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Die Teutonen drohen

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Es waren zwar die Hunnen, die mittelbar das Römische Reich zum Einsturz brachten. Aber eigentlich beginnt die Geschichte der Völkerwanderung bereits mit dem Marsch der Kimbern und Teutonen um 120 v. Christus. Dieser erste große Germanenzug Richtung Süden gab einen Vorgeschmack auf das spätere Drama der Völkerwanderung. Nach diesem ersten Schock hörten die Römer nie mehr auf, mit einer Mischung aus Misstrauen und nackter Angst ihre Nordgrenzen zu beobachten. Waren diese blonden Hünen vielleicht die Vorboten immer neuer Barbarenhorden, die sich des Südens bemächtigen wollten?

Die furiosen Kämpfe der Germanen gegen die römische Weltmacht ließen den römischen Dichter und Staatsmann Tacitus einen sehr respektvollen Satz über die Kimbern verfassen, die er als „jetzt noch ein kleiner Stamm, aber von ungeheurem Ruhm“ bezeichnet.

Die Teutonen kommen bei ihm nicht vor, dafür aber beim griechischen Seefahrer Pytheas, der nach seiner spektakulären Reise in den Norden über das heutige Helgoland um 325 v. Christus berichtet: „Dort wird im Frühling reichlich Bernstein angespült, der ein Auswurf des gefrorenen Meeres ist. Die Inselbewohner verwenden ihn zum Heizen, auch verkaufen sie ihn an die Teutonen, die ihnen auf dem Festland am nächsten wohnen.“ Mit dieser ersten Nennung des Stammes der Teutonen – so die Auffassung vieler Historiker – beginnt die Geschichte der Germanen.

Was ließ nun diesen germanischen Stamm der Teutonen ihr angestammtes Territorium verlassen und auf Wanderung gehen? Alles fing wohl mit einer Sturmflut an. Sie soll Jütland, die Heimat der Kimbern, überschwemmt haben. Versalzte Böden und eine damit einhergehende Hungersnot zwangen den größten Teil des Stammes zum Verlassen ihres Siedlungsgebietes – die Teutonen haben sich ihnen später angeschlossen.

Die riesige Wandergemeinde, es mögen an die 150.000 Menschen gewesen sein, setzten sich nach Süden in Marsch. Sie zog nach Böhmen, Schlesien und Mähren, schließlich ins Donaugebiet und in die Ostalpen.

Den Städte bauenden Römern waren Naturvölker suspekt. Die Informationen über die wandernden Germanen, die in Rom kursierten, hörten sich nicht gut an – und sollten von den späteren Ereignissen sogar noch übertroffen werden: Zwei gigantische Marschsäulen von insgesamt 300.000 Menschen seien unterwegs, erzählte man sich am Tiber, riesengroße, bewaffnete Krieger mit blauen Augen, dazu noch größere Scharen an Kindern und Frauen. Diese erbarmungslosen, hünenhaften Barbaren seien auf der Suche nach Land und nach Beute in den Städten. Wer sich ihnen entgegen stellte, würde niedergemacht.

Und tatsächlich erfolgte schon bald der ersteAngriff der Kimbern und Teutonen. Ziel war zunächst das mit Rom verbündete Norikum, das heutige Elsass. Der römische Konsul Papirius Carbo ließ sogleich die Alpenpässe besetzen, um die Germanen am Durchmarsch nach Italien zu hindern. Als sie jedoch nicht angriffen, beging Carbo aus Überheblichkeit seinen ersten Fehler: Er rückte gegen die Kimbern vor und beschuldigte sie, die Noriker, die Verbündeten Roms, angegriffen zu haben.

Die Kimbern versicherten eilfertig, von dieser Freundschaft nichts gewusst zu haben und versprachen, friedlich wieder abzuziehen. Denn sie seien lediglich auf der Suche nach Siedlungsland, um sich dort niederzulassen. Carbo gab ihnen darauf Führer mit, angeblich, um ihnen bei der Suche nach einem geeigneten Gebiet behilflich zu sein.

Das war allerdings nur ein Vorwand. Der Konsul hatte seine Führer angewiesen, mit den Barbaren einen längeren Umweg zu machen, während er ihnen mit seinen beiden Legionen in Eilmärschen den Weg abschnitt und Posten bezog, um sie aus dem Hinterhalt zu vernichten. Der Konsul sollte für seine Heimtücke bitter bezahlen. Die Schlacht fand 113 v. Chr. bei Noreia statt, einem Ort nördlich des heutigen Klagenfurt.

Carbo überfiel die Kimbern während einer Rast. Warum der Konsul glaubte, die Barbaren leicht besiegen zu können, wird für immer sein Geheimnis bleiben. Der primitiven aber durchaus wirkungsvollen Kampfweise der Germanen waren die überraschten Römer nicht gewachsen. Zwei Legionen – 12.000 Mann – wurden von den furios dreinschlagenden Kriegern aufgerieben. Dass sie nicht völlig vernichtet wurden, verdankten sie dem Aberglauben der Germanen. Als ein schweres Gewitter einsetzte, brachen sie den Kampf ab. Sie fürchteten den Zorn der Götter.

Die Völkerwanderung

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