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Arminius’Abenteuer

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Was aber hat den jungen Mann, der wegen seiner Verdienste bei der Niederwerfung des Aufstands der Pannonen mit dem römischen Bürgerrecht und – einzigartig genug – sogar mit der Ritterehre ausgezeichnet worden war, dazu bewogen, einen Aufstand gegen die römische Besatzung anzuzetteln? Arminius hatte glänzende Aufstiegschancen im römischen Heer, überdies waren die Cherusker ein von den Römern privilegierter Stamm, der im Gegenzug Hilfstruppen stellte.

Es gibt dazu nur Vermutungen. Möglicherweise hasste der freiheitsliebende Germane die arroganten Besatzer und wollte sein Volk vom Joch der Römer befreien. Vielleicht aber dachte er auch daran, mit einem Sieg über die römischen Legionäre an die Spitze seines Stammes vorzurücken und andere Familienmitglieder zu übertreffen. Eine andere schlüssige Begründung mehr privaten Charakters könnte sein, dass sich Arminius an seinem pro-römischen Onkel Segestes rächen wollte, der Varus nahe stand und ihm überdies die Hand seiner Tochter Thusnelda vorenthielt.

Es gibt aber auch eine militärpolitische Erklärung: Demnach fordertenArminius und seine Mitstreiter einen höheren Sold, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Akzeptanz innerhalb der römischen Truppen. Oder war es einfach die Tat eines jungen Abenteurers, der sich keine Gedanken über die Tragweite seiner Verschwörung machte? Wie auch immer, die große Entschlossenheit und die hohe Risikobereitschaft des Arminius bleiben ebenso bemerkenswert wie ungeklärt.

Der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus beschreibt den jungen Germanenfürsten wie folgt: „Es gab damals einen jungen Mann aus vornehmem Geschlecht, der tüchtig im Kampf und rasch in seinem Denken war, ein beweglicherer Geist, als die Barbaren gewöhnlich sind. In seiner Miene und in seinen Augen spiegelte sich ein feuriges Temperament. Es war kein dummer Gedanke von ihm, dass niemand leichter zu fassen ist als ein Nichtsahnender, und dass das Unheil meist dann beginnt, wenn man sich ganz sicher fühlt.“

Die historischen römischen Quellen sind in einem Punkt sehr stimmig: Der Germane Arminius kommt bei den römischen Autoren wesentlich besser weg als ihr Landsmann Varus, dem sie die katastrophale Niederlage im fernen Germanien nie verziehen haben.

Bevor sich die römischen Legionäre auf den Umweg machten, der ihr Verderben bedeuten sollte, versuchte der mit Arminius verfeindete Segestes den Römer Varus zu warnen und riet ihm, Arminius und andere Rädelsführer gefangen zu nehmen oder sie zumindest vorsorglich zu entwaffnen.

Varus hörte nicht auf den Germanenfürsten. Arminius hatte sich schließlich als herausragender Soldat im Dienste Rom erwiesen und war hoch dekoriert aus seinen Kämpfen für das Imperium in die germanische Heimat zurückgekehrt. Varus interpretierte die Kontroversen zwischen Onkel und Neffen als neue Auswüchse eines Familienstreits. Denn schließlich bestand die Führungsschicht der Cherusker aus zwei oder drei miteinander verwandten Familien, die im ständigen Zwist lebten und jeweils die Führung über den gesamten Stammesverband anstrebten.

Die Völkerwanderung

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