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Wieder in Indien

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Juli 1998 – Ich wollte die Sommerferien in Indien verbringen und hatte mir einen Zeitraum von vier Wochen gesetzt. »Bist du müde?«, ist die erste Frage, die Baba nach meiner Ankunft im Ashram von Hyderabad stellt. Obwohl ich die Frage zu dem Zeitpunkt als eine belanglose Erkundigung nach meinem momentanen Befinden auffasse und mit »nein« beantworte, notiere ich sie in meinem Tagebuch und erst nach längerer Zeit wird mir klar, dass Babas Fragen oft eine versteckte Bedeutung haben. Babas Frage galt einer Reisenden, die nach langer Abwesenheit von zuhause und vielen Beschwernissen wieder in ihre Heimat zurückkehrt …

Es ist Regenzeit und dreizehn Besucher sitzen unter dem überdachten Darshanplatz. Niemand weiß, ob Baba kommt. Plötzlich steht Baba oben auf der Treppe, im orangefarbenen Dhoti, die rote Robe leger über der Schulter.

Nach einem heftigen Regenguss sind die roten Teppiche, die den Boden bedecken, schon wieder trocken. Obwohl Baba keinen Wert auf Förmlichkeiten legt, stehen alle auf und begrüßen Ihn mit Namaskar.

Lachend setzt Er sich in die Mitte auf den Teppich. Bei jeder Runde mit seinen Besuchern zeigt sich Baba als perfekter Gastgeber. Es gibt Snacks, Kekse, Nüsse. Die Köchin, eine eindrucksvolle Erscheinung, bringt Kaffee. Obwohl sie wohlhabend und unabhängig ist, dient sie Baba, indem sie für Ihn kocht.

Am fortgeschrittenen Abend lässt Baba das Carromboard bringen. Das Spiel wird in ganz Indien schon von Kindern gespielt und ist eine Art Fingerbillard, bei dem jede Partei auf einem glatten Holzbrett ihre Spielsteine in ein kleines Loch schnippen muss. Das erfordert ein hohes Maß an Fingergeschicklichkeit und strategischem Denken. Es spielen immer zwei zusammen. Baba wählt einen unerfahrenen Mitspieler aus, während die Gegenpartei aus zwei geübten Permanenten besteht. Bald hat die Gegenpartei fast die erforderlichen Punkte zum Sieg, während Babas Team noch bei null steht. Aber in wenigen Minuten hat sich das Bild gewandelt: Blitzschnell hat Baba alle Punkte für sich gebucht und beide Parteien haben die gleiche Punktzahl, aber keiner Partei gelingt der siegreiche Treffer. Baba zieht das Spiel genüsslich hinaus, und heizt durch manche Fast-Treffer die Spannung an.

Dabei lacht Er, macht Witze, unterhält sich mit den Besuchern, trinkt einen Schluck Kaffee, setzt wie nebenbei völlig entspannt Seine Schüsse, zielt bewusst daneben, so dass der Vorteil wieder bei der anderen Partei liegt, scheint sich jedem zuzuwenden, nur nicht dem Spiel. Schließlich, mit einem spektakulären und technisch höchst komplizierten Schuss, bei dem Er kaum das Brett betrachtet, entscheidet Er das Spiel für sich. Die Botschaft ohne Worte: Gott gewinnt immer …

Es ist spät in der Nacht, als Baba aufsteht, aber ehe Er endgültig die Treppe hinaufgeht, spricht Er noch mit dem einen oder anderen, fragt nach persönlichen Dingen, macht eine lustige Bemerkung, dass alle lachen, und hat indessen die erste Treppenstufe erreicht. Als Abschiedssegen hüllt Er die Gruppe in eine Wolke von intensivem Rosenduft und steigt dann winkend, segnend, lachend, erzählend, singend die Treppe hoch – das rote Kleid hängt wie ein Königsmantel über Seinem Rücken.


Gott singt

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