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Eigentlich bin ich der Beschenkte

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Heute besuche ich Frau Sander. Sie ist eine zurückgezogene Frau. Sie liegt meist in ihrem Bett im Altenheim. Nur zu den Mahlzeiten steht sie auf.

In den ersten Monaten im Altenheim bin ich kaum an sie herangekommen. „Lassen Sie mich lieber allein“, hat sie immer gesagt. Inzwischen ist das anders. Ich bringe stets einen Rucksack mit. Darin befinden sich Bilder, Geschichten und Gegenstände, die hilfreich für die Betreuung sind.

Auch als ich heute das Zimmer von Frau Sander betrete, liegt sie in ihrem Bett. Ich beginne die Begegnung mit ihr wie immer: Ich setze mich neben das Bett auf den Fußboden und stelle meinen Rucksack vor uns auf den Boden. Frau Sander schaut mich von oben herab an. Sie deutet auf meinen Rucksack und fragt: „Und was haben Sie heute da drin?“

Dieses Ritual zwischen uns hat sich so entwickelt und eingebürgert. Es ist inzwischen ein fester, immer gleicher Ablauf. Ich öffne meinen Rucksack und ziehe dann mal eine Vorlesegeschichte, ein Buch mit Fragen zur Biografie oder ein Spiel heraus. Und Frau Sander lächelt, hört zu und erzählt mir von sich.

Manche Menschen behaupten: Wer mit dementen Menschen arbeitet, hat keine Erfolgserlebnisse. Frau Sander beweist mir immer wieder das Gegenteil. Wenn mich die einst verschlossene Frau fragt „Was haben Sie heute in Ihrem Rucksack?“ und ich sie danach lächeln sehe, dann denke ich: ‚Ich habe den schönsten Beruf der Welt.‘

Eigentlich bin ich selber der Beschenkte, wenn ich mit dementen Menschen arbeite. Ich kann mich mit ihnen freuen, ihren Lebenserfahrungen zuhören und von ihnen lernen.

Menschen mit Demenz machen mir klar:

Tipp 11: Es kommt immer auf den Menschen an. Achten Sie in der Betreuung auf den Einzelnen.

Es ist nicht wichtig, dass ich mein Programm durchziehe, sondern dass ich die Menschen sehe und ihnen Freude mache, ganz gleich ob ich ein Buch, ein Spiel oder ein Bild aus dem Rucksack ziehe. Die Hauptsache ist, dass ich meinem Gegenüber etwas Lebensfreude schenken kann.

Tipp 12: Seien Sie offen dafür, von anderen Menschen zu lernen – auch von Menschen mit Demenz.

Menschen im Altenheim lenken meinen Blick auf das, was wirklich wichtig ist im Leben. Es ist nicht der viele Besitz, der mein Leben reich macht. Ganz andere Dinge bereichern mein Leben, z. B. die Sonnenstrahlen auf meiner Haut bei schönem Wetter oder dass mich jemand anlächelt und Zeit für mich hat.

Kleine Helfer für die Altenpflege: Ich geh nach Hause!

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