Читать книгу Die Völkerwanderung - Ulrich Offenberg - Страница 12
Cäsar schlägt Ariovist
ОглавлениеAnfangs sind die Römer jeder Konfrontation mit Ariovist aus dem Weg gegangen. Sie hatten ihm sogar den Ehren-Titel „amicus populi Romani“ verliehen, ihn also zum Freund des römischen Volkes ernannt. Nun kam Cäsar der Hilferuf einiger gallischer Stämme, die sich von den Germanen bedrängt fühlten, gerade recht. Er lockte die einsickernden Germanen in eine brillante Feldzugs-Ouvertüre: Nach seinem Sieg konnte er anschließend ganz Gallien im Triumph erobern.
Cäsar forderte Ariovist ultimativ auf, keine weiteren rechtsrheinischen Truppen mehr nach Gallien zu rufen, alle häduischen Gefangenen freizulassen und vor allem weitere militärische Aktionen gegen gallische Stämme einzustellen. Mit anderen Worten: Er forderte eine bedingungslose Unterwerfung. Ariovists Antwort war eindeutig: Wenn Cäsar wolle, könne er getrost angreifen. Er würde schon sehen, was seine kampferprobten Germanen zu leisten imstande seien.
Vor der Schlacht trafen sich die beiden Feldherren auf einem Hügel in der Nähe des heutigen Colmar zu Verhandlungen. Cäsar beschreibt die Situation in seinem „Gallischen Krieg“ ausführlich und dabei schneidet Ariovist, obwohl Barbar, nicht einmal schlecht ab. Ariovist argumentiert logisch, dass er auf Wunsch der Gallier seine Heimat verlassen habe und sie ihm freiwillig Teile ihres Landes gegeben hätten. Mit den Gefangenen verfahre er nach alten Kriegsgesetzen, nach denen der Besiegte dem Sieger gegenüber tributpflichtig sei.
Und schließlich sei er vor den Römern in Gallien gewesen, sie hätten nicht mehr Rechte auf die Provinz als er. Letztlich bot Ariovist Cäsar für dessen Rückzug seine militärischen Dienste an, um „alle Kriege, die Cäsar führen wolle, für ihn siegreich zu beenden.“ Doch es nutzten keine Argumente und keine wohlgemeintenAngebote. Cäsar lehnte das Ansinnen Ariovists kühl ab, die Schlacht war unausweichlich geworden.
In der Nähe des heutigen Mühlhausens trafen Cäsars vier Legionen, mit Hilfstruppen und der Reiterei ungefähr 25.000 Mann, auf ungefähr die gleiche Anzahl von Germanen. Es war die kühne Reitertruppe des jungen Publius, die dies Ringen entschied. Ariovists Kämpfer wurden zurückgedrängt und besiegt. Unter großen Verlusten zogen sie sich über den Rhein zurück. Auch Ariovist entkam und starb vermutlich vier Jahre später in Germanien.
Nach dieser Schlacht waren die Germanen aus Gallien vertrieben und Cäsar konnte den Rhein als Grenze zwischen Galliern und Germanen etablieren. Mit der nun folgenden römischen Eroberung Galliens hatten die Germanen natürlich neue Nachbarn erhalten, und Cäsar war nicht der Mann, der etwas dem Zufall überließ. Von nun an ließ er die Rheingrenze nicht mehr aus den Augen.
Cäsar war, wenn es um die Sicherung der Grenze zu Germanien ging, auch jederzeit zu Brutalitäten fähig. Als 56 v. Chr. die Volksstämme der Usipeter und Tenkterer in scheinbar friedlicher Absicht den Rhein überquerten, um Cäsar nach Land zu fragen, ließ er sie, es waren auch Frauen und Kinder darunter, von seinen Truppen gnadenlos niedermetzeln.
Bereits wenige Jahre zuvor hatte der Feldherr einen Völkermord an den Nerviern befohlen, auf den er sogar stolz war. Cato der Jüngere, ein erbitterte Feind Cäsars, stellte im römischen Senat den unerhörten Antrag, ihn wegen dieser Gräueltaten an die Germanen auszuliefern. Verständlicherweise blieb diese Aufforderung ohne Folgen.
Seit den Jahren 55 und 53 v. Chr. überquerte Cäsar mit seinen Truppen regelmäßig den Rhein, um Strafexpeditionen unter den Germanen durchzuführen. Er war aber klug genug, nie zu weit auf germanisches Gebiet vorzudringen. Seine Überfälle waren lediglich Demonstrationen seiner Macht, die die Germanen einschüchtern sollten. Er machte auch den römischen Senatoren klar, dass sich eine Expansion ins germanische Gebiet nicht lohne. Der Bildungsmangel und die niedrige Kulturstufe der Germanen seien nicht das Leben eines einzigen römischen Legionärs wert, meinte er.