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Machen Sie bloß die Charts aus!

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Ich drehe die Musik lauter und wiege den Kopf hin und her. Aus dem Radio dröhnen die Charts. Gerade lief „Rockstar“, danach „River“ und jetzt „Was du Liebe nennst“. Die Musik geht mir in die Füße und ich wippe im Takt hin und her.

Nein, ich befinde mich nicht in der Disko und auch nicht im Tanzlokal, sondern bei der Arbeit im Altenheim. Um mich herum einige Heimbewohner: Frau Kraut, Frau Krummigel und Herr Bierbaum. Ich freue mich: „So macht mir die Arbeit richtig Spaß, wenn gute Musik im Hintergrund läuft.“

Das Problem an der Sache: Ich bin ein Kind meiner Zeit. Da ich die aktuellen Hits immer mal wieder im Radio höre, habe ich mich an die Musik dieses Jahrzehnts gewöhnt. Aber ich bin wohl der Einzige, der gerade die Musik lauter drehen möchte. Denn Frau Kraut schunkelt am liebsten zu Volksmusik. Schlager hört Frau Krummigel gern und Herr Bierbaum liebt Klassik. Hm, frage ich mich. Wer ist hier im Heim maßgeblich? Wer wohnt hier? Und wer ist der Gast und kommt nur zum Arbeiten?

Ich bin der Gast und die Bewohner leben hier. Die Bewohner sollten also bestimmen, was aus den Boxen dröhnt – nicht ich. Und sie sind wohl eher Musik aus anderen Jahrzehnten gewöhnt. Vielleicht versuche ich es einmal mit Peter Alexander oder den Beatles.

Ich erinnere mich an eine Episode aus meiner Schulzeit. Wir waren auf Klassenfahrt. Alle Schüler hatten ihre Kassetten dabei und jeder wollte, dass der Busfahrer auch mal seine Kassette laufen lässt. So wechselte die Musik von „Die Ärzte“ und „Die Toten Hosen“ über Kuschelrock und Rap bis hin zu Heavy Metal. Unserem Lehrer war es irgendwann zu viel. Also sagte er: „Wenn ihr alle eure Musik laufen lasst, darf ich doch auch mal meine Kassette einlegen. Einverstanden?“ Klar. Wir waren einverstanden und der Lehrer legte seine Kassette ein. Es handelte sich um eine Leerkassette. Die dauerte 90 Minuten. Anderthalb Stunden ohne Musik. Spätestens seit diesem Tag weiß ich, dass auch Stille etwas Schönes sein kann.

Menschen mit Demenz können sich oft nicht mehr so gut äußern. Manchmal können sie nicht mehr sagen, was ihre bevorzugte Musik ist – und nicht einmal mehr, welche Musik sie nicht mögen. Aber im Zweifelsfall kann ich ja mal keine Musik einlegen.

Ich glaube, manchmal sollte ich mich und meine Interessen ein wenig zurücknehmen – so auch meinen persönlichen Musikgeschmack – und anstatt Dauerbeschallung lieber mal das Radio ganz ausschalten.

Tipp 10: Die Musik, die Sie mit den Senioren hören, muss den Senioren gefallen.

Wenn es bei mehreren Senioren keinen gemeinsamen Musikstil gibt, der allen gefällt, kann man die Musik auch mal ausmachen.

Kleine Helfer für die Altenpflege: Ich geh nach Hause!

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