Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 51
13 Camp Springs, Maryland
ОглавлениеWayne Chang saß in seinem Büro und überflog die Aufzeichnungen, die er vom National Hurricane Center in Miami übermittelt bekommen hatte.
»Es gibt immer wieder Unglücksfälle«, sagte Schneider und schaute aus dem Fenster hinaus in den wolkenverhangenen Himmel. »Aber Unglücksfälle sehen anders aus.«
Chang blätterte in seinem Notizblock. »Derlei Phänomene sind bekannt, seit der Mensch sich darangemacht hat, die Stürme zu erforschen. Die Portland war ein solides Schiff, aber wenn der Bericht stimmt, dann hatten die Menschen an Bord keine Chance.«
»Da draußen geht etwas Seltsames vor«, sagte Schneider nachdenklich. »Was immer es auch ist. Ich weiß nur, dass diese gottverdammten Stürme nicht sein dürften. Nicht so früh und nicht so heftig. Es ist … es ist, als ob sich das Klima gegen die Menschheit zur Wehr setzt.«
»Nein, du redest dir da etwas ein. Es ist sicherlich ungewöhnlich, ja vielleicht sind es auch die Vorboten eines sich verändernden Klimas, aber du hörst dich fast so an, als glaubtest du, dass eine fremde Macht dahintersteckt.«
Schneider wandte sich um. »Vier Vermisste beim Absturz des Flugzeugs, über einhundert Vermisste beim Untergang der Portland. Und in beiden Fällen waren unsere Kollegen unterwegs, um die Hintergründe dieser abnormen Frühjahrsstürme zu erforschen. Sei mir nicht böse, aber ich habe das Gefühl, dass es sich dabei nicht mehr um einen puren Zufall handeln kann.«
Chang schüttelte ungläubig den Kopf. »Du entwickelst so etwas wie Paranoia. Sieh die Sache doch mal objektiv. Es ist ein ungewöhnliches Phänomen, dem wir auf den Grund gehen müssen, aber wir sind Wissenschaftler. Wir arbeiten nicht mit Vermutungen, wir spekulieren nicht, wir forschen und suchen nach Beweisen. Es geht um Meteorologie und um Klimatologie. Wissenschaftsgebiete, die sich ganz klar an mathematisch berechenbare Gesetzmäßigkeiten halten. Dahinter gibt es nichts Mystisches oder Übersinnliches.«
Schneider nickte. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist es nur ein vorübergehendes Phänomen. Aber es macht uns deutlich, dass wir schon viel näher am Abgrund stehen, als wir glauben. Und das hier ist erst der Anfang. Wer weiß, wie sich die Sache weiterentwickelt. Auf alle Fälle müssen wir auf der Hut sein und den Menschen sagen, wohin es führt, wenn man die Naturgewalten herausfordert und die Umwelt ständig mit Füßen tritt. Wir müssen eine klare Stellung beziehen. Das ist unsere Aufgabe.«
»Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte Chang. »Aber leider sind die Menschen noch nicht so weit. Solange es um Profit geht, gerät alles andere in Vergessenheit. Aber jetzt lass uns an die Arbeit gehen, wir haben noch über hundert Raster auszuwerten. Ich muss übermorgen das Konzept vorstellen, und da brauche ich die Zahlen schwarz auf weiß.«
Schneider seufzte. »Da draußen toben Stürme, und wir katalogisieren Temperaturen und Niederschlagsmengen. Findest du das nicht paradox?«
Chang verzog das Gesicht. »Nein, das finde ich nicht«, erwiderte er grimmig. »Wir sind nicht bei den Hurrikan-Jägern, wir haben andere Aufgaben, die ebenfalls erledigt werden müssen. Und die neue Rastereinteilung wird helfen, deine Angriffe, wie du sie nennst, frühzeitig zu erkennen und damit womöglich Menschenleben zu retten. Das ist alles andere als nebensächlich.«
Schneider sog tief die Luft ein. »Du hast ja recht. Aber seitdem Coldmann abgestürzt ist, leide ich unter Depressionen. Ich denke, dass niemand einen sinnlosen Tod sterben sollte.«
»Sein Tod war nicht sinnlos«, entgegnete Chang. »Er ist gestorben, während er seine Aufgabe erfüllte. Er war Pilot und kannte die Gefahren. Trotzdem ist er in den Hurrikan hineingeflogen. Er tat es, weil es seine Aufgabe war. Er hat nicht gezögert und über die Sinnlosigkeit seines Tuns spekuliert. Er hat es einfach nur getan, verstehst du?«
Schneider nickte. Er wusste, was Wayne Chang damit zum Ausdruck bringen wollte. »Also gut, genug davon«, sagte er schließlich. »Gib mir mal einen Teil der Datenblätter, damit wir vorankommen. Und wenn wir fertig sind, dann gehen wir zusammen zu Joe’s und gießen uns ein paar hinter die Binde.«
Chang hob abwehrend die Hände. »Tut mir leid, das geht nicht. Jennifer ruft mich später noch an.«
Schneider lächelte. »Verliebt?«
Chang griff geflissentlich nach einem Datenblatt, das in einem Korb vor ihm lag. Eine Antwort gab er nicht.
»Verstehe«, murmelte Schneider, bevor er Changs Büro verließ.