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Hildegards Predigtreisen

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Trotz zunehmender Altersbeschwerden und strapaziöser Reisebedingungen (auf dem Rücken von Pferden, in der Kutsche, auf dem Schiff oder zu Fuß) unternimmt Hildegard zwischen 1158 und 1171 nachweislich mehrere Predigtreisen (vermutlich vier größere) quer durch Deutschland. Bei diesen Gelegenheiten besucht die gerngesehene Äbtissin auch einige befreundete Klöster. Auf öffentlichen Plätzen und in etlichen Kathedralen (u. a. in Köln, Trier, Lüttich, Mainz, Metz, Bamberg und Würzburg) wendet sie sich an das Volk und im Besonderen an die in Verruf geratene hohe Geistlichkeit. In der ihr zugewiesenen Rolle als „Posaune Gottes“ warnt Hildegard die Menschen eindringlich vor zunehmender Gottvergessenheit und dem Verlust moralischer Integrität.

Die Menschen – vor allem auch der Klerus – sollten ihr skrupelloses Verhalten ändern und sich um eine angemessene christliche Lebensweise bemühen. Die abstoßende Lebensführung vieler Geistlicher kommt auch in vielen Briefen der Seherin offen zur Sprache. Anstatt sich um ihre eigentliche Aufgabe – die Seelsorge und den Dienst an Armen – zu kümmern, bezichtigt Hildegard die geweihten Männer, wie besessen Reichtum und Besitz nachzulaufen und ein zügelloses Leben zu führen. Da Hildegard ganz offensichtlich im Namen einer höheren Autorität spricht und dementsprechend glaubwürdig den Willen Gottes kundtut, wird sie vom Volk respektiert und geachtet.

Nach längerer Krankheit stirbt die Prophetin und „Posaune Gottes“ am 17. September 1179. In ihrer Vita, herausgegeben von den Mönchen Gottfried und Theoderich, wird berichtet, dass zum Zeitpunkt ihres Todes ein großes Lichtkreuz am Himmel erschien.4 Das Datum ihres Sterbetags hatte sie ihren Schwestern vorausgesagt.

Hildegard von Bingen

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