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Germanische Brutalität

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In diesen Kämpfen müssen die Germanen eine oft sinnlos erscheinende Brutalität gezeigt haben. Die Schilderung des Geschichtsschreibers Livius ist überliefert. „80.000 Römer und Bundesgenossen wurden getötet, 40.000 Trossknechte und Marketender dazu. Alle Beute wurde den Göttern geopfert. Die Gewänder der Gefallenen und Gefangenen wurden zerrissen, Gold und Silber in den Strom geworfen, die Pferde ertränkt, die Gefangenen an den Bäumen aufgehängt. Von dem ganzen Heer blieben nur zehn Mann übrig, die die traurige Kunde überbrachten.“ Und Plutarch schrieb: „Unwiderstehlich in ihrer Tollkühnheit, ihrem Wagemut und der Kraft ihrer Arme, griffen sie bei den Schlachten mit der Schnelligkeit und Gewalt eines Feuersturms an. Keiner leistete ihrem Andringen Widerstand, sondern alle, auf die sie trafen, wurden wie Beutegut fortgeschleppt und später geopfert oder gleich niedergemacht.“

Selbst wenn die Zahlen übertrieben sein mögen, so dokumentieren sie deutlich das tiefe Entsetzen der Römer über den Vernichtungswillen und die Brutalität des Gegners. Auch wenn die Germanen durch die Abschlachtung der gefangenen Feinde ihren Göttern huldigen wollten – ihre Grausamkeit also einen kultischen Hintergrund hatte – ihr Verhalten trug nicht gerade zur Völkerverständigung bei. Die arrogantabweisende Haltung der Römer allerdings genauso wenig.

Trotz des neuerlichen Sieges gegen die Römer und obwohl das Land schutzlos vor ihnen lag, entschieden die weisen Frauen der Germanen gegen einen Zug nach Italien. Die Kimbern stießen über den Ebro nach Spanien vor, während die Teutonen undAmbronen plündernd durch Gallien zogen. Aber weder in Spanien noch in Gallien konnten die Germanen eine geeignete Heimat finden. Kimbern, Teutonen und Ambronen trafen sich wieder an der Seine und beschlossen nun endgültig, auf das römische Kernland, auf die Hauptstadt am Tiber in Italien zu marschieren. Die Zeit der Entscheidung war gekommen.

Die beiden Heerhaufen marschierten einige Wochen gemeinsam, dann trennten sie sich. Teutonen und Ambronen wollten über die Westalpen vordringen, die Kimbern über die Ostalpen. Zu dieser Zangenbewegung sollte es aber nicht mehr kommen. Rom hatte endlich den geeigneten Führer seiner Legionen gefunden: Gajus Marius, ein Haudegen alter Schule, machte sich mit kühlem Kopf an die Aufgabe, die Barbarengefahr ein für alle mal zu bannen.

Gajus Marius hatte die römische Kriegsmacht einer umfassenden Reform unterzogen, er hatte das Heer vergrößert und modernisiert. Die Trennung der beiden barbarischen Heere kam ihm sehr entgegen, und so erwartete er im Jahr 102 v. Chr. zunächst die Teutonen und Ambronen in der Nähe des heutigen Aix-en-Provence. Marius ließ sich vom Gegner nicht provozieren und hielt seine Soldaten im Lager zurück. Vom befestigten Wall aus beobachteten sie den Feind, um sich an die fremdartigen Gestalten zu gewöhnen und ihre Ausrüstung begutachten zu können. Dies war einer der Schlüssel zum Erfolg: dem Fremden seinen Schrecken zu nehmen.

Als sich die Germanen auf den Weg machten und am Lager der Römer vorbei zogen, dauerte es aufgrund ihrer schwindelerregend hohen Zahl ganze sechs Tage, bis der Zug vorüber war. Die Barbaren fragten die Römer lachend, ob sie ihren Frauen daheim in Rom etwas ausrichten sollten, denn in Kürze würden sie mit ihnen das Ehebett teilen. Marius war allerdings schneller und schnitt ihnen den Weg ab.

In der folgenden Schlacht gab er den übermütig gewordenen Barbaren keine Chance. Erst ging er gegen die Ambronen, dann gegen die Teutonen vor, fing sie am Flussufer ab und durchstieß ihre Reihen. Als er die Überlebenden ins Lager zurückdrängte, kamen ihnen die germanischen Frauen mit Schwertern und Äxten entgegen, um sowohl gegen die Fliehenden des eigenen Stammes als auch gegen die Römer einzuschlagen. Am nächsten Tag, die Barbaren waren besiegt, lagen 100.000 Germanen tot auf dem Schlachtfeld. Die Teutonen waren vernichtet.

Die Völkerwanderung

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