Читать книгу Kleine Helfer für die Altenpflege: Ich geh nach Hause! - Uli Zeller - Страница 7

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Bevor ich mich mit anderen Menschen auseinandersetze, scheint es mir wichtig zu sein, zuerst meine eigene Rolle zu klären. Wer bin ich? Wo befinde ich mich im System? Was sind eigentlich meine Erwartungen? Wie gehe ich damit um, wenn ich scheitere?

Bewohner verweigert Aktivierung

„Das Wetter ist schön und ideal für einen Spaziergang. Kommen Sie auch mit, Herr Schäfer?“, frage ich. „Nein, danke“, antwortet Herr Schäfer. In Ordnung. Dann eben nicht. Dann nutze ich das schöne Wetter eben aus und spaziere mit denen, die gern an die frische Luft möchten …

Kurz vor Feierabend sitze ich für die Dokumentation am Computer. Ich klicke das Profil von Herrn Schäfer an und tippe ein: „Bewohner verweigert Aktivierung“.

Einige Tage später lese ich die Dokumentation über Frau Bauer. Meine Kollegin Janine hat Bingo angeboten und Frau Bauer hatte kein Interesse an dem Angebot. Deshalb hat Janine geschrieben: „Bewohnerin lehnt Aktivierung ab“.

Hm, denke ich, „ablehnen“ klingt schöner als „verweigern“. Ich surfe im Internet und suche nach der Bedeutung von „verweigern“. Auf der Internetseite von Duden werde ich fündig: „Verweigern“ bedeutet „sich verschließen“ oder „sich unzugänglich für etwas zeigen“. Naja, überlege ich, Herr Schäfer war schon zugänglich. Nur, er hatte halt gerade keine Lust auf einen Spaziergang … Nun gebe ich „ablehnen“ auf der Duden-Seite ein. Da steht: „nicht annehmen“. Mit anderen Worten: Wenn ich bei Herrn Schäfer dokumentiere, dass er eine Aktivierung verweigert, tue ich so, als ob er sich mir unterordnen müsse. Meine Kollegin Janine dagegen hat geschrieben: „Frau Bauer lehnt ab.“ Hoppla – da schwingt ja ein ganz anderes Bild vom Menschen mit:

Der Senior darf auch Nein sagen.

Janine räumt ihm das Recht ein, so viel wie möglich selbst zu entscheiden.

Selbst wenn er sich gegen ihre Angebote entscheidet: Er darf das.

Niemand muss an Janines Angeboten teilnehmen.

„Verweigern“ oder „ablehnen“ – was ein Wort alles verdeutlicht. Seit diesem Tag habe ich in diesem Zusammenhang übrigens nie wieder das Wort „verweigern“ benutzt. Danke, Janine!

Tipp 1: Akzeptieren Sie das Nein des Seniors.

Nicht der Senior ist dafür da, dass sich die Betreuungskräfte gut fühlen. Im Gegenteil, die Betreuungskräfte sind für das Wohlbefinden der Senioren verantwortlich.

Tipp 2: Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn ein Senior ein Angebot ablehnt.

Wahrscheinlich hat er gar nichts gegen Sie als Betreuungskraft. Vielleicht überfordert ihn die Situation, er mag diese Form der Aktivierung nicht oder er hat einfach keine Lust.

Kleine Helfer für die Altenpflege: Ich geh nach Hause!

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