Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 48
Hotel Orion, Venedig
ОглавлениеDas Leben kehrte in die engen Gassen zurück. In der beginnenden Morgendämmerung schob ein kleiner, untersetzter Mann in signalroter Weste eine Karre über den kleinen Campo San Zulian. Der Wagen war angefüllt mit Müll, den er kurz zuvor von der Merceria gekehrt hatte. Auch an diesem Tag würden wieder die Touristen den Markusplatz überfluten wie die Brandung den Strand und anschließend durch die engen Gassen, in denen sich Laden an Laden reihte, der Piazale Roma entgegenströmen, nachdem sie Film um Film mit Aufnahmen der Markuskirche oder dem Dogenpalast verknipst hatten. Ab Mai gehörte Venedig der Welt.
Noch schien die Stadt zu schlafen, als die Gruppe Polizisten in blauen Uniformen das Hotel an der Spadaria durch den Haupteingang betraten, nachdem ihnen der Nachtportier geöffnet hatte. Ein Mann in Zivil erkundigte sich nach den Zimmernummern zweier kanadischer Gäste, die vor drei Tagen im Hotel abgestiegen waren. Der Portier schickte die Polizisten in den dritten Stock.
Brian Saint-Claire lag nackt in seinem Bett und schlief. Das Bettlaken war zerwühlt, und nur ein einfaches Leinentuch bedeckte seinen Körper. Seine Atemzüge gingen langsam und gleichmäßig. Das Knacken seiner Zimmertür nahm er nicht wahr. Auch als sich die Polizisten leise in das Zimmer schlichen, schlief er friedlich weiter. Erst als sich die Hand des Zivilbeamten auf seine Schulter legte und ihn heftig schüttelte, kam er zu sich. Benommen schlug er die Augen auf. Als er die Uniformierten erblickte, fuhr er hoch.
»Brian Saint-Claire«, ertönte eine Stimme in Englisch mit italienischem Akzent. »Sie sind verhaftet.«
Brian dachte, er träume. Er kniff die Augen zusammen, doch die Gestalten, die sein Zimmer bevölkerten, wollten dennoch nicht wieder verschwinden.
»Ziehen Sie sich an und folgen Sie uns auf das Revier!«, befahl die Stimme.
»Weswegen … was ist passiert?«, stotterte Brian.
»Das werden Sie noch früh genug erfahren.«