Читать книгу Kleine Helfer für die Altenpflege: Ich geh nach Hause! - Uli Zeller - Страница 10

Frau Grundmüller und Frau Dietrich sitzen nebeneinander auf einer Bank. Frau Seibert sitzt ihnen in ihrem Rollstuhl gegenüber und schaut weg. Ich setze mich gegenüber von Frau Grundmüller und Frau Dietrich, hinter Frau Seibert, auf einen Stuhl. Von Frau Grundmüller weiß ich, dass sie gern Redewendungen ergänzt. Also lege ich bald los:

„Der Apfel fällt nicht weit vom …“

„… Stamm“, ergänzt Frau Grundmüller.

„Richtig“, freue ich mich. „Je später der Abend, desto schöner die …“ Frau Grundmüller schaut mich an und runzelt die Stirn. Die Antwort fällt ihr nicht ein.

„Aber, Frau Grundmüller. Das wissen Sie doch. Also: je später der Abend, desto …“

Frau Grundmüller schaut mich an und lässt den Kopf sinken.

Stopp! Hier ist etwas schiefgelaufen, und zwar nicht nur eine Sache. Nein, ich habe gleich drei Fehler in 33 Sekunden gemacht. Was habe ich in dieser kurzen Zeit falsch gemacht?

Erstens: Ich bin hier nicht der Lehrer. Und Frau Grundmüller ist nicht die Schülerin. Es geht nicht darum, dass sie eine Prüfung ablegt und ich sollte keine Atmosphäre schaffen, die eine solche Situation nahelegt. Das weckt sonst vielleicht negative Erinnerungen an die Schulzeit.

Zweitens: Ich habe Frau Dietrich nicht einbezogen. Sie saß nur passiv dabei. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, sie auch anzusprechen. Aber vielleicht hätte sie gern mitgeraten.

Drittens: Ich habe Frau Seibert von hinten angesprochen. Ich hätte mich so hinsetzen sollen, dass auch sie mich gut sehen kann. Vielleicht hätte sie dann mitgemacht.

Drei Tipps, damit es das nächste Mal besser klappt:

Tipp 7: Es geht nicht um Wissen. Die Senioren sollen beim Rätseln Spaß haben.

Versuchen Sie, die vorhandenen Ressourcen der Senioren zu fördern und nicht ihre Fehler aufzudecken.

Tipp 8: Beziehen Sie so viele Senioren wie möglich mit ein.

Klar, man kann nicht immer alle Senioren gleichzeitig einbeziehen. Und manchmal hat jemand weniger Lust oder ein bestimmtes Spiel macht ihm keinen Spaß. Aber „einbeziehen“ kann auch heißen, mal nur den Blickkontakt herzustellen oder einen kurzen Händedruck auszuüben.

Tipp 9: Nähern Sie sich Ihrem Gegenüber vom Gesichtsfeld aus.

Also, von dem Feld aus, das er sieht. Sprechen Sie niemanden von der Seite oder hinten an. Bereiten Sie vor, dass Sie etwas von Ihrem Gegenüber möchten.