Читать книгу Hildegard von Bingen - Ursula Klammer - Страница 9

Ein Kontinent bewegt sich

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Als Hildegard geboren wurde, veränderte sich das Gesicht Europas allmählich. Die Bevölkerung wuchs, neue Flächen wurden urbar gemacht und neue Städte gegründet. Bessere landwirtschaftliche Geräte und effizientere Anbaumethoden führten zu einem deutlichen Aufschwung. Die Ländereien wurden dichter besiedelt und die Städte entwickelten sich zu bedeutenden Zentren. Ein selbstbewusstes Bürgertum gewann immer mehr an politischem Einfluss und emanzipierte sich allmählich von der kirchlichen Vorherrschaft. Der Aufwärtstrend zeigte sich auch an der Verbreitung der so genannten schönen Künste – vornehmlich an Fürstenhöfen sowie in den Städten. Die Minnelieder oder beeindruckende Kirchenbauten zeugen heute noch vom künstlerischen Glanz dieser Epoche.

Durch die enge Verbindung von Kirche und Staat hatten viele Fürsten kirchliche Ämter und Güter inne. Ebenso lebten viele Bischöfe als Vasallen des Königs wie weltliche Fürsten und waren stark in wirtschaftliche und politische Geschäfte verstrickt. Dieses Missstandes überdrüssig, wandte sich Hildegard von Bingen als Äbtissin brieflich an den römisch-deutschen König Friedrich I. Barbarossa [später Kaiser des römisch-deutschen Reichs], um sich gegen den Kauf von Kirchenämtern (Simonie) und die so genannte Laieninvestitur starkzumachen.1 Diese Praxis bedeutete, dass kirchliche Amtsträger von weltlichen Herrschern (anstatt von den zuständigen Bischöfen bzw. dem Papst) eingesetzt wurden. Zwischen Barbarossa und dem Papst war es zu starken Spannungen und schließlich zu einem erbitterten Machtkampf gekommen. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation wollte zusätzlich zu seiner irdischen Macht auch zum Beherrscher der Kirche werden. Er schaltete sich in die Papstwahl ein und übte Einfluss auf die Ernennung von Bischöfen aus. Erst das Wormser Konkordat von 1122 konnte den Investiturstreit zwischen dem Papst und dem König bzw. Kaiser lösen.

Hildegard von Bingen

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