sanitär & Armaturen: Badkeramik Ceramica Flaminia, Mini App WC und Mono Waschtisch, Bette Bettelux Oval Silhouette, Badarmaturen: Vola HV1, FS1 | Beleuchtung: Außenleuchten Lowie und Duell Wall Modular Lighting, Wandleuchten innen: Volem Georg Bechter Licht

Beteiligte Unternehmen: ZRS Architekten, Berlin, www.zrs.berlin/de/tragwerk-und-bauphysik | Neue Landschaftsarchitektur – Rainer Elstermann, Berlin, www.rainerelstermann.de | R. Bayer Betonstein, Blaubeuren, www.betonwerkstein.de | BDP Baudenkmalpflege, Prenzlau, www.baudenkmalpflege-prenzlau.de | Tischlerei Kathrein, Berlin, www.tischlerei-kathrein.de | Bauunternehmen Müller, Schwielowsee, www.mueller-bauunternehmen.net | Dewald & Kriesel, Prenzlau, www.dewald-kriesel.de | Fußbodentechnik Kudell, Michendorf, www.kudell.de

Maßstab

M 1:400

1Eingang

2Wohnen

3Essen

4Kochen

5Eltern

6Schlafen

7Wellness

8Dachterrasse

9Arbeiten, Werken, Gäste

„Ein Haus im Kiefernwald am See. Ein hölzernes Volumen schlank zwischen die Baumstämme gesetzt. Räume wie auf Ästen um die Stiege gelegt. Ein luftiges Zimmer in den Baumkronen.“


Thomas Kröger Architekten GmbH,

Berlin, www.thomaskroeger.net

Anzahl der Bewohner:

3

Wohnfläche (m2):

280

Grundstücksgröße (m2):

1.800

Standort: Wandlitz, Barnim

Bauweise: Holzbau mit aussteifenden Elementen aus Beton, Keller: WU-Beton

Fertigstellung: 07/2019

Architekturfotografie:

Philipp Obkircher, Berlin

www.philippobkircher.de

Lageplan


Häuser des Jahres 2021

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